"Kinder sehen Drogendeals"
U6 "außer Kontrolle" – ÖVP fordert sofortige Maßnahmen!
Immer mehr Stationen entlang der Strecke gelten als Brennpunkte – Kriminalität und Gewalt häufen sich. Die Wiener ÖVP macht nun Druck.
Die Bezirke entlang der U6 erleben eine stetige Zunahme an Vorfällen, die Bewohner und Fahrgäste zunehmend verunsichern. Martina Hammerer – VP-Frauenchefin von Mariahilf – beschreibt die Situation im Gespräch mit "Heute" als besorgniserregend: "Die enorme Sicherheitsproblematik entlang der U-Bahnlinie U6 hat uns veranlasst, auf einzelne Sicherheitsbrennpunkte konkret hinzuweisen und individuelle Lösungen einzumahnen." Besonders die Stationen Floridsdorf – "Heute" berichtete bereits – und Gumpendorfer Straße und gelten als Problemzonen.
Auch im 23. Bezirk zeigt sich die Lage angespannt: "Bei Stationen wie Alterlaa oder der Schnellbahnstation Liesinger Platz ist die Unsicherheit groß", erklärt Patrick Gasselich, Bezirksvorsteher-Stellvertreter von Liesing. Die VP-Politiker fordern seit Längerem ein umfassendes Sicherheitspaket, das nun endlich umgesetzt werden soll.
Hammerer: "Kinder sehen Drogendeals!"
In Wien-Mariahilf sind von 2022 auf 2023 die Suchtgiftdelikte um knapp 72,8 Prozent gestiegen und die Anzahl an Straftaten erhöhte sich von 276 auf 477. Besonders die Drogenberatungsstelle Jedmayer bei der U6 Gumpendorfer Straße ist hier ein wichtiger Ausgangspunkt für die stark wachsende Suchtgiftkriminalität.
Martina Hammerer schilderte gegenüber "Heute" ihre persönliche Erfahrung als Anrainerin. Ihre Kinder müssen tagtäglich mit der U6 in die Schule fahren und kommen an der Problemstation Gumpendorfer Straße regelmäßig vorbei. Sie hat als Mutter dabei immer ein mulmiges Gefühl. Nicht selten werde man dort beim Vorbeigehen angepöbelt und es werde offen sichtbar mit Drogen gedealt – auch neben Kindern. Als besonders problematisch empfindet die VP-Politikerin, dass Kindergärten und Schulen in der unmittelbaren Umgebung sind.
Alkoholverbot und Schutzzonen als Lösung
Eine zentrale Forderung der VP-Politiker ist die Einführung eines Alkoholverbots an den Stationen Gumpendorfer Straße und Floridsdorf, ähnlich wie es am Praterstern bereits erfolgreich umgesetzt wurde. Am Praterstern gaben laut Hammerer kurz nach der Einführung zwei Drittel der Frauen an, sich sicherer zu fühlen. Seit 2018 setze sich die Wiener Volkspartei dafür ein, doch bis heute sei noch nichts passiert, prangerte Hammerer an. Diese Maßnahme könnte schnell umgesetzt werden und wäre kostenneutral, da die Zuständigkeit dafür bei der Stadt liegt.
Darüber hinaus fordern die VP-Politiker die Einführung polizeilicher Schutzzonen, die in der Verantwortung des Bürgermeisters liegen. "Es ist unverständlich, warum diese einfachen und wirksamen Maßnahmen bisher nicht ergriffen wurden", meint Leon Wassiq, VP-Bezirkschef in Floridsdorf. Hammerer ergänzte im "Heute"-Gespräch, dass durch diese Schutzzone mehrere Kindergärten, Schulen und Spielplätze – im Umkreis von 200 Meter – wieder sicher wären.
Das Jedmayer sollte laut der VP-Frauenchefin von Mariahilf entlastet werden. Drogenabhängige sollen auf mehrere Einrichtungen verteilt werden. Damit kann ihnen besser und gezielter geholfen werden.
