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Vegetarische Ernährung ist ansteckend
Forschende aus Österreich haben untersucht, wie Menschen von einer klimafreundlicheren Ernährung überzeugt werden können. Das soziale Umfeld ist dabei zentral.
Nutztierhaltung belastet unsere Gewässer und Böden und schadet dem Klima – denn sie verursacht mehr Treibhausgase als sämtlicher Verkehr weltweit. Und selbst wenn der Fleischkonsum momentan sinkt, essen wir immer noch sehr, sehr viel davon. Doch wie bringt man Menschen dazu, dem Klima zuliebe weniger Fleisch zu essen?
Ein Team um die Wissenschaftlerin Sibel Eker am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse in der Nähe von Wien hat sich genau damit beschäftigt. Laut einem Interview mit "Bento" hatte Sibel Eker ihren eigenen Fleischkonsum reduziert und daraufhin in ihrem Umfeld beobachtet, wie immer mehr Leute es ihr nachmachten. "Deshalb wollte ich die Dynamik in der Bevölkerung durch Ernährungswechsel und deren Auswirkung auf die Umwelt erforschen", sagt sie.
Junge Leute sind offener für neue Ideen
Die Studie hat gezeigt, dass soziale Normen einen großen Einfluss darauf haben, ob Menschen sich nachhaltiger ernähren. Und zwar sogar einen größeren, als über Gesundheitsrisiken von Fleischkonsum Bescheid zu wissen oder der Gedanke, dass man mit dem Steak auf dem Teller das Klima belastet.
Sobald es also mehr Vegis gibt und diese auch in der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen werden, führe das dazu, dass die Menschen um sie herum automatisch beeinflusst werden. Besonders spannend ist, dass dieser Effekt vor allem bei jungen Leuten greift, da sie laut der Studie offener für neue Ideen und Konzepte sind.
"Fakten allein zählen nicht mehr"
Ein weiterer Schlüsselfaktor sei außerdem die sogenannte Selbstwirksamkeit. Dabei geht es darum, wie entschlossen jemand ist, sein eigenes Verhalten zu ändern – also beispielsweise im Restaurant das Vegi-Gericht bestellt, weil es nun mal besser für die Umwelt ist, obwohl er oder sie eigentlich sehr Lust auf Fleisch hätte. Laut den Forschenden glauben Frauen bezogen auf den Umweltschutz eher an ihre eigene Selbstwirksamkeit – weshalb sie sich öfter vegetarisch ernähren.
Die Erkenntnisse der Studie könnten auf lange Sicht Politik und NGOs dabei helfen, mehr Menschen von einer nachhaltigen Ernährung zu überzeugen. Dass in der Klimadebatte soziale Normen und Verhaltensfaktoren wichtiger sind als trockene Facts zu verbreiten, ist laut Sibel Eker bereits Konsens in der Wissenschafts-Community: "Fakten allein zählen nicht mehr. Um auf die Dringlichkeit aufmerksam zu machen, müssen die Werte von Menschen angesprochen werden." (friday)