Hundertwasserhaus
Über 100 Anrainer wehren sich gegen "Touristenwahnsinn"
Anwohner im 3. Bezirk fühlen sich übergangen. Eine neue Fußgängerzone bringt Touristenströme, Lärm, versperrte Zufahrten und damit viel Ärger.
Gut gemeint, schlecht gemacht. So lautet das Fazit der Anwohner zur neu gestalteten Kegelgasse im 3. Bezirk. Vergangenes Jahr wurde der Abschnitt von der Löwengasse bis zur Unteren Weißgerberstraße umgestaltet und sollte damit eine Aufwertung des Grätzls rund um das Hundertwasserhaus bringen.
Über 100 Anrainer protestieren
"Ich dachte, das Ziel sei es, das Leben hier angenehmer zu machen. Das Gegenteil wurde erreicht", kritisiert Sabine Seiter, die bereits seit 52 Jahren in der Kegelgasse wohnt. Fehlendes Grün, Touristenströme, Lärm und vieles mehr plagen die Anwohner im Grätzl. Diese wollen jetzt nicht mehr untätig herumsitzen und haben eine Bürgerinitiative gegründet. 106 Unterschriften konnten in kürzester Zeit gesammelt werden. Das erklärte Ziel: Die Kegelgasse wieder zu einem lebenswerten Ort zu machen.
Zurück zum Anfang: Im Mai 2022 startete eine Bürgerbeteiligung der Agenda Landstraße zur Neugestaltung der Kegelgasse. Bereits seit langer Zeit waren fehlendes Grün, mangelnde Barrierefreiheit sowie Lärmbeeinträchtigung aufgrund des Schanigartens und den vielen Touristen ein Problem. Im März 2023 wurde dann ein Plan präsentiert und im Herbst starteten die Baumaßnahmen.
"Nett gemeint, aber keine Lösung"
Das große Problem seit jeher: die Touristen-Ströme. Laut Schätzungen kommen in der Hochsaison an Feiertagen und in den Sommermonaten rund 2.000 Touristen am Tag zum Hundertwasserhaus. Mit der Umwidmung der Kegelgasse in eine Fußgängerzone wurde das Problem aber nicht gelöst, sondern das Gegenteil ist der Fall. Es finden sich noch mehr Touristen als früher zusammen.
"Wir haben hier einige gehbeeinträchtigte Menschen, für die es immer schwerer wird, zu ihren Häusern zu kommen. Auch die Garageneinfahrten werden von den Menschen blockiert. Dazu kommt noch der Lärm", erzählt Seiter. Auch Fahrradgruppen dürfen in die Kegelgasse hineinfahren, was die Situation nochmal verschärft. "Die Fußgängerzone ist vielleicht nett gemeint, aber keine anrainerfreundliche Lösung", so Seiter.
Druck steigt; der Bezirk lenkt ein
Mit einem offenen Brief hat sich die Bürgerinitiative an Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) gewandt. "Wir verstehen das Problem der vielen Touristen sehr gut, dagegen können wir aber wenig machen", heißt es auf Anfrage aus seinem Büro. Man wolle den Anrainern aber entgegenkommen und versuchen, die Situation zu verbessern.
Unter anderem sollen Kontrollen bezüglich illegaler Tischaufstellungen veranlasst werden und ein Gefahrenpiktogramm beim Radfahren gegen die Einbahn in der Unteren Weißgerberstraße vor der Kegelgasse angebracht werden.
Darüber hinaus möchte sich der Bezirksvorsteher bei den Behörden der Stadt dafür einsetzen, dass die Fußgängerzone wieder aufgehoben und durch ein Fahrverbot "ausgenommen Zufahrt zu den genehmigten Stellplätzen und Behindertentransporte" ersetzt wird.