Nach Dschungelcamp
"Unterschätzt": Twenty4Tim spricht über Essstörung
An einem Event erzählte Twenty4Tim offen von seiner Essstörung. Laut einer Expertin führe die Tabuisierung des Themas bei Männern zu Problemen.
Influencer und Ex-Dschungelcamper Twenty4Tim (23) sprach auf dem roten Teppich des Miss Germany Awards ein ernstes Thema an. Er litt jahrelang unter einer Essstörung. "Als ich die Essstörung hatte, habe ich gar nicht bemerkt, dass ich so tief drin bin", erzählt er gegenüber "RTL".
Von 88 auf 42 Kilo
Das erste Mal hatte er mit 14 Jahren damit zu kämpfen. Er hungerte sich von 88 auf 42 Kilogramm runter. "Ich hatte richtige Body-Dysmorphia", so Tim. Bei einer Dysmophophobie handelt es sich um eine Angst vor dem Abweichen einer Idealvorstellung oder Norm des Köpers. Tim fühlte sich also an manchen Tagen zu dick, dann wieder zu dünn. "Ich wusste gar nicht: Wie sehe ich eigentlich aus?", meint er.
Damit spricht der Deutsche ein Tabuthema an. "Essstörungen gibt es nicht nur bei Frauen, sie können auch bei Männern vorkommen", stellt er klar. Tatsächlich ist die Erkrankung bei Frauen weiter verbreitet.
"Essstörungen bei Männern genauso häufig"
"Tendenziell kommen klassische Essstörungsformen bei Frauen häufiger vor. Hingegen tritt die Binge-Eating-Störung (BED) bei Männern fast genauso häufig wie bei Frauen auf", so Shima Wyss, Ernährungsberaterin und Leiterin Therapien und Beratung am Kompetenzzentrum für Ernährung, Essstörung und Adipositas am KSA Spital Zofingen.
Die Gründe für den Geschlechterunterschied seien multifaktoriell. "Bei Männern können sich Essstörungen teilweise anders manifestieren als bei Frauen, zum Beispiel durch Sportlichkeit und Muskelmasse wie Muskelatrophie oder Sportsucht, sowie atypische Essstörungen", meint Wyss zu "20 Minuten".
Verzerrtes Körperbild
Der häufigste Auslöser der Erkrankung ist bei beiden Geschlechtern zwar gleich, führt aber zu einem anderen Verhalten. "Sowohl bei Männern wie bei Frauen liegen dabei eine gestörte Körperwahrnehmung und ein verzerrtes Körperideal vor. Entspricht der eigene Körper nicht den Idealvorstellungen hinsichtlich Körperfett, Gewicht oder Muskularität entwickelt sich eine starke Unzufriedenheit, die bei Männern, anders als bei Frauen, nicht zum Hungern, sondern eher zu exzessiver sportlicher Betätigung führt", meint die Expertin.
Keine Therapie
Tim ging nicht in Therapie. Ihm half, mit Freunden und Familie darüber zu sprechen. Laut Wyss werde kontrovers diskutiert, ob sich die Behandlung von Männern bezüglich einer Essstörung von der von Frauen unterscheiden sollte.
Wo sich geschlechterspezifische Unterschiede zeigen können, sei in der Bedarfszufuhr. Männer hätten beispielsweise einen höheren Proteinbedarf. Generalisierungen seien aber schwierig: "Jede Therapie ist anders – weil jeder Mensch unterschiedlich ist. Sei es genetisch, soziokulturell, krankheitsbedingt", so die Fachfrau.
Enttabuisierung nötig
Dass Twenty4Tim offen mit dem Thema umgeht, führe im besten Fall zu einer Enttabuisierung des Themas. "Essstörungen bei Männern sind ein unterschätztes Störungsbild. Die Stigmatisierung von Männern mit Essstörungen hindert die Betroffenen und Experten, die Symptome rasch zu erkennen und zu therapieren", meint die Ernährungsberaterin.
So seien beispielsweise Essanfälle bei Männern gesellschaftlich akzeptierter und werden nicht als Binge-Eating-Störung identifiziert. Diese Art von Essstörung ist laut der Expertin bei Männern aber genauso häufig wie bei Frauen.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, eine Essstörung?
Hier findest du Hilfe:
Hotline: 0800 / 20 11 20 (kostenlos, anonym, bundesweit)
Montag - Donnerstag (werktags) 12.00 - 17.00 Uhr
Allgemeine Informationen zu Essstörungen findest du hier: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/psyche/essstoerungen.html
BILDSTRECKE: VIP-Bild des Tages 2024
Auf den Punkt gebracht
- Der Influencer Twenty4Tim macht publik, dass er an einer Essstörung litt
- Damit begeht der 23-Jährige einen Tabubruch, da Essstörungen häufig mit Frauen in Verbindung gesetzt werden
- Eine Expertin erzählt gegenüber 20 Minuten, inwiefern sich Frauen und Männer in der Erkrankung unterscheiden