Schwere Schicksalsschläge
Über Tod seines Sohnes (46) kam Beckenbauer nie hinweg
Franz Beckenbauer war einer der größten Fußballspieler der Geschichte. Später erlitt er Schicksalsschläge wie den Tod seines Sohnes.
In den letzten Jahren wurde es still um Franz Beckenbauer. Schon seit längerer Zeit hatte er sich aus der Öffentlichkeit in sein Haus in Salzburg zurückgezogen. Mit ihm ging es gesundheitlich bergab. Augeninfarkt, Herz-Operationen, dazu Parkinson mit einhergehender Demenz. Er hat zuletzt sehr gelitten. Am Sonntag schlief Beckenbauer im Kreis seiner Familie friedlich ein. Er wurde 78 Jahre alt.
Beckenbauer war eine Fußballlegende. Beckenbauer fällt in dieselbe Kategorie wie Pelé und Diego Maradona, wie Johan Cruyff und Alfredo Di Stéfano. Er war nicht bloß ein Titelhamsterer, er hatte die Gabe, härtestes Spielgeschehen geradezu lässig erscheinen zu lassen. Er war die "Lichtgestalt", die prägendste Persönlichkeit im deutschen Fußball – und einer der Größten seiner Zunft auf der Welt.
Doch mit dem WM-Skandal kamen Jahre später auch dunkle Seiten hervor. Der Mythos Beckenbauer wurde beschädigt. Die dubiosen Überweisungen von umgerechnet 6,7 Millionen Euro zuerst nach Katar an Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam und dann über das WM-Organisationskomitee und die Fifa zurück zu Kreditgeber Robert Louis-Dreyfus brachten ihn in Bedrängnis, inklusive Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue in der Schweiz.
Das Verfahren gegen ihn wurde im Sommer 2019 von dem gegen die anderen Beschuldigten abgetrennt. Letztlich verjährte es – wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchenzeit. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz.
Sein Sohn starb früh
Und dann war da noch der Tod seines Sohnes Stephan (46) 2015. Dieser verstarb an einem Hirntumor, nachdem er zwei Jahre lang gegen die Krankheit gekämpft hatte. Lange schwieg er – bis ins Jahr 2018. In einem emotionalen Interview sprach die Legende über den Tod seines Sohnes. Der "Bunte" sagte er: "Es ist eine Frage der Zeit, das geht einem nach bis zum Ende, das ist klar."
Und weiter: "Das ist das Leben. Es ist ... Was soll man da lamentieren? Was soll man ändern? Es ist passiert. Es ist nicht nur mir passiert, es ist in vielen Familien auf der ganzen Welt genau das Gleiche passiert, also ... Es ist so, wie es ist." Doch ob er jemals über Stephans Tod hinwegkommen werde, darüber ist sich Beckenbauer unklar: "Ich weiß nicht, ob man das jemals verarbeiten kann. Ich glaube, das wird immer so bleiben."
Beckenbauer war seit 2006 mit seiner Frau Heidi verheiratet, gemeinsam mit ihr hatte er die Kinder Joel (18), und Francesca (15). Aus früheren Beziehungen stammen die Söhne Thomas (55) und Michael (52). Insgesamt war er dreimal verheiratet.
Mit einer Ohrfeige startete Karriere
Seine Weltkarriere begann derweil mit einer Ohrfeige. Die Episode aus Münchner Jugendtagen, als ihn in Giesing der "60er" Gerhard König ohrfeigte und der junge Franz deswegen zu den Bayern ging und nicht zu den "Löwen", erzählte auch der alte Franz noch mit dem ihm eigenen Charme.
Bei den Roten wurde Beckenbauer zum Europameister, Weltmeister und Weltstar, Ehrenspielführer der Nationalmannschaft und nach 103 Länderspielen auch zum polyglotten US-Export bei Cosmos in New York. Er kehrte nach Deutschland zurück, spielte nochmal für den Hamburger SV und wurde 1984, als die Not bei der Nationalmannschaft groß war, Teamchef – mit dem WM-Triumph von Rom sechs Jahre später als Krönung.
Als DFB-Teamchef führte er die deutsche Nationalmannschaft 1986 dann in den WM-Final und 1990 zur Weltmeisterschaft. 1994 bis 2009 war er Präsident des FC Bayern München sowie nach der Umwandlung des Vereins in eine Aktiengesellschaft 2002 auch Aufsichtsratsvorsitzender. Als Chef des Bewerbungskomitees war er maßgeblich daran beteiligt, die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu holen und leitete dann das Organisationskomitee. Bis 2012 arbeitete er dann noch für die Fifa.