Ukraine

Ukraine meldet 11.000 tote Russen und Abschuss von Heli

Die Invasion der Ukraine scheint langsamer zu verlaufen als vom Kreml erwartet. Ukrainische Streitkräfte melden weitere Abschüsse von Helikoptern.

Heute Redaktion
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Ein zerstörter russischer Panzer auf einer Straße in der ukrainischen Stadt Bucha im Westen von Kiew.
Ein zerstörter russischer Panzer auf einer Straße in der ukrainischen Stadt Bucha im Westen von Kiew.
ARIS MESSINIS / AFP / picturedesk.com

Zwischen Partisanenkampf und Volksaufstand: Mit schnellen und flexiblen Schlägen haben ukrainische Soldaten die russische Offensive verlangsamt und stellenweise gar in den Rückwärtsgang gezwungen. Das hatten auch viele westliche Militärexperten kaum erwartet. Fest steht: Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich mit seinem Angriffskrieg gründlich verrechnet.

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Angesichts der Versorgung der russischen Soldaten mit Treibstoff und Lebensmitteln müsse Putin an einen Sieg binnen vier Tagen geglaubt haben, sagte ein westlicher Regierungsvertreter in Berlin. Stattdessen habe sich die Kolonne der Angreifer – wegen Spritmangels, mechanischer Ausfälle und ukrainischer Angriffe – auf bis zu 70 Kilometer gestaut.

Drei ranghohe Kommandanten tot

Dazu sei ein Vertrauensverlust russischer Soldaten gekommen, von denen einige erst beim Überqueren der Grenze verstanden hätten, dass dies keine Übung mehr sei. Westliche Nachrichtendienste werten die Vielzahl von Fotos und Videos mit zerstörten russischen Panzern genau aus. Als wahrscheinlich gilt auch, dass mindestens drei ranghohe russische Kommandeure getötet wurden, als sie versuchten, den stockenden Vormarsch wieder voranzubringen.

Die ukrainische Seite vermeldet derweil laufend Erfolge. So sollen in der Nacht auf Montag bis zu 30 russische Helikopter zerstört worden sein, die sich auf dem Weg nach Cherson befunden hätten. Insgesamt soll das ukrainische Militär bereits über 11.000 russische Soldaten getötet sowie fast 300 Panzer und 50 Flugzeuge zerstört haben. Diese Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.

Zwischenlandung in Rumänien

Überraschend setzten die USA eine Überlassung von Kampfjets an die Ukraine auf die Tagesordnung. In der ersten Phase des russischen Angriffs hatte sich ein unter Druck geratener ukrainischer Kampfpilot in seiner SU-27 in den NATO-Staat Rumänien abgesetzt. Ein Vorgang, der inzwischen politisch schon brenzliger wäre.

Putin lässt es nun verstärkt mit der Brechstange versuchen. Wo er keinen militärischen Erfolg habe, lasse er umso brutaler dazwischenschlagen, sagte der ehemalige NATO-General Hans-Lothar Domröse. "Die erhofften Bilder, winkende Frauen mit Blumensträußen und strahlende Kinder, die waren ja nicht da. Er hat wahrscheinlich nicht mit diesem heldenhaften Widerstand der ukrainischen Bevölkerung gerechnet."

"Partisanenkrieg der allergrößten Art"

Die Ukrainer kämpften schon jetzt partisanenartig und bereiteten damit der russischen Militärmacht Probleme. "Das ist ein Partisanenkrieg der allergrößten Art. Das ist ein Afghanistan 2.0, was er erlebt. Die ergeben sich nicht, ganz offensichtlich – und das ist wohl auch richtig", meinte Domröse. "Das ist ein Fass ohne Boden. Das ist kein easy win für ihn. Das wird fürchterlich."

Die Ukraine könne den Krieg moralisch gewinnen, sagte Domröse dazu. Putin könne ihn technisch-taktisch gewinnen. Er werde die Ukraine im schlimmsten Fall zerschlagen und die Bevölkerung als Geisel nehmen. "Man muss die Völkergemeinschaft aufrufen und aufrütteln." Aber: "Erste Priorität muss nun humanitäre Hilfe haben. Bis hin zum Butterbrot. Alles, was den Menschen hilft", sagte der Generalleutnant außer Dienst. "Jedem Menschen, den Babys, den Müttern, den Vätern. Menschlichkeit."

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    Russische Truppen bombardieren den Kiewer Vorort Irpin. Tausende Bewohner sind auf der Flucht.
    Russische Truppen bombardieren den Kiewer Vorort Irpin. Tausende Bewohner sind auf der Flucht.
    REUTERS/Carlos Barria

    "Karte nuklearer Bedrohung"

    Was die Möglichkeit eines militärischen Sieges der Ukraine angeht, war Domröse aber überaus skeptisch. Allerdings könne die Ukraine den Vormarsch erheblich verzögern, während die Bilder von Toten und Verletzten um die Welt gehen, auch unter den russischen Soldaten. Dagegen sagte der frühere NATO-General Egon Ramms am Sonntagabend im ZDF, er halte einen Sieg der Ukraine durchaus für möglich. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk warb darum, sein Land nicht aufzugeben.

    Putins Entscheidung, schon nach wenigen Tagen die "Karte nuklearer Bedrohung" zu ziehen, zeige dessen "wachsende Verzweiflung", sagte Efraim Halevy, früherer Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad. Er machte Mangel an Erfahrung und Motivation bei den einfachen russischen Soldaten aus. Russland sei international isoliert, Putins Prestige schwer beschädigt – international und auch in der Heimat. Die USA stünden vor der Herausforderung, wie der Ukraine geholfen werde, gleichzeitig aber, wie Putin ein ehrenhafter Ausweg aus der Lage geboten werden könne.

    "Schmutzigere Angriffe" wahrscheinlich

    "Ich gehe davon aus, dass daher die Kämpfe noch lange anhalten werden und Putin vermutlich noch schmutzigere Angriffe starten wird. Er hält nicht mal sein Wort, dass er angeblich nur militärische Infrastruktur angreife", sagte Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Vorsitzende des deutschen Verteidigungsausschusses ist. "Er tritt damit die Regeln des humanitären Völkerrechts mit Füssen. Dort ist festgeschrieben, dass in bewaffneten Konflikten das Leiden der Zivilbevölkerung gering gehalten wird."