Droht diesem US-Journalisten nun das gleiche Schicksal wie Kreml-Gegner Alexej Nawalny? Als erster seit dem Ende des Kalten Krieges wurde Evan Gershkovich im Vorjahr in Russland wegen Spionagevorwürfen festgenommen. Nun ist er in einem umstrittenen Spionageprozess zu 16 Jahren strenger Lagerhaft verurteilt worden. Das meldeten russische Agenturen übereinstimmend aus dem Gericht in der Stadt Jekaterinburg. Der Auslandsreporter des "Wall Street Journals" hat die Vorwürfe in dem Prozess zurückgewiesen.
Der 32-Jährige war beschuldigt worden, im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA Informationen über einen russischen Panzer-Hersteller gesammelt zu haben. Gershkovich hat die Vorwürfe jedoch stets bestritten. Der US-Amerikaner war für die Zeitung "Wall Street Journal" seit einiger Zeit in Russland tätig. Sein Arbeitgeber sieht in dem Verfahren einen Scheinprozess, dessen Ausgang feststehe.
Gershkovich wurde im März 2023 verhaftet und sitzt seitdem in Haft. Die russische Regierung hatte erklärt, der Journalist sei auf frischer Tat ertappt worden, hat aber keine Beweise veröffentlicht.
Die US-Botschaft in Moskau hat mehrmals die sofortige Freilassung Gershkovichs gefordert. Sie warf der russischen Regierung vor, US-Bürger zu missbrauchen, um politische Ziele zu erreichen. Der Prozess gegen ihn hatte am 26. Juni begonnen und war hinter verschlossenen Türen geführt worden.
Westliche Beobachter sehen Gershkovich als Faustpfand Russlands. Außenminister Sergej Lawrow hatte am Mittwoch erklärt, es liefen vertrauliche Gespräche über einen möglichen Gefangenenaustausch, der den Journalisten einschließt, wie die Nachrichtenagentur Tass berichtete. Mit dem Urteil vom Freitag könnte der Weg für einen solchen Austausch freigemacht worden sein.