Inklusion statt Isolation
"Unendlich dankbar" – Neuer Job gibt kranker Mama Kraft
Nicole B. kämpft mit psychischen Erkrankungen. Seit Jahresbeginn arbeitet die Wienerin bei der Post. Der Job half ihr zurück zur Normalität.
Schon lange kämpft Nicole B. mit einer posttraumatischen Belastungsstörung sowie der Persönlichkeitsstörung Borderline. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes vor rund neun Jahren ging es ihr besonders schlecht; sie hat sich zurückgezogen. Seit zwei Jahren geht es aber wieder bergauf. Wesentlich dazu beigetragen hat die gemeinnützige Gesellschaft "ReIntegra", die psychisch erkrankte Menschen auf ihrem Weg der Rehabilitation begleitet.
Rückschläge, Therapie und Hilfe
Vor allem Menschen mit psychischer Erkrankung wie Schizophrenie oder Persönlichkeitsstörungen werden bei "ReIntegra" betreut. "Diese Menschen haben oft Probleme mit sozialer Kompetenz, weil sie lange Zeit völlig isoliert gelebt haben. Viele wollen etwas tun, man muss dafür aber auch die Rahmenbedingungen schaffen", sagt Manfred Skoff, Geschäftsführer von "ReIntegra".
Auch Nicole hat lange gekämpft. Über die Volkshilfe hat die 32-Jährige einen Job bei McDonalds bekommen; dort arbeitet sie drei Jahre lang. Zuvor war sie drei Monate in Therapie. "Das hat mir bereits sehr geholfen", erinnert sie sich. Danach ging es zu "ReIntegra". Hier geht es darum, den Betroffenen im Rahmen einer erwerbsorientierten Tagesstruktur eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten. Zunächst hat Nicole bei "iSi GmbH", dem österreichischen Unternehmen für Druckgasbehälter, gearbeitet. Seit Jänner ist sie nun bei der Post und hat "einen richtig tollen Job", wie sie selbst sagt.
Neuer Job holt Nicole aus "einem Loch"
Von Montag bis Freitag arbeitet die zweifache Mutter in der Post Systemlogistik in Wien-Strebersdorf. Der Arbeitstag beginnt pünktlich um 7.30 Uhr. "Ich bin schon etwas früher da, damit ich noch einen Kaffee mit den Kollegen trinken kann", erzählt Nicole. Danach übernimmt sie typische Tätigkeiten wie Waren einzusortieren, Pakete zu etikettieren und für den Versand vorzubereiten.
"Die Arbeit macht mit sehr viel Spaß und hat mir enorm dabei geholfen, wieder eine Struktur in meinen Tag zu bekommen. Ich bin sehr dankbar für die Chance; der Job bei der Post hat mich definitiv aus einem Loch herausgeholt", so die Wienerin. Nicole ist weiterhin in ärztlicher Behandlung, doch es geht ihr mittlerweile sehr viel besser, als noch vor einigen Jahren. Neben der Unterstützung von "ReIntegra" hat ihr dabei auch ihr neuer Lebenspartner geholfen, "und auch meine beiden Kindern geben mir natürlich unendlich viel Halt", sagt sie.
Psychisch Kranke brauchen Tagesstruktur
Seit Anfang des Jahres unterstützen insgesamt jeden Tag bis zu 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von "ReIntegra" die Post Systemlogistik. "Wir haben eine gesellschaftliche und eine soziale Verantwortung und versuchen dieser gerecht zu werden", sagt dazu Walter Oblin, designierter Generaldirektor der Post.
Die Arbeitsabläufe wurden für die Arbeitenden entsprechend angepasst. Zudem stehen ihnen Rehabilitationstrainer zur Seite. Weil es so gut läuft, soll die Zusammenarbeit 2025 zwischen der Post und "ReIntegra" weiter ausgebaut werden. "Eine sinnstiftende Tagesstruktur ist gleichsam wie ein Leuchtturm in der Dunkelheit – sie bietet Orientierung, Hoffnung und gibt Kraft, jeden Tag mit Zuversicht anzugehen. Für psychisch erkrankte Menschen ist es von großer Bedeutung, Verantwortung übernehmen zu können", betont Skoff.
Inklusion bei der Post: Psychisch Kranke bekommen Job
Auf den Punkt gebracht
- Nicole B., die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung und Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet, hat durch die Unterstützung der gemeinnützigen Gesellschaft "ReIntegra" und ihren neuen Job bei der Post Systemlogistik in Wien-Strebersdorf wieder Struktur und Freude in ihrem Leben gefunden
- "ReIntegra" hilft psychisch erkrankten Menschen, durch sinnvolle Beschäftigung und angepasste Arbeitsabläufe eine Tagesstruktur zu entwickeln, was für ihre Rehabilitation von großer Bedeutung ist