Bei eisiger Kälte

Unmut in Russland wächst – Tausende ohne Heizung

Die teilweise marode Heiz-Infrastruktur Russlands gerät bei Temperaturen von minus 20 Grad und darunter an ihre Grenzen. Putin verspricht Besserung.

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Unmut in Russland wächst – Tausende ohne Heizung
Am 9. Januar in Podolsk: Wegen einer geplatzten Heizungsleitung ist etwa die Hälfte der Einwohner ohne Heizung.
IMAGO/Russian Look

Einwohner in ganz Russland sind in diesen Tagen von beispiellosen Heizungsausfällen betroffen. Die extreme Kälte macht vielen hilflosen Bewohnern zu schaffen. Einige bringen ihre Frustration zum Ausdruck – und fordern die örtlichen Behörden auf, die Heizung in ihren Häusern wieder zum Laufen zu bringen.

Wer ist betroffen?

In Podolsk, einer Stadt etwa 30 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt Moskau, saßen zuletzt mindestens 149.000 Einwohner, oder fast die Hälfte der Bevölkerung, in der Kälte. Die Situation ist für viele extrem belastend.

Dabei ist Podolsk bei weitem nicht allein: Zahlreiche Regionen in Russland sind zurzeit von Heizungsausfällen betroffen, während die Temperaturen auf minus 20 Grad und darunter sinken. In der Region Twer hat eine Gruppe von Einwohnern einen Appell an Präsident Wladimir Putin gefilmt. Darin heißt es, die Bewohner des Dorfes Nowosawidowskij würden "vor Kälte erfrieren". "Wir werden buchstäblich von der Kälte getötet", so eine Frau im Video.

Das sagen die Bewohner

"Es ist eine totale Schande. Es gibt keine Heizung und kein warmes Wasser. Wir müssen in Schlafsäcken schlafen", sagte Juri, ein Anwohner, gegenüber der "Moscow Times". "Ich habe keine Worte, um zu beschreiben, wie schlimm die Situation ist. Wir haben seit fast sechs Tagen keine Heizung mehr", beklagt sich der Mann, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte.

"Wir schicken unsere Beschwerden überall hin, aber niemand hört uns zu. Wir haben in jedem Zimmer tragbare Heizgeräte, aber die Temperatur im Haus beträgt immer noch zehn Grad Celsius", so Jelena aus Podolsk. Auch Kindergärten und Spitäler sind teilweise betroffen.

Das sind die Ursachen

Doch warum häufen sich die Probleme gerade jetzt? Es gibt unterschiedliche Gründe. In Podolsk ist eine geplatzte Heizungsleitung in einer nahe gelegenen privaten Munitionsfabrik schuld am Schlamassel. In der Folge haben die Behörden unter anderem den Vizebürgermeister verhaftet. Gegen den Mann wird wegen Amtsmissbrauchs ermittelt.

In der benachbarten Region Twer haben die Behörden ein Strafverfahren wegen der Wäsche von über 84 Millionen Rubel (knapp 795'000 Franken) aus Heizungsrechnungen der Einwohner eingeleitet. Dies berichtete der Telegram-Kanal "Astra" diese Woche unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen. Demnach veruntreuten die Leiter der örtlichen Wasserwerke und des Kesselhauses die Zahlungen für persönliche Zwecke.

Wie die "Moscow Times" schreibt, scheinen die Ausfälle die jüngste Auswirkung einer jahrzehntelang bröckelnden Infrastruktur zu sein, die mit Korruption und Misswirtschaft in Verbindung gebracht wird. Wasserleitungen, die 90 Jahre alt oder noch älter waren, wurden in einigen Fällen noch vor zwei Jahren benutzt.

So reagieren die Behörden

Als Reaktion auf die Heizungsprobleme seines Landes forderte Putin am Dienstag den Minister für Notstandssituationen auf, die betroffenen Bewohner mit Wärme und Strom zu versorgen.

Auf die Frage nach den jüngsten Heizungsausfällen räumte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow die Probleme ein und brachte sie mit der schlechten kommunalen Infrastruktur in Verbindung: "Die Menschen mussten in der Kälte und ohne Strom viele Unannehmlichkeiten ertragen."

"Trotz aller gigantischen Anstrengungen zur Modernisierung der Wohnungs- und kommunalen Dienstleistungssysteme gibt es immer noch einen gewissen Teil, der schlecht dasteht. Unsere Programme werden fortgesetzt, aber es ist unmöglich, in zehn bis 15 Jahren alle Rohre und alle Wohnungs- und Kommunalanlagen zu erneuern", so der Kreml-Sprecher.

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