Bakterien
Tödliche Infektion breitet sich in Japan rasant aus
Japan wird von Streptokokken heimgesucht: Die bakterielle Infektion verbreitet sich rasant, was am Ende der Pandemie-Maßnahmen liegen dürfte.
In Japan breitet sich eine seltene, aber gefährliche bakterielle Infektion aus: das Streptokokken-induzierte toxische Schock-Syndrom. Im Januar und Februar wurden laut der japanischen Gesundheitsbehörde 378 Fälle gemeldet. Im ganzen Jahr 2023 waren es 941 Fälle gewesen, wobei 30 Prozent davon tödlich endeten.
Darum sind Streptokokken so gefährlich
Infektiologe Andreas Widmer erklärt: "Die Krankheit kann kerngesunde Erwachsene und auch Kinder innerhalb von Stunden schwer erkranken lassen." Laut Widmer scheiden diese Bakterien Toxine, also Giftstoffe, aus, die die Patienten umbringen. Hätten sich viele Bakterien im menschlichen Körper angereichert, sei deshalb auch die Anwendung von Antibiotika wie Penicillin gefährlich: "Tötet man alle Bakterien ab, schwemmen diese ihre Toxine aus und der Patient stirbt trotz – oder eben gerade wegen – der Antibiotika. Für die besten Überlebenschancen müssen daher verschiedene Antibiotika in der richtigen Reihenfolge verabreicht werden."
Wieso verbreiten sich die Bakterien gerade jetzt?
Gänzlich geklärt sind die Ursachen noch nicht. Es gibt innerhalb der Streptokokken viele harmlose, aber auch diese tödlichen Arten. "Es gibt noch viele unbekannte Faktoren hinsichtlich der Mechanismen, die den schweren und plötzlichen Formen von Streptokokken zugrunde liegen, und wir sind noch nicht so weit, dass wir sie erklären können", teilte die japanische Gesundheitsbehörde mit.
Welche Rolle spielen die Pandemie-Maßnahmen?
Experten sprechen von einem "postpandemischen Effekt": Im Mai 2023 stufte die Regierung in Japan den Status von Covid-19 auf eine Stufe mit der saisonalen Grippe herab. Der Schritt habe die Menschen dazu veranlasst, ihre Wachsamkeit zu senken, sagte Ken Kikuchi, Professor für Infektionskrankheiten an der Tokyo Women's Medical University, dem britischen "Guardian".
Widmer ergänzt: "Es gibt im Mund auch 'gute' Bakterien, die Stoffe produzieren und als Probiotika wissenschaftlich als wirksam erhärtet wurden. Eventuell sind diese mit der Maskenpflicht geringer geworden. Gesicherte Erkenntnisse haben wir aber noch nicht."