Erdrückende Schulden
Trauriger Rekord: 8.850 Privatkonkurse in Österreich
21.645 Menschen suchten im vergangenen Jahr in Österreich eine Schuldenberatungsstelle auf.
Die anhaltend hohe Inflation treibt immer mehr Österreicher in die private Finanzkrise. Die Schuldenberatung hatte im Jahr 2023 um 17 Prozent mehr Anfragen, als im Jahr davor. Das sei der Höchstwert seit zwölf Jahren, berichtete das Sozialministerium am Freitag. Jede achte Person, welche die Schuldenberatung aufsucht, gab die Lebenshaltungskosten und die hohen Wohnungskosten als Überschuldungsgrund an.
Am Montag, dem 6. Mai, gibt es dazu eine Pressekonferenz mit Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) und Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen. "Heute" hat die bisher bekannten Details zum Schuldenjahr 2023:
Laut Angaben der staatlich anerkannten Schuldenberatung wurde "Arbeitslosigkeit / Einkommensverschlechterung" bei den Erstberatungen am häufigsten und von fast einem Drittel als Grund erwähnt. Auch die Pandemie (9 Prozent), sowie Scheidungen und Trennungen (12 Prozent) zählen zu den Hauptgründen. Ein großes Problem ist die mangelnde Finanzbildung, sagen 21 Prozent der Menschen.
Viele Menschen suchten Beratungsstellen auf
Im vergangenen Jahr suchten 21.645 Personen eine der 69 Beratungsstellen für einen Erstkontakt auf. Zudem wurden 2023 in ganz Österreich 8.850 Privatkonkurse eröffnet. Einen großen Unterschied zwischen den Geschlechtern konnte die Beratungsstelle ausmachen: Die Durchschnittsverschuldung der Frauen betrug dabei 46.798 Euro, die der Männer 60.264 Euro.
Forderungen der Beratung
Die Schuldenberatung stellt als Konsequenz konkrete politische Forderungen: Eine Anpassung des Existenzminimums an die Höhe des Referenzbudgets, bessere Finanzbildung von Jugendlichen und Erwachsenen und eine Fortführung der Privatinsolvenz, dessen Regelung 2026 auslaufen würde.
Weiteres sollen Sozialleistungen in Österreich "Armutsfest sein". Das bedeutet, dass sie "ein Leben über der Armutsgefährdungsschwelle möglich machen" müssen, wie es auf der Website heißt. Dabei kritisiert die Schuldenberatung, dass seit Jahren der Hauptgrund für Überschuldung "Arbeitslosigkeit oder Einkommensverschlechterung" ist. Das Arbeitslosengeld sei dabei viel zu niedrig. Deshalb sei eine Erhöhung der Nettoersatzrate auf 70 % zur Vermeidung von Überschuldung und Armut dringend nötig.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Im Jahr 2023 verzeichnete die Schuldenberatung in Österreich einen Anstieg von 17 Prozent bei Erstkontakten, wobei Lebenshaltungskosten und Wohnungskosten die Hauptgründe für Überschuldung waren
- Arbeitslosigkeit und Einkommensverschlechterung wurden am häufigsten als Gründe genannt, gefolgt von Pandemie, Scheidungen und Trennungen
- Insgesamt wurden 8.850 Privatkonkurse eröffnet, wobei Frauen im Durchschnitt 46.798 Euro und Männer 60.264 Euro verschuldet waren
- Die Schuldenberatung fordert politische Maßnahmen wie eine Anpassung des Existenzminimums, bessere Finanzbildung und eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 % der Nettoersatzrate, um Überschuldung und Armut zu vermeiden