Überflutungen in Hollabrunn
Unwetter-Opfer verzweifelt: "Alles ist kaputt"
'Massen an Regen- und Schlamm verwüsteten die Bezirkshauptstadt Hollabrunn. Jetzt spricht ein Betroffener über das Unwetter und seine Folgen.'
Seit Freitagabend wüteten in und um die Weinviertler Stadt Hollabrunn heftige Unwetter. Straßen standen bis zu einem Meter unter Wasser, der Asphalt brach auf und Autos blieben darin stecken.
Betriebe und Wohnhäuser versanken in Schlamm und Wasser. Noch am Samstag wurde die Stadtgemeinde Hollabrunn zum Katastrophengebiet erklärt – "Heute" berichtete.
Für viele Hollabrunner ging in der Nacht auf Samstag im wahrsten Sinne des Wortes die Welt unter. "Heute" sprach mit einem Betroffenen. Er erzählt von der Horror-Nacht und wie es jetzt für ihn und seine Frau weitergeht.
Wie ein Wasserfall
Zunächst verlief der Freitagabend für Alvin K. (Name geändert) noch entspannt. Er verbrachte einen Spieleabend bei Freunden, als es schließlich zu regnen begann. "Wir haben aus dem Fenster gesehen und es ist wie von einem Wasserfall runtergekommen", erzählt der Hollabrunner. Da war er noch bei seinen Freunden, Sorgen um mögliche Unwetterschäden habe er sich zu diesem Zeitpunkt noch keine gemacht.
Immerhin steht das Haus von Alvin K. und seiner Frau in Hollabrunn auf einer Anhöhe. Die "Gartenstadt" ist bei Ortskundigen bekannt für ihre steilen Straßen und kurvigen Gassen. Eigentlich ein idyllisches Örtchen. "Hochwasser war für uns eigentlich nie ein Thema. Wir wohnen halt da oben und da denkt man an sowas nicht unbedingt", so Alvin.
Schweres Unwetter in Hollabrunn
Schock im Dunkeln
Am Weg nach Hause gab es für Alvin und seine Frau die ersten Anzeichen, dass etwas nicht stimmen könnte. "Wir wollten das Licht am Weg zum Haus beim Lichtschalter einschalten, aber das ging nicht." Zunächst waren sie noch davon ausgegangen, dass es sich um einen normalen Stromausfall handeln könnte. "Es war halt ein Gewitter, da kann das schon mal sein", erzählt er.
Als der Hollabrunner schließlich die Haustür aufsperrte, stieg er direkt in eine Wasserlacke. "Ich habe noch geglaubt, dass es uns vielleicht nur ein bisserl Wasser bei der Türe reingedrückt hat." Das könne bei so einem heftigen Unwetter schon mal vorkommen.
Beim Blick den Gang entlang kam dann der Schock: Auch im Dunkeln war deutlich zu sehen, dass die Tapete in Fetzen von der Decke hing und es sich nicht nur um eine kleine Lacke neben der Tür handelte.
Unwetterschäden in Hollabrunn
Nach dem ersten Schock machte sich der Hollabrunner zunächst Sorgen um seine Tiere. Zwei Katzen waren während des Unwetters im Haus gewesen: "Ich habe mich nur gefragt: Wo sind die Katzen? Geht es ihnen gut?" Als er die beiden Stubentiger endlich fand, waren sie komplett durchnässt gewesen: "Unser Langhaar hat ausgesehen wie ein nasser Fetzen", erzählt Alvin.
Helfer in Not
Im nächsten Schritt wählte Alvin K. den Notruf: "Wir haben gleich die Feuerwehr angerufen. Ich hatte Sorge, dass uns vielleicht die Decke runterkommt." Trotz hunderter Einsätze und Unwetterschäden im ganzen Stadtgebiet, sei die Feuerwehr in nur wenigen Minuten vor Ort gewesen und konnte beruhigen – es war keine Gefahr im Verzug.
„Du stehst vor deiner Existenz, alles ist hin und du weißt nicht, was du tun sollst.“
Doch für Alvin K. und seine Frau hat der Alptraum damit erst begonnen: "Du stehst vor deiner Existenz, alles ist hin und du weißt nicht, was du tun sollst", erzählt der Hollabrunner und zeigt sich dankbar für die Unterstützung der Florianis: "Sie waren alle da und haben mich beruhigt. Man hat mir wirklich ein offenes Ohr geschenkt und dafür möchte ich auch Danke sagen." Dass die Mitglieder der Feuerwehr trotz des Ausnahmezustandes in der Stadt für ihn da waren und einfühlsam halfen, bedeute dem jungen Hollabrunner sehr viel.
Warten auf den Sachverständigen
Nachdem die Florianis wieder abfuhren und sich anderen Unwetter-Baustellen in der Stadt widmeten, musste sich Alvin K. um eine Unterkunft für die Nacht kümmern. "Wir haben nur die Katzen gepackt und alles, was halbwegs trocken war und haben dann bei meinen Eltern auf dem Sofa übernachtet." Am nächsten Tag, als die Gemeinde zum Katastrophengebiet erklärt wurde, fuhr Alvin zurück ins Haus und machte sich ein Bild der Lage. Bei Tageslicht wurde besonders deutlich, welche Schäden die Wassermassen hinterlassen hatten. Die Couch war "angsoffen wir ein Schwamm, das Bett ist hin" und überall stand Wasser.
Gleich habe er Fotos für die Versicherung gemacht und alles so gut es ging dokumentiert. Dann ging es für ihn zur Gemeinde: "Dort war man sehr verständnisvoll und hat versucht zu helfen, wo es geht", erzählt der Hollabrunner. Es sei allen klar gewesen, dass es sich um eine Ausnahmesituation handle. "Ich fühle mich nicht alleine gelassen und die Gemeinde scheint hier auch wirklich sehr dahinter zu sein."
Nun müsse der Hollabrunner auf Sachverständige der Versicherung und des Katastrophenfonds warten. Erst dann wird klar sein, wie es weiter geht. Das Haus des Hollabrunners ist fast hundert Jahre alt: Erbaut 1930, wurde es in den 1970ern und zuletzt 2019 saniert, erhielt neue Türen und Fenster. Er und seine Frau zogen 2021 in das Haus in der Gartenstadt.
Auf den Punkt gebracht
- Nach heftigen Unwettern in Hollabrunn sind Straßen überflutet, Betriebe und Wohnhäuser versinken in Schlamm und Wasser
- Ein Betroffener berichtet von der Horror-Nacht und der Unterstützung durch die Feuerwehr, während er auf die Hilfe von Versicherung und Katastrophenfonds wartet