"Da hört sich der Spaß auf!"
Trotz unpünktlicher Züge: Hohe Boni für ÖBB-Manager
Heftiger Kritik müssen sich die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) derzeit aussetzen. Besserung ist erst in Monaten in Sicht.
Verspätungen und Ausfälle, die ÖBB haben die Geduld ihrer Fahrgäste in den vergangenen Wochen kräftig auf die Probe gestellt. Derzeit wird im Osten Österreichs nach einem ausgedünnten Notfahrplan gefahren, damit zumindest diese Verbindungen halbwegs pünktlich ankommen – was auch nicht immer funktioniert. Was auch an den veralteten Zügen und ihren technischen Problemen liegt.
Defekte Züge, altes Wagenmaterial
"Im Dezember und Jänner waren wir mit unserer Qualität einfach nicht zufrieden, bestenfalls gebe es dafür "ein Genügend", so ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä in der "ZIB2". Die ÖBB hätten "nicht die Qualität geliefert", für die man stehen wolle, deswegen gebe es eine "klare Entschuldigung für die Leistung, die wir da abgeliefert haben". Zuletzt wurde das Management der ÖBB Werkstätten ausgewechselt.
Neue Züge erst im April
Vier kaputte Railjets haben teilweise zu einem Chaos im Dezember-Fahrplan geführt. Mit 5. April würden erste neue Züge in den Einsatz kommen, damit solle es für die Ostregion Entspannung geben, so Matthä. "Wir waren ein Stück weit zu mutig", die Lieferproblematik sei unterschätzt worden und die Fertigungsplanung zu ambitioniert gewesen, so der ÖBB-Boss. "Das büßen wir jetzt sehr, sehr kräftig mit verärgerten Kunden."
Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, gibt im Ö1-"Morgenjournal" Politik und Management die Schulnote 5: Beim Sparen sei man in den vergangenen Jahren über das Ziel hinausgeschossen. Die Rechnung zahlen jetzt die Beschäftigten und die Fahrgäste.
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"Für schlechte Noten kann's keine Boni geben"
"Es ist unerträglich, mit welchen Argumenten das Management versucht, eklatante Personalprobleme kleinzureden. Es keinen Personalmangel, sondern lediglich einen erhöhten Bedarf. Gleichzeitig werden in der Zwischenzeit alle Eisenbahnberufe auf die Mangelberufsliste gesetzt und ÖBB-Manager sind gerade dabei, in Indien Fachkräfte zu organisieren statt hierzulande die Lehrlingsausbildung zu verstärken", so Hebenstreit. "Da hört sich für uns der Spaß auf!"
Er kündigt an, in der nächsten Woche in der Aufsichtsratssitzung zu fordern, dass es keine Boni für Top-Manager geben soll – "für schlechte Noten kann's keine Boni geben".
"Will man eine flexible Bahn haben, die Qualität bietet, dann muss man investieren, nicht nur Milliarden in die Infrastruktur oder Züge stecken, sondern auch ins Personal", so Hebenstreit abschließend.