Freund trauert
Toter Ex-Mordermittler: "Er war wie ein kleiner Bruder"
Der ehemalige Kripo-Beamte Hannes F. wurde leblos an einen Strand angespült. Familie und Freunde wie Ex-Kollege Gerhard Bengesser trauern um ihn.
Hannes F. (62) ist tot. Wie berichtet, wurde die Leiche des Steirers am vergangenen Samstag am Namosain-Strand in der Nähe der Stadt Kupang (Indonesien) angeschwemmt – sein Schiff lag dort vor Anker. Die Umstände seines Todes sind rätselhaft, eine Obduktion soll bald mehr Licht ins Dunkel bringen. Bekannte, Freunde und Familie trauern um den beliebten Ex-Mordermittler.
Auch sein Ex-Kollege Gerhard Bengesser ist tief vom Tod seines Freundes getroffen: "Wir haben uns 41 Jahre lang gekannt, sind zusammen in die Gendamerie-Schule gegangen. Später habe ich ihn dann ins Landeskriminalamt geholt. Er war wie ein kleiner Bruder", erzählt der 66-Jährige im Gespräch mit "Heute".
„Er hat zu mir gesagt: 'Bitte lass' mich segeln, ich will die Welt sehen. Ich werd' nicht mehr so lang leben.' Er wollte einfach sein Leben 'voraus leben“
Das sind die Bilder des Tages
Hannes F. hatte ein bewegtes Leben: 1989 wurde der Gendarm in Gratwein in eine Schießerei verwickelt. Ein Autodieb war plötzlich mit dem gestohlenen Pkw aufgetaucht, Hannes F. nahm die Verfolgung auf. Bei einer Fabrik kam es schließlich zu einem Schusswechsel, bei dem sowohl der Dieb (er nahm sich anschließend das Leben), als auch der Ex-Beamte verletzt wurden. Aufgrund des schnellen Einsatzes eines Rettungssanitäters und eines Hubschrauber-Piloten konnte sein Leben gerettet werden.
Danach war der Steirer nicht mehr derselbe: "Er war nach der Schießerei zweimal klinisch tot, hatte aufgrund eines Herz-Lungen-Durchschusses nur noch einen Lungenflügel. Er hatte die These, dass er nicht mehr so lange leben wird", berichtet Bengesser. Sein größter Traum: Mit seinem Segelschiff "Cayenne" die Weltmeere bereisen. "Ich war nicht begeistert von der Idee, aber er hat zu mir gesagt: 'Bitte lass' mich segeln, ich will die Welt sehen. Ich werd' nicht mehr so lang leben.' Er wollte einfach sein Leben 'voraus leben'", erklärt der Ex-LKA-Ermittler.
Weltenbummler bereiste die Meere
Im Juli 2007 startete Hannes F. schließlich gemeinsam mit seiner Frau Sabine die große Reise, die etwa nach Panama, Hawai, Vancouver und Alaska führte. Über die Südsee gelangte der Weltenbummler schließlich nach Australien. Seine Frau Sabine musste zwischenzeitlich wieder zurück in die Heimat, das Ehepaar hörte sich aber häufig telefonisch.
Auch Bengesser war in regem Kontakt mit Hannes F.: "Zuletzt habe ich ihn drei Tage vor seinem Verschwinden gehört. Die Schiffsbatterien sind ihm eingegangen, die wurden ausgetauscht. Generell muss man sagen: Er war ja erst etwa zehn, zwölf Tage in Indonesien, davor fünf Tage und fünf Nächte mit dem Schiff allein unterwegs gewesen. Das ist sehr anstrengend – je älter man wird, umso mehr zehrt das an einem."
„Dass das Beiboot so schlecht festgemacht wird, das gibt es bei einem Segler nicht. Das wird immer richtig fixiert. Aber wir müssen jetzt die Obduktion abwarten, dann wissen wir mehr“
Die Todesumstände von Hannes F. sind noch völlig unklar: Sein Pass und seine Tasche wurden am Strand gefunden, sein Handy war im Besitz von Einheimischen, die es angeblich gefunden hatten. Zudem wies sein Körper sichtbare Wunden auf, das Beiboot war an seinem Schiff nur notdürftig befestigt: "Dass das Beiboot so schlecht festgemacht wird, das gibt es bei einem Segler nicht. Das wird immer richtig fixiert. Aber wir müssen jetzt die Obduktion abwarten, dann wissen wir mehr", so Bengesser, der seiner Trauer auch auf seiner Facebook-Seite freien Lauf ließ.
Feststeht, dass Hannes F. ein großes Loch hinterlässt: "Er war nicht nur sehr intelligent, sondern auch ein ruhiger und überlegter Mensch. Man konnte sich zu 100 % auf ihn verlassen. Hannes hatte die Gabe, mit Menschen umgehen zu können, er hatte ein richtiges Fingerspitzengefühl – auch als Kriminalbeamter. Er war ein Mensch, der sofort begeistert und fasziniert hat – es ist ein irrsinniger Verlust", trauert sein Ex-Kollege.