Kopf-an-Kopf-Rennen
Überraschung! Stimmen-Krimi bei EU-Referendum in Moldau
Während Präsidentin Sandu die Absolute verpasst, schien es lange auch, als würde das EU-Referendum scheitern.
Beispiellose Wahlmanipulation soll im Vorfeld des Schicksalstags in der Republik Moldau gegeben haben. Das von Rumänien und der Ukraine umschlossene Land ist eines der ärmsten Europas und hat keine Herrschaft über einen bedeutenden Teil des eigenen Staatsgebiets: Transnistrien wird seit dem Zerfall der Sowjetunion von Russland besetzt und verwaltet.
Die amtsinhabende Präsidentin Maia Sandu ist hingegen prowestlich ausgerichtet. Bei den Wahlen am Sonntag kam es deshalb gleich zu zwei richtungsweisenden Entscheidungen. Fährt Moldau auch in Zukunft einen pro-europäischen Kurs? Mittels einer zweiten Abstimmung sollte der Kurs auf einen EU-Beitritt unabänderlich in der Verfassung verankert werden.
Russische Manipulation
Aber: Es gebe Beweise, dass 300.000 Stimmen gekauft worden seien, sagte Sandu bei einem Auftritt in der Nacht in der Hauptstadt Chișinău. Dutzende Millionen Euro seien im Vorfeld ausgegeben worden, um Lügen und Propaganda zu verbreiten. "Wir haben es mit einem beispiellosen Angriff auf die Freiheit und die Demokratie in unserem Land zu tun."
Sie wolle jedoch das Endergebnis abwarten und dann Entscheidungen treffen. Details nannte die 52-Jährige nicht. Allerdings hatten moldauische Sicherheitskräfte schon vor dem Urnengang Wählerbestechung und prorussische Desinformation in dem Land mit rund 2,5 Millionen Einwohnern aufgedeckt.
Referendum erfolgreich
Und sah es anfangs noch so aus, als würde das EU-Referendum wider Erwartens scheitern, brachte die Auszählung der Wahlkarten der Auslands-Moldawen doch noch die Trendwende: Bei einem Auszählungsgrad von 97 Prozent lagen die Befürworter erstmals hauchdünn vorne.
Staatschefin Sandu hingegen kommt nur auf 41 Prozent der Stimmen, verfehlt damit die absolute Mehrheit und muss in zwei Wochen in die Stichwahl. Dort wird sie wohl gegen den Sozialisten Alexandru Stoianoglo antreten, der zum prorussischen Lager zählt und auf 27 Prozent kam.
Auf den Punkt gebracht
- Beim EU-Referendum in Moldau kam es zu einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem Präsidentin Maia Sandu die absolute Mehrheit verfehlte und in eine Stichwahl gegen den prorussischen Kandidaten Alexandru Stoianoglo muss
- Trotz anfänglicher Zweifel wurde das EU-Referendum letztlich durch die Stimmen der Auslands-Moldawen knapp befürwortet, während Sandu von massiver Wahlmanipulation und prorussischer Desinformation berichtete