Sicherheitskameras sollen Abhilfe schaffen
Die ÖVP-Politiker zeigen sich erfreut darüber, dass sich nun auch der Wiener Bürgermeister für den verstärkten Einsatz von Sicherheitskameras ausspricht. Dies ist eine Forderung, die Patrick Gasselich und die ÖVP Liesing bereits seit längerem in unsicheren Bereichen, wie etwa rund um den Liesinger Platz, stellen. Ebenso soll die Prüfung eines möglichen Kameraeinsatzes an U6-Stationen erfolgen. Kameras könnten sofort von der Stadtregierung umgesetzt werden.
Situation Bahnhof Floridsdorf
Der jüngste Vorstoß von Bürgermeister Michael Ludwig, flächendeckende Waffenverbotszonen für Wien zu fordern, wird von den VP-Politikern zwar befürwortet, sie betonen, dass dies alleine nicht ausreiche. "Es braucht ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um die Situation zu entschärfen", so Hammerer.
ÖVP sieht dringen Handlungsbedarf
Die Wiener Bevölkerung sieht sich mit einer zunehmenden Verschlechterung der Sicherheitslage entlang der U6 konfrontiert. Während immer mehr Brennpunkte entstehen, fordern Hammerer, Gasselich und Wassiq nun schnelle und wirksame Lösungen. "Der Schutz von Fahrgästen und Anrainern muss oberste Priorität haben", betonen die VP-Politiker.
Darauf angesprochen, welcher Schritt als erstes umgesetzt werden soll, forderte Martina Hammerer die sofortige Einführung des Alkoholverbots bei der Gumpendorfer Straße. Auch die Schutzzone ist schnell umsetzbar. Dafür müsse Bürgermeister Ludwig nur den Wiener Landespolizeipräsident Pürstl beauftragen.
Den Vorschlag der FPÖ – das Bundesheer an Hotspots einzusetzen - schmetterte Hammerer ab. Sinnvoller wäre ein Bündel an Maßnahmen und sofortiges Handeln der Stadtregierung.
Obwohl sich die Stadtregierung in den letzten Monaten wenig bewegt hat, wächst der Druck, endlich zu handeln. "Wiens Bürgermeister ist aufgefordert, sich endlich entlang der U6 Bezirke auch wirklich für Sicherheitsmaßnahmen einzusetzen und diese auch rasch umzusetzen – das liegt in seiner Verantwortung und die Kompetenzen dazu liegen jedenfalls beim Bürgermeister – wozu hat er diese Kompetenzen sonst?", heißt es abschließend.
Entführungsversuch in Alterlaa
Ein besorgniserregender Vorfall ereignete sich am 10. September in Alterlaa, als ein etwa 50-jähriger, in Schwarz gekleideter Mann versuchte, drei Kinder in der Nähe einer Volksschule mit Spielzeug anzulocken – wir berichteten. Die Kinder reagierten schnell und liefen davon, woraufhin die Mutter eines der Kinder Anzeige erstattete. Die Polizei nahm sofort Ermittlungen auf und hat bereits erste Maßnahmen ergriffen. Dieser Vorfall hat die ohnehin angespannte Sicherheitslage entlang der U6 weiter verschärft.
Patrick Gasselich, Bezirksvorsteher-Stellvertreter von Liesing, kommentierte den Vorfall scharf: "Der in Alterlaa bekannt gewordene Fall ist besonders perfide und muss schnell geklärt werden. Wir fordern schon lange eine gezielte Videoüberwachung an Hotspots – gerade in diesem Zusammenhang ist das unabdingbar." Die Forderung nach mehr Überwachung und Sicherheitsmaßnahmen bekommt durch diesen Vorfall zusätzliches Gewicht, vor allem in Hinblick auf die Sicherheit von Kindern in der Umgebung von Schulen und Kindergärten.
Die Wiener ÖVP sieht darin ein weiteres Argument, warum ein umfassendes Sicherheitspaket und gezielte Maßnahmen, wie die Installation von Kameras an problematischen Stationen, dringend umgesetzt werden müssen.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Wiener ÖVP fordert angesichts der zunehmenden Kriminalität und Gewalt entlang der U6 sofortige Maßnahmen, darunter ein Alkoholverbot und polizeiliche Schutzzonen an besonders betroffenen Stationen wie Gumpendorfer Straße und Floridsdorf
- Die Politiker betonen die Dringlichkeit eines umfassenden Sicherheitspakets, um die Sicherheit von Fahrgästen und Anrainern zu gewährleisten, und kritisieren die bisherige Untätigkeit der Stadtregierung