Wien
Heumarkt-Projekt – Wien bleibt auf roter UNESCO-Liste
Das historische Zentrum Wiens bleibt auf der Liste der gefährdeten Welterbestätten. Dennoch wurden die bisherigen Maßnahmen positiv aufgenommen.
Die UNESCO tagt von 10. bis 25. September in Riad (Saudi Arabien). Gestern stand Wien bei der 45. Sitzung des Komitees im Zentrum der Gespräche. Grund dafür ist das geplante Heumarkt-Projekt der Firma Wertinvest im Zentrum der Stadt. Seit Juli 2017 steht das historische Zentrum Wiens deshalb auf der Liste der gefährdeten Welterbestätten – und das bleibt vorerst so.
Überprüfung muss vorgelegt werden
Der Entschluss, Wien weiterhin auf der roten Liste zu behalten, basiert auf der Entscheidung, dass die jüngst vorgestellten Heumarkt-Pläne einer Welterbeverträglichkeitsüberprüfung (Heritage Impact Assassment) zu unterziehen ist. Das Ergebnis dieser Überprüfung muss dann dem Welterbezentrum, ICOMOS und ICCROM vorgelegt werden.
Abgesehen davon bewertete das Komitee die von der Stadt ergriffenen Maßnahmen zum Schutz des Welterbes, wie etwa die Novellierung der Wiener Bauordnung, als positiv. Viele Korrekturmaßnahmen seien bereits umgesetzt worden, heißt es, vor allem der als Kernaufgabe angesehene Managementplan. Der neue, reduzierte Vorschlag sieht eine Wohnscheibe mit einer Höhe von 56,5 Metern sowie den Wegfall einer Gebäudeachse an der Westseite vor.
Hoffnung liegt auf Sitzung 2024
Unter der Voraussetzung, dass diese neuerliche Projektreduzierung als welterbeverträglich angesehen wird, könnte mit einer Streichung von der Liste in der 46. Sitzung des Welterbekomitees im Sommer 2024 gerechnet werden, so Landtagspräsident Ernst Woller. Das historische Zentrum befinde sich auf einem guten Weg, bestätigt das Komitee.
Nun gelte es, die im Beschluss geforderten weiteren Schritte ernst zu nehmen und umzusetzen, betont Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. "Mein Ressort hat den bisherigen Weg des 'Historischen Zentrums von Wien' zur Löschung aus der 'Danger List' aktiv unterstützt und wird dies auch weiterhin tun. Ich möchte allerdings klar festhalten, dass der Schutz des UNESCO-Welterbes kein Thema für innerösterreichische Auseinandersetzungen ist, sondern eine geteilte Verantwortung auf Basis völkerrechtlicher Verpflichtung, die wir gemeinsam wahrnehmen müssen. Für das Kulturland Österreich spielt das UNESCO Welterbe eine wichtige Rolle, und es wäre unverantwortlich, diese Stätten von außergewöhnlichem universellen Wert leichtfertig zu opfern."
Für Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, gilt es nun, den Beschluss des Komitees "in vollem Umfang ernst zu nehmen, um auch die letzten noch notwendigen Schritte im Sinne der Konvention zu setzen."
City-Bezirkschef: "Stadt muss Chance nutzen"
"Ich bedauere sehr, dass die Innere Stadt auf der Roten Liste der gefährdeten Weltkulturstätten bleibt. Die UNESCO gibt Wien bis 1. Februar 2024 Zeit, weitere Argumente für den Erhalt des Prädikats Weltkulturerbe zu liefern. Ich fordere die Stadt auf, diese Chance zu nutzen und alles zu unternehmen, damit Wien endlich von der Roten Liste, auf der wir uns nun schon seit dem Jahr 2017 befinden, runterkommt“, so der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl.