Gepäck am Bahnsteig

Vater wollte Babys aus Railjet holen, doch Zug fuhr ab

Björn B. (47) hatte Koffer und Kinderwagen abgestellt. Als er seine Frau und die Zwillinge holen wollte, ging die Türe zu – die Familie war gefangen.

Wien Heute
Vater wollte Babys aus Railjet holen, doch Zug fuhr ab
Familie B. reist regelmäßig mit dem Zug von Wien nach St. Anton am Arlberg.
zVg

Björn B. (47) und seine Frau Heidi (41) sind geübte Zugreisende: Rund ein Mal pro Monat fährt das in Wien lebende Ehepaar mit seinen 1,5-jährigen Zwillingen nach St. Anton am Arlberg (T) und wieder retour in die Bundeshauptstadt. Beim Verwandtschaftsbesuch hat die Familie immer zwei Koffer, zwei Rucksäcke, einen Doppelkinderwagen und eine Wickeltasche mit. 

"Schon in St. Pölten bereiten wir alles zum Aussteigen in Wien-Meidling vor. Wir sind wirklich schnell. Ich nehme die Koffer, die Rucksäcke und den Kinderwagen, stelle alles auf den Bahnsteig. Dann gehe ich noch einmal zurück, nehme einen der Zwillinge und meine Frau den anderen", berichtet Björn B.

Als ich wieder eingestiegen bin, schloss sich plötzlich die Waggontür. Sie ließ sich nicht mehr öffnen, wir waren gefangen!
Björn B.
verärgerter Zugreisender

Bis jetzt hatte die Familie keine Probleme – bis zum 28. Dezember. Der 47-Jährige hatte bei der Ankunft mit dem Railjet mittags in Wien-Meidling das Gepäck schon ausgeladen: "Wir waren die Ersten, ich habe dafür vielleicht 60 Sekunden gebraucht. Als ich wieder eingestiegen bin, um meiner Frau den Sohn abzunehmen, schloss sich plötzlich die Waggontür. Sie ließ sich nicht mehr öffnen, wir waren gefangen!"

Auch eine andere Familie mit zwei Kindern wollte aussteigen, der Vater – Ali S. (38) – und ein Kind standen bereits am Bahnsteig, als sich die Türe wieder schloss. Der Wiener und andere Zugpassagiere versuchten verzweifelt, die Türe zu öffnen, klopften und riefen um Hilfe. Doch der Zug fuhr einfach ab: "Dass da niemand schaut? Einfach losfahren ist schon ein bissl stark", meint Björn B. Seine Kritik: "Zwei Minuten Haltezeit ist für Familien oder gebrechliche Leute einfach zu kurz."

Schaffner wollte Familie nicht einsteigen lassen

Familie B. sowie Frau und Tochter (1) von Ali S. mussten bis zum Hauptbahnhof fahren und dann gemeinsam ein Taxi nach Wien-Meidling zurücknehmen. Glück im Unglück: Ali S. konnte inzwischen auf das Gepäck von beiden Familien aufpassen. Für den 38-Jährigen war es allerdings nicht der erste Vorfall an diesem Tag: "Wir hatten bereits Probleme beim Einsteigen. Wir standen in Bludenz am Bahnsteig, doch der Schaffner wollte die Türe nicht öffnen. Erst als meine Frau mit der Polizei gedroht hat, hat er mit seinem Schlüssel die Türe aufgemacht", erzählt Ali S.

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    Blick in den Schlafwagen des neuen ÖBB-Nightjets
    Blick in den Schlafwagen des neuen ÖBB-Nightjets
    EVA MANHART / APA / picturedesk.com

    "Heute" fragte bei der Pressestelle der ÖBB nach und erhielt folgende Antwort: "Wir bedauern die Unannehmlichkeiten der Reisenden. Prinzipiell ist bei jedem Halt zu achten, dass alle Fahrgäste in den Zug sicher ein- und aussteigen können. Darüber hinaus kann der Railjet erst abfahren, wenn alle Türen geschlossen sind, das heißt dass zu einem gewissen Zeitpunkt niemand im Türbereich war – und die Türen dann geschlossen werden."

    red
    Akt.