Der Trend zur basischen Ernährung
Übersäuerung – ein Begriff, der in der Gesundheitswelt immer wieder auftaucht. Viele Menschen glauben, dass unser Körper durch eine moderne Ernährung mit zu viel Fleisch, Kaffee und Zucker regelrecht “versauert”.
Die Lösung? Basenfasten oder eine streng basische Ernährung. Aber ist das wirklich nötig oder ist das eher ein Trend als eine medizinische Notwendigkeit?
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Basenhaushalt: Magen und Darm als eingespieltes Team
Unser Verdauungssystem ist ein echtes Wunderwerk: Der Magen produziert Säure, um Nahrung zu zersetzen und Bakterien abzutöten. Ohne diese Säure würden viele Nährstoffe gar nicht erst aufgenommen werden und deshalb ist die Magensäure ein sehr wichtiges Gut.
Im Gegensatz dazu ist der Darm leicht basisch, um die Verdauung zu optimieren. Wer also komplett auf Säure verzichten möchte, bringt möglicherweise das natürliche Gleichgewicht durcheinander.
Basisch oder Sauer: Die Frage des pH-Wertes
Ein gesunder Körper soll im Gleichgewicht sein – und das gilt auch für den sogenannten pH-Wert. Dieser wird im Zusammenhang mit Übersäuerung oft genannt und eigentlich sehr gut durch verschiedene Mechanismen reguliert, um das innere Milieu stabil zu halten.
So liegt der pH-Wert der Haut bei etwa 5,5 – leicht sauer, um Bakterien in Schach zu halten. Das Blut bleibt hingegen konstant zwischen 7,35 und 7,45, unabhängig davon, was wir essen.
Auch Speichel und Urin können sich je nach Ernährung im pH-Wert verändern, doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der gesamte Körper übersäuert oder zu basisch wird. Dank verschiedener Puffersysteme hält unser Organismus das innere Milieu so gut es geht in Balance, weshalb extreme Ernährungsweisen meist nicht notwendig sind.
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Was passiert, wenn der Körper wirklich übersäuert?
Eine anhaltende Übersäuerung (auch als Azidose bekannt) kann ernste Folgen haben. Typische Anzeichen einer Übersäuerung können unter anderem anhaltende Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Hautprobleme sein.
Betroffene können antriebslos sein oder mit chronischen Beschwerden zu kämpfen haben. Bei extremen Fällen können Nierenprobleme oder Atemwegsstörungen auftreten. Auch hinzu könnte deshalb auch Heiserkeit und Verschleimung auftreten, jedoch auch Magenprobleme wie Gastritis.
Glücklicherweise reguliert der Körper den pH-Wert (übrigens ist in diesem Fall immer die Rede von dem pH-Wert im Blut) ziemlich gut selbst – es sei denn, es liegen ernsthafte Erkrankungen vor. Auch Knochen und Muskeln können durch eine langanhaltende Azidose in Mitleidenschaft gezogen werden, da der Körper basische Mineralien aus ihnen freisetzt, um den Säuregehalt im Blut zu neutralisieren.
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Basische und säurebildende Lebensmittel – was gehört wohin?
Ist man nun also übersäuert oder vermutet es, wird einem oft eine basische Ernährung empfohlen. Grundsätzlich kann man Lebensmittel in basisch oder säurebildend einteilen – was nun bei einer basischen Kost einiges wegfallen lässt.
Obst, Gemüse, Kartoffeln und Mandeln gelten beispielsweise als basenbildend, während Fleisch, Kaffee, Alkohol und Zucker als säurebildend eingestuft werden. Doch das heißt nicht automatisch, dass alle säurebildenden Lebensmittel schlecht sind – es kommt auf das richtige Gleichgewicht an.
Anbei eine Liste der Lebensmittel, welche bei einer Basenkur inkludiert oder eben weggelassen werden:
Basische Lebensmittel | Säurebildende Lebensmittel |
---|---|
Avocado | Fleisch (Rind, Schwein) |
Banane | Fisch |
Brokkoli | Käse |
Karotten | Eier |
Kartoffeln | Weißbrot |
Spinat | Kaffee |
Mandeln | Alkohol |
Zucchini | Zucker |
Tomaten | Softdrinks |
Paprika | Fast Food |
Gurke | Wurstwaren |
Orangen | Fertiggerichte |
Äpfel | Weißmehlprodukte |
Birnen | Schokolade |
Zitronen | Limonaden |
Datteln | Frittiertes |
Feigen | Speck |
Radieschen | Chips |
Blumenkohl | Butter |
Ingwer | Joghurt |
Die Schattenseite einer basischen Ernährung
Zu viel des Guten kann auch hier schaden: Der Magen braucht Säure, um Eiweiße aufzuspalten und Keime abzutöten. Ein zu basischer Darm könnte Probleme bei der Verdauung verursachen und auch die Vaginalflora sowie die Haut profitieren von einem leicht sauren Milieu.
Wer also ständig nur basische Lebensmittel isst, könnte sich unbeabsichtigt neue Probleme einhandeln. Ein weiterer Punkt ist, dass eine extrem basische Ernährung oft mit einem Verzicht auf wichtige Eiweißquellen wie Hülsenfrüchte oder tierische Produkte einhergeht, was den Muskelaufbau und die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
Eine rein basische Ernährung könnte also langfristig zu Mangelerscheinungen führen, wie etwa zu wenig Eisen, Proteine oder Vitamin B12.
Was sagt die Wissenschaft?
Die Forschung zur basischen Ernährung ist zwiegespalten: Viele positive Effekte kommen nicht direkt durch den pH-Wert, sondern dadurch, dass eine basenreiche Ernährung oft mit viel Obst, Gemüse und weniger verarbeiteten Lebensmitteln einhergeht.
Eine direkte schädliche Wirkung von übersäuernden Lebensmitteln auf den gesunden Körper ist wissenschaftlich kaum belegt. Einige Studien legen jedoch nahe, dass eine Ernährungsweise mit viel Gemüse und wenig stark verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für bestimmte Erkrankungen, wie Osteoporose oder Nierenschwäche, senken kann.
Balance statt Extreme
Eine basenreiche Ernährung kann helfen, sich besser zu fühlen – aber sie ist kein Allheilmittel. Kurzfristig kann der Verzicht auf Alkohol, Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel tatsächlich zu einem besseren Wohlbefinden, mehr Energie und einer besseren Konzentration führen, da der Fokus stärker auf frischen und natürlichen Lebensmitteln liegt.
Komplett auf alle säurebildende Lebensmittel ohne ärztlichen Rat zu verzichten, macht auf Dauer wenig Sinn, da sie viele wertvolle Nährstoffe liefern.
Die beste Strategie? Ein gesunder Mix aus beidem! Viel frisches Obst und Gemüse kombiniert mit hochwertigen Eiweißquellen sorgt für die optimale Ernährung – ganz ohne Zwang. Und ab und zu kann es auch einmal eine Basensuppe sein.