Nach Wahlschlappe
"Unsympathisch": Alt-Bürgermeister Häupl kritisiert SPÖ
Nach einer herben Wahlniederlage analysierte Wiens Alt-Bürgermeister Michael Häupl das Ergebnis. Dabei gab es scharfe Kritik für die eigene Partei.
Die Nationalratswahl ist geschlagen, die FPÖ wurde klar zum Wahlsieger gekürt und gewann an enormen Zuspruch. Mit fast 30 Prozent stellte FPÖ-Chef Herbert Kickl einen neuen Parteirekord auf. Die ÖVP musste zugleich herbe Verluste einbüßen, verlor über 11 Prozent und schaffte nur den zweiten Platz.
Die SPÖ musste sogar einen historischen Tiefpunkt hinnehmen, landete das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik auf dem dritten Platz. Dabei war Spitzenkandidat Andreas Babler eigentlich angetreten, um Bundeskanzler zu werden und den Sozialdemokraten den Wahlsieg und damit auch die Regierungsbeteiligung zu sichern.
Diese Mission des SPÖ-Chefs ist fehlgeschlagen. Der frühere Wiener SPÖ-Chef und Altbürgermeister Michael Häupl, analysierte nun als Gast bei Patrick Budgen im ORF das Wahlergebnis und übte scharfe Kritik.
"Das ist das Problem"
Im Gespräch erinnerte Häupl dabei an ein Zitat: "Gestritten wird im Wohnzimmer, nicht am Balkon." Diese Regel sei auch schon zu seiner Zeit nicht immer beachtet worden, trifft auf den Wahlkampf Bablers aber umso mehr zu.
Als Beispiel nannte der Altbürgermeister, dass die Kritik von SPÖ-Ikone und Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures am Wahlprogramm sofort öffentlich gemacht wurde. "Das ist genau das Problem", so Häupl.
"Wirkt nicht gerade sympathisch"
Am Wahlabend zeigte er sich zufrieden mit dem Ergebnis der SPÖ Wien. Immerhin konnte man in der Bundeshauptstadt zulegen – um fast drei Prozent. "Das ist schon recht gut gewesen und hat damit ja auch das bundesweite Ergebnis der SPÖ einigermaßen geschönt", betonte Häupl.
Nach den aktuellen Bedingungen hätte man aber im ganzen Land zulegen müssen, wie er weiter erklärte. Ein wesentlicher Grund, warum dies aber nicht möglich war und zu dem schlechten Abschneiden geführt habe, liege an der mangelnden Mobilisierung der eigenen Wähler.
"Warum sind so viele sozialdemokratische Wähler von 2019 diesmal nicht zur Wahl gegangen?", fragte Häupl und verwies auf eine gewisse Unzufriedenheit mit der Performance der Partei.
Die Antwort darauf seien die internen Querelen und eine uneinige Darstellung. Beides hätte das Vertrauen der Wähler maßgeblich beeinträchtigt. "Eine Partei, die sich als uneinig darstellt, wirkt nicht gerade sympathisch und vertrauenserweckend", führte Häupl aus.
Häupl steht hinter Babler
Trotz der herben Wahlverluste und dem historisch schlechten Ergebnis stehe Häupl weiterhin hinter Andreas Babler. "Er hat ja wirklich einen guten Wahlkampf gemacht", betonte er. Babler habe das nötige Tempo und die Aggressivität gezeigt, die im Wahlkampf erforderlich seien.
Letztlich hat es aber nicht gereicht. 'Es ist nicht der wahnsinnige Verlust, aber es ist nicht zufriedenstellend', resümierte Häupl.
SPÖ soll regieren
Einer Regierungsbeteiligung stimme der Altbürgermeister zudem zu, man müsse aber abwägen, ob dies auch inhaltlich sinnvoll sei. "Die SPÖ sollte wieder in die Regierung gehen, sollte in eine Regierung kommen. Es würde vieles in dem Land wahrscheinlich besser werden, vor allem für die sogenannten kleinen Leute, aber nicht um jeden Preis", erklärte er.
Eine Koalition müsse auf einem gemeinsamen Regierungsprogramm basieren, sonst sei eine Regierungsbeteiligung nicht sinnvoll.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Wiens Alt-Bürgermeister Michael Häupl kritisierte nach der Wahlniederlage der SPÖ scharf die internen Querelen und die uneinige Darstellung der Partei, die das Vertrauen der Wähler beeinträchtigt hätten
- Trotz des schlechten Ergebnisses steht Häupl weiterhin hinter Andreas Babler und betont, dass eine Regierungsbeteiligung der SPÖ nur auf Basis eines gemeinsamen Programms sinnvoll sei