Braune vs. weiße Eier
Veränderung im Handel – diese Eier stehen vor dem Aus
Der Eiermarkt ist im Wandel. Noch greifen die Österreicher im Regal lieber zu braunen Eiern, doch diese könnten in absehbarer Zeit verschwinden.
"Heute sieht man braune Eier schon immer weniger, bald dürfte es gar keine mehr geben", prognostiziert der Chef der deutschen Eiererzeuger, Henner Schönecke, gegenüber der "Bild"-Zeitung. Hintergrund ist eine einfache wirtschaftliche Rechnung: "Weiße Hühner haben ein größeres genetisches Potenzial als braune. Sie leben und legen länger. [...] sind einfacher zu halten und mobiler als braune."
Bezogen auf die Farbe der Eier stimmt das auch, bestätigt Bernhard Pürrer vom österreichischen Branchenverband EZG Frischei laut "Salzburger Nachrichten". Seit Jahrzehnten ist den Hühnerhaltern bekannt, dass die Rassen, die weiße Eier legen, in Summe weniger Futter brauchen, aber mehr Ertrag liefern.
Grundsätzlich unterscheiden sich weiß- und braunschalige Eier nicht im Geschmack oder innerer Farbe, so Pürrer weiter. Dennoch sind in Österreich, im krassen Gegensatz zu Deutschland, 9 von 10 verkauften Eier braun.
Der Hintergrund ist eher emotionaler als rationaler Natur: "In den Köpfen der Österreicher ist das weiße Ei ein billiges Ei aus Käfighaltung." Das war vielleicht früher einmal so, doch die Käfighaltung ist hierzulande schon seit Jahren verboten.
Kundenakzeptanz ändert sich
Christoph Buttenhauser, Geschäftsführer von SalzburgerLand-Ei, hält in Obertrum selbst etwa 4.500 Legehennen in Boden- und Freilandhaltung – alle von ihnen legen braune Eier. Er folge damit den Kundenwünschen, wird er in "SN" zitiert.
"Auch im Handel ist die Nachfrage nach braunen Eiern bisher größer. Und die Hotellerie stellt ohnehin lieber weiche Eier mit brauner Schale auf den Frühstückstisch." Zu Ostern sei das anders, weiße Schalen färben sich einfach besser.
Doch langsam gewöhnen sich auch die heimischen Kunden an hellere Eier. "Das liegt auch daran, dass in der Biohaltung besonders die Rasse Sandy geeignet ist, und die legt beige Eier", weiß Branchenvertreter Pürrer.
Züchtung gibt vor
Und auch aus betrieblicher Sicht stehen die Zeichen auf Veränderung. Laut Buttenhauser, der in Summe für 13 Hühnerhalter spricht, sind derzeit etwa ein Fünftel der SalzburgerLand-Eier weiß. Künftig könnte der Anteil weiter ansteigen.
Die heimischen Küken kämen zwar fast ausschließlich aus österreichischen Elterntierbetrieben, doch die Züchtung geschieht nur noch auf europäischer Ebene. Und dort werden Hennen, die weiße Eier legen, favorisiert. "Wenn die bei ihrer Züchtung ausschließlich auf weiße Eier umstellen, wird sich das mit einiger Verzögerung auch in Österreich durchsetzen", erklärt der Fachmann.
Eine schnelle Umstellung wird es aber nicht geben. "Braune Eier haben in Österreich Tradition, das wird sich auch nicht ändern", versichert Markus Lukas, Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich (GWÖ) gegenüber der "Kleinen Zeitung".
Ohrläppchen macht den Unterschied
Zum Abschluss wartet der Hühner-Experte Buttenhauser noch mit Wissen auf, das vielleicht eines Tages einem "Millionenshow"-Kandidaten den großen Preis sichern wird. Es ist nämlich keinesfalls so, dass ein weiß gefiedertes Huhn automatisch auch weiße Eier legt; das gilt ebenso für ihre braunen Verwandten.
Wie man dennoch am Huhn selbst ganz sicher erkennen kann, welche Farbe das zu legende Ei haben wird? Am Ohrläppchen! "Ist das weiß, so sind das auch die Eier", heißt es im "SN"-Bericht abschließend.
Mario Lamers vom wissenschaftlichen Geflügelhof des Bruno-Dürigen-Instituts präzisierte diesen Leitspruch schon früher gegenüber dem MDR: "Eine weiße Ohrscheibe steht für weiße bis cremefarbene Eier. Eine rote Ohrscheibe steht für bunte Eier, also braun, rot, grün, blau, türkisfarbige."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der Eiermarkt steht vor Veränderungen, da sich der Trend weg von braunen hin zu weißen Eiern entwickelt
- Obwohl der Geschmack und die Qualität gleich sind, bevorzugen die Österreicher noch immer braune Eier, doch die steigende Produktion und Nachfrage nach weißen Eiern könnten das bald ändern