Er versteht die Welt nicht
Tourist (29) braucht ein Sackerl – soll 200 Euro zahlen
Ein 29-jähriger Brasilianer hat an der Selbstbedienungskasse im Supermarkt das Papiersackerl nicht gescannt. Das kommt ihn nun teuer zu stehen.
Renan de Araújo ist schockiert: Der 29-jährige Brasilianer reiste vergangene Woche für eine Konferenz nach Genf (Schweiz). In der Freizeit kaufte er in einem Markt des Supermarktriesen "Migros" Schokolade. Das kommt ihn nun teuer zu stehen.
Mit zwei Tafeln Schokoladen und einer Geschenkbox ging er zum Self-Checkout, um zu bezahlen. "Ich schnappte mir einen Papiersackerl und packte alles ein", sagte der Betroffene gegenüber dem "Heute"-Partnermedium "20 Minuten". Gesamtkosten: 16,55 Franken (rund 17,60 Euro).
"Dachte, der sei gratis"
Dabei war dem Touristen nicht klar, dass die Tragetasche etwas kostet. "Ich wurde nicht gefragt, ob ich einen Sack hinzufügen möchte. So dachte ich, die seien – wie in Brasilien – gratis."
Dem ist aber nicht so – und das habe de Araújo auch nur wenige Sekunden später zu spüren bekommen. "Als ich aus dem Geschäft laufen wollte, wurde ich von einem Mitarbeiter aufgehalten." Dieser habe seinen Beleg sehen wollen. "Als der Angestellte bemerkte, dass ich das Sackerl nicht bezahlt hatte, wurde ich in ein Hinterzimmer geführt."
„Für ein Sackerl, das vierzig Cent kostet, wollen sie nun 200 Euro. Das ist unglaublich. Ich wollte nichts klauen“
Dort sei ihm ein Formular gereicht worden, welches er ausfüllen musste. "Es war alles in Französisch, ich habe kaum etwas verstanden." Später habe ihm ein Schweizer Kollege, der an derselben Konferenz war, erklärt, was im Dokument stand: "Mir wurde ein Bußgeld von umgerechnet rund 200 Euro wegen Diebstahls auferlegt."
Der 29-Jährige habe die Welt nicht mehr verstanden. "Für ein Sackerl, das vierzig Cent kostet, wollen sie nun 200 Euro. Das ist unglaublich. Ich wollte nichts klauen. Ich wusste einfach nicht, dass die kostenpflichtig sind." Demnach wisse der Tourist nun auch nicht, wie er mit dem Bußgeld umgehen soll: "Ich weiß noch nicht, ob ich sie bezahlen werde."
Das sagt der Supermarkt
Als sich de Araújo auf X über den Vorfall beklagte, antwortete der Supermarkt: «Es tut uns leid, dass Sie diese negative Erfahrung machen mussten. Unser Personal führt regelmäßig Stichproben an unseren Selbstbedienungskassen durch. Unsere Papiertragetaschen sind kostenpflichtig. Der Preis ist auf der Tragetasche angegeben, zudem ist sie mit einem Barcode versehen.»
Gegenüber "Nau.ch" sagte ein Sprecher außerdem, dass es diese Höhe der Bußgelder bei Diebstahl unabhängig von dem Betrag der gestohlenen Ware sei – also egal, ob etwas 40 Cent koste, wie das Sackerl oder 80 Euro. Zudem betont er, dass die traditionellen Kassen "ein gutes Mittel" seien, um Missverständnisse zu vermeiden.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Ein 29-jähriger brasilianischer Tourist, Renan de Araújo, wurde in einem Genfer Supermarkt mit einer Strafe von 200 Euro belegt, weil er an der Selbstbedienungskasse ein Papiersackerl im Wert von 40 Cent nicht gescannt hatte
- Der Supermarkt erklärte, dass die Taschen kostenpflichtig sind und regelmäßig Stichproben durchgeführt werden, während de Araújo betonte, dass er nicht wusste, dass die Taschen nicht kostenlos sind und nun unsicher ist, wie er mit dem Bußgeld umgehen soll