Mehr Förderung gefordert
Um 302% mehr überfüllte Deutschförderklassen in Wien
Ein Drittel der Schüler kann dem Unterricht nicht folgen. Immer mehr Kinder haben Sprachförderbedarf, so die Volkspartei.
Im vergangenen Schuljahr war jeder dritte Erstklässler (35 Prozent der Schüler) ein außerordentlicher Schüler. Diese Kinder können dem Unterricht nicht folgen, etwa weil sie kein Deutsch können. Und das, obwohl zwei Drittel von ihnen hier geboren sind und über drei Viertel von ihnen sogar schon mindestens zwei Jahre im Kindergarten waren.
Konsequenz daraus: Die Anzahl der Kinder mit Sprachförderbedarf steigt stark. Kamen im Schuljahr 2020/2021 noch rund 66 Kinder auf eine Sprachförderungs-Vollzeitkraft, waren es im Schuljahr 2022/23 schon 83 Kinder.
Anzahl der überfüllten Deutschförderklassen stieg um 302 Prozent
Dramatisch ist der Anstieg der Anzahl der Deutschförderklassen. 2020/21 gab es in Wien insgesamt 44 Deutschförderklassen, in denen 16 bis 20 Kinder betreut wurden. 2022/23 stieg diese Zahl um 302 Prozent auf insgesamt 177 Klassen zu je 16 bis 20 Kindern.
"Deutsch ist der Schlüssel für gelungene Integration und entscheidend für die Zukunftschancen der Kinder in Wien", sagt Karl Mahrer, Landesparteiobmann der Wiener Volkspartei. Es folgt harte Kritik an Wiens Vizebürgermeister und Stadtrat Christoph Wiederkehr (Neos): "Seit Wiederkehr im Amt ist, wird die Deutschförderung in Wien sogar messbar schlechter. (...) Das ist ein Eingeständnis des Integrationsversagens in Wien. Es nicht zu akzeptieren, dass Stadtrat Wiederkehr auf einen Konvent im Herbst verweist, um dort die Probleme zu definieren."
"18.000 Wiener Schüler können kaum Deutsch. Bereits ein Drittel der Erstklässler sind außerordentliche Schüler und können nicht in den normalen Unterricht. (...). Es ist vollkommen klar, dass eine Deutschförderkraft auf über 80 Kinder nichts ausrichten wird und Deutschförderklassen mit über 20 Kindern wenig effektiv sind. Die angebliche Fortschrittskoalition hat nur Rückschritte zu verzeichnen", fügt ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß hinzu.
Die Forderungen der Volkspartei:
- 1
Verpflichtender Kindergartenbesuch für Kinder mit Deutschförderbedarf
Dieser soll für alle Kinder ab drei Jahren gelten, bei denen bei einer ersten Sprachfeststellung ein Deutschförderbedarf festgestellt wird. Durch den verpflichtenden Kindergartenbesuch soll es ihnen erleichtert werden, die Schule als ordentlicher Schüler zu beginnen. - 2
Sprachstandfeststellung aller 3-Jährigen in Wien
Um die Kindergartenpflicht umzusetzen, braucht es zuvor eine Sprachfeststellung aller 3-Jährigen in Wien. Das soll auch jene betreffen, die noch keinen Kindergarten besuchen. Ab diesem Zeitpunkt muss auch die Sprachentwicklung beobachtet und wenn nötig gefördert werden. - 3
Kindergartenförderung an Deutschförderung koppeln
Auch Kindergärten haben einen Bildungsauftrag, so die Volkspartei. Dieser wird jedoch nicht genug überprüft. Anhand Marker wie der Entwicklung von Deutschkenntnissen mit nicht-deutscher Umgangssprache könnte man diese Qualität messen. Kommen aus einem Kindergarten dann besonders viele außerordentliche Schüler, müssten Förderungen zum Beispiel teilweise zurückbezahlt werden. - 4
Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels
Die Volkspartei kritisiert, dass Wiederkehr die Verantwortung für die Erhöhung eines Fachkraft-Kind-Schlüssels auf den Bund schiebt. Vorschlag von Mahrer und Zierfuß wäre etwa ein Stufenplan, um mehr Pädagogen in die Gruppen und damit mehr Qualität in die Sprachförderung zu bekommen. - 5
Sprachförderausbildung für alle Pädagogen und Pädagoginnen
Deutschförderung ist zwar mittlerweile in die Grundausbildung der Kindergartenfachkräfte integriert, das trifft aber noch nicht alle Pädagogen. Für diese braucht es nun berufsbegleitende Fortbildungsmaßnahmen, die auch finanziell gefördert werden. - 6
Aufstockung der Anzahl von begleitenden Sprachförderkräften
Wird bei einem Kind Sprachförderbedarf festgestellt, muss es im Kindergarten auch zusätzliche Deutschförderung erhalten. Um das zu gewährleisten, braucht es die rasche und massive Aufstockung von Sprachförderkräften, die in Wien laut VP aktuell de facto stagniert. - 7
C1-Niveau bei gesamtem Kindergartenpersonal
In der aktuellen Kindergartenverordnung ist das C1-Sprachniveau nur für pädagogische Fachkräfte festgelegt, nicht aber für Assistenten. Die Wiener Volkspartei fordert künftig ein C1-Sprachniveau für das gesamte Personal, auch für die Assistenten.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Anzahl der außerordentlichen Schüler in Wien ist in den letzten Jahren gestiegen, wobei 35 Prozent der Erstklässler im vergangenen Schuljahr außerordentliche Schüler waren
- Die Anzahl der Kinder mit Sprachförderbedarf und in Deutschförderklassen steigt ebenfalls, was zu Kritik an der schlechten Deutschförderung in Wien führt
- Die Anzahl der Deutschförderklassen stieg um 302 Prozent auf insgesamt 177 Klassen
- Die Wiener Volkspartei legt daher sieben Forderungen vor, wie man die Deutschförderung effektiver gestalten könnte