Kampf gegen Plastikmüll
Tödliche "Geisternetze" lauern im Mittelmeer
Bedrohungen unter Wasser: Österreichische Umweltschützer fischen auf gefährlichen Tauchgängen alte Fischernetze aus dem Meer.
Jährlich landen elf Millionen Tonnen Plastik im Meer. Bis zu einer Million Tonnen davon sind Fischereiausrüstung wie zum Beispiel alte Netze, warnt die Umweltschutzorganisation WWF nach einem Lokalaugenscheins in Kroatien. Diese sogenannten "Geisternetze" werden zu tödlichen Fallen für Meeresbewohner.
Gefährlichste Form von Plastikmüll
"Die 'Geisternetze' sind die gefährlichste Form von Plastikmüll im Meer. Delfine, Haie und Rochen verfangen sich in ihnen und erleiden einen qualvollen Tod. Die Kadaver locken weitere Tiere an, die sich beim Fressen verheddern – ein tödlicher Teufelskreis", sagt WWF-Chefin Andrea Johanides, die sich als Taucherin selbst ein Bild von der alarmierenden Lage vor Ort gemacht hat.
"Geisternetze" zerstören Korallenriffe
Neben der direkten Gefahr für Meeresbewohner, sich in den Netzen zu verheddern oder an Plastikteilen zu ersticken, zerstören Geisternetze auch Korallenriffe. Außerdem lösen sich "Geisternetze" mit der Zeit auf und zersetzen sich zu Mikroplastik, das über die Nahrungskette auf unseren Teller landet.
Einsatz rund um kroatische Ferieninseln
Gemeinsam mit dem WWF Kroatien ist der WWF Österreich im Mittelmeer, rund um die Insel Molat, bei der Bergung von "Geisternetzen" und Plastikmüll im Einsatz. "Allein bei unserer letzten Mission haben wir eine Dreiviertel Tonne Plastik aus dem Meer gefischt", berichtet Johanides.
„Die Menge an Geisternetzen, die wir hier vorgefunden haben, ist sehr besorgniserregend“
Das Bergen der alten Netze ist unumgänglich. "Die Menge an Geisternetzen, die wir hier auf kleinstem Raum vorgefunden haben, ist sehr besorgniserregend. Denn das Gebiet rund um die Insel Molat ist ein wertvoller Lebensraum mit außergewöhnlicher Artenvielfalt, darunter Korallen, Hai- und Rochenarten. Daher wollen wir diese Region zu einem Meeresschutzgebiet machen", sagt Meeres-Expertin Simone Niedermüller.
Riskante Tauchgänge
Die Tauchgänge zu den "Geisternetzen" sind riskant, körperlich anstrengend und höchst aufwändig: "Pro Tauchgang können zwei Personen bis zu 250 Kilogramm an 'Geisternetzen' bergen. Das Lösen der Netze in bis zu 40 Meter Tiefe erfordