Jüngstes Opfer 15 Jahre

Übergriff in WG? Betreuer wegen Missbrauchs vor Gericht

Ein Sozialpädagoge soll sich in Wien laut Anklage an Schützlingen in einer betreuten WG vergangen haben. Vor Gericht gab es eine Überraschung.

Thomas Peterthalner
Übergriff in WG? Betreuer wegen Missbrauchs vor Gericht
Ein ehemaliger WG-Betreuer mit Verteidiger (r.) vor Gericht in Wien.
Denise Auer

Sex war angeblich ein großes Gesprächsthema unter den Jugendlichen einer betreuten Wohngemeinschaft in Wien. Laut Anklage soll ein ehemaliger Betreuer die sexuelle Neugier seiner Schützlinge ausgenutzt – und sich an ihnen vergangen haben. Zwei Burschen (15, 18) erhoben schwere Vorwürfe gegen den gebürtigen Brasilianer. Das brachte den 50-Jährigen am Donnerstag (17.10.) auf die Anklagebank.

Mindestens 14 Übergriffe

"Er ließ sich von einem 15-Jährigen einen bl*sen", warf die Staatsanwältin dem Angeklagten unverblümt vor. 14 Mal soll es zu Oralverkehr und anderen sexuellen Handlungen gekommen sein. "Das Opfer war sehr glaubwürdig", meinte die Staatsanwältin. Der Bub soll aber nur "unterdurchschnittlich intelligent" sein. Wurde das ausgenutzt? "Nein", wehrte sich der Angeklagte. Das zweite Opfer (18) behauptet, von dem 50-Jährigen immer wieder im Intimbereich begrapscht worden zu sein. Auch das stritt der Angeklagte vehement ab, plädierte auf "nicht schuldig".

"Ich habe mich nicht zu den Jugendlichen hingezogen gefühlt", so der Angeklagte. Er sei außerdem seit 13 Jahren in einer festen Beziehung. Sein Verteidiger meinte, die mutmaßlichen Opfer seien nicht glaubwürdig. Ein Jugendlicher würde an "Wahnvorstellungen" leiden, der andere sei "neidisch" gewesen, angeblich weil ihm der Betreuer die Aufmerksamkeit entzogen hätte.

Überraschung vor Gericht

Dann ging es um verstörende Details: Die Schützlinge kamen angeblich zum Kuscheln und fernsehschauen in das Betreuerzimmer. Der Angeklagte soll Jugendliche zu sich in seine Wohnung eingeladen haben. "Sie haben am Sofa übernachtet, es war ein Fehler." Die Gutachterin fand das überraschend und auch "sehr befremdlich". Denn das sei sehr unüblich. Gerade für Jugendliche mit Problemen seien klare Grenzen sehr wichtig.

Prozess wurde vertagt

"Wir sind Ersatzeltern", rechtfertigte sich der Angeklagte. Private Treffen seine die Ausnahme gewesen. Nach Hinweisen der Jugendlichen wurde der Fall im Vorjahr angezeigt. Der Prozess wurde am Donnerstag auf 21. November vertagt – für den Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Sozialpädagoge steht in Wien vor Gericht, weil er laut Anklage die sexuelle Neugier seiner minderjährigen Schützlinge in einer betreuten Wohngemeinschaft ausgenutzt und sich an ihnen vergangen haben soll
    • Der Prozess, in dem der Angeklagte auf "nicht schuldig" plädiert, wurde auf den 21
    • November vertagt, wobei die Unschuldsvermutung gilt
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