"Hunger und Dürre"

US-Ölkonzern sagte 1977 Klimawandel-Katastrophen voraus

Aufregung: Der Vorgänger des Öl-Giganten Marathon Petroleum warnte einst vor "sozialen und wirtschaftlichen Katastrophen" durch den Klimawandel.

Bernd Watzka
US-Ölkonzern sagte 1977 Klimawandel-Katastrophen voraus
"Die industrielle Expansion könnte das Wetter durch die Kohlendioxidverschmutzung beeinflussen", heißt es im Magazin.
KI

Marathon Petroleum betreibt den größten Raffinerie-Konzern der USA. 6.000 Tankstellen, Nettogewinn im Vorjahr: neun Milliarden Euro. Doch jetzt hat der Öl-Gigant "den Scherben auf" – und Klima-Anwälte am Hals.

Brisante Enthüllung: Der Vorgängerkonzern erklärte nämlich vor fast 50 Jahren in einer kürzlich aufgefundenen Firmenzeitschrift, dass der weltweite Temperaturanstieg, der mit der "industriellen Expansion" zusammenhängt, eines Tages "weitverbreiteten Hunger und andere soziale und wirtschaftliche Katastrophen" verursachen könnte.

Best of Böse: Der Marathon-Konzern hat offenbar bewusst negative Auswirkungen seiner Tätigkeit verschleiert.
Best of Böse: Der Marathon-Konzern hat offenbar bewusst negative Auswirkungen seiner Tätigkeit verschleiert.
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Gebiete mit extremer Dürre

Die Voraussagen waren überaus hellsichtig: "Obwohl sich Klimatologen über die zugrundeliegenden Gründe nicht einig sind, prognostizieren viele ein künftiges Klima, das Gebiete mit extremer Dürre mit sich bringt", hieß es in dem Magazin namens "Marathon World". Für Klimakämpfer gehen die aktuellen Enthüllungen runter wie Öl.

Das Klima wird nicht besser, sondern nur schlechter. Auf lange Sicht müssen wir uns auf Missernten einstellen
J. Murray Mitchell (1977)
US-Wissenschaftler

Warnung vor Eisschmelze in 1970er-Jahren

Der Artikel mit dem Titel "World Weather Watch"  zitierte den US-Wissenschaftler J. Murray Mitchell, der bereits in den 1970er-Jahren warnte, dass die Kohlendioxid-Emissionen der Industrie die Polkappen zum Schmelzen bringen und eine Gefahr für die menschliche Zivilisation darstellen könnten.

"Das Klima wird nicht besser, sondern nur schlechter. Auf lange Sicht müssen wir uns auf viele Missernten einstellen", sagte Mitchell in dem Artikel. "Marathon" World zitierte zudem Forschungsergebnisse, die zeigten, dass "die industrielle Expansion im letzten Jahrhundert das Wetter durch die Kohlendioxidverschmutzung beeinflussen könnte".

Unterschlagene Beweise

"Seuchen, Hungersnöte, Dürren. Zu wissen, dass das eigene Produkt so etwas verursachen kann, und die Beweise dafür zu unterschlagen, ist unfassbar", kommentierte Desinformations-Experte Timmons Roberts von der Brown University den Artikel.

Erst 1988 wurden Warnungen ernst genommen

Zwar fanden derartige Warnungen in der damaligen wissenschaftlichen Literatur immer mehr Verbreitung, doch dauerte es noch über ein Jahrzehnt, bis die globale Erwärmung im Jahr 1988, nach der Aussage des NASA-Forschers James Hansen vor dem US-Kongress die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit erlangte.

Honolulu klagt gegen Konzern

Die Entdeckung des Artikels ist brisant: Marathon Petroleum wird nämlich gerade von der Stadt Honolulu geklagt. Der Vorwurf: Der Konzern habe sein eigenes Wissen über die katastrophalen Klima-Auswirkungen der fossilen Industrie bewusst verheimlicht und geleugnet.

Marathons Artikel aus dem Jahr 1977 erschien übrigens in einem Jahr mit besonders stürmischem Wetter – einem rekordverdächtig kalten Winter folgte ein glühend heißer Sommer. In wissenschaftlichen Zeitschriften diskutierten Forscher damals intensiv über die Ursachen und Folgen dieser Extreme.

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    Montage: Helmut Graf, Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Vorgänger des US-Ölkonzerns Marathon Petroleum warnte bereits 1977 vor den Auswirkungen des Klimawandels, darunter Hunger und Dürren
    • Obwohl es Warnungen in der wissenschaftlichen Literatur gab, erlangte die globale Erwärmung erst 1988 die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit
    • Marathon Petroleum wird derzeit von der Stadt Honolulu verklagt, da der Konzern sein Wissen über die Klimaauswirkungen verheimlicht haben soll
    bw
    Akt.