Wien
Uber-Fahrer in Wien: "Zu wenig Geld zum Überleben"
Journalist Robert Fröwein sprach mit Uber-Fahrern über ihre Erlebnisse in Wien. Herausgekommen sind 17 spannende Reportagen.
Kaum jemand macht den Job, weil er wirklich will. Doch Uber ermöglicht vielen eine neue Existenz. So erzählten ehemalige Kriminelle, Türsteher, Flüchtlinge oder ehemalige Fußballspieler von ihrem neuen Leben als Uber-Fahrer in Wien. Am Dienstag wird das Buch "Ein Leben voller Abzweigungen" (Leykam Verlag) in Wien präsentiert.
Autor und Journalist Robert Fröwein erzählt von den Erfahrungen, die Lenker des Fahrtendienstes Uber mit ihren Kunden in der Metropole Wien machen. Leser erfahren, was sich hinter Menschen aus Bosnien, Bulgarien, Afghanistan, Ägypten oder einfach dem Nachbarbezirk verbirgt – und lernen dabei auch viel über Österreich in Zeiten der Pandemie kennen.
Kritische Bewertungen
"4,6 Sterne Durchschnittsbewertung. Hinter diesen Zahlen steht die Existenz eines ganzen Menschen. Musste er als Kind Hunger leiden? Wurde er im Elternhaus geschlagen? War die lebensbedrohliche Flucht richtig? Ist Österreich das gelobte Land und Wien sein süßes Herz? Und was heißt es, eine bewegte Geschichte zu haben, wenn sie niemand hören will?", fragt Fröwein. Die Fahrer berichten von der kleinen Freiheit, sich unter prekären Lebensverhältnissen bei 12-Stunden-Schichten wenigstens die Arbeitszeit aussuchen zu können. Und von der großen, sich in ihrer neuen Heimat endlich frei bewegen zu dürfen.
Selbstständigkeit
Er könne nicht mit Autoritäten umgehen, erzählt beispielsweise Uber-Fahrer Bouhadjar. "Ich hatte immer Probleme mit Chefs. Mein ganzes Leben lang. Hier bin ich selbst für den Umsatz verantwortlich", sagt er. Schon seit dem Jahr 2003 lenkt der gebürtige Algerier Taxis durch Wien.
Hungerlohn
Zum Leben zuviel, zum Sterben zuwenig: Das Wiener Sprichwort passt zu dem Verdienst der Uber- bzw. Taxilenker. Rund 1.500 Euro verdient ein Lenker brutto. "Ich sehe viele meiner Kollegen irgendwo im Auto schlafen, weil sie mit neun- oder zehnstündigen Schichten niemals soviel Geld machen, um überleben zu können", erzählt ein Fahrer. "Sie bleiben dann gleich angemeldet im Auto liegen und warten fast rund um die Uhr darauf, eine Fahrt zu haben." Nur Singles ohne Familie könnten sich mit 12-Stunden-Tagen ein relativ gutes Leben finanzieren. Ein Problem seien auch organisierte Lenker aus Osteuropa, die für ein paar Monate in Wien fahren würden – und den Preis für alle drücken. Mehr Stories und Einblicke gibts im Buch "Ein Leben voller Abzweigungen" von Robert Fröwein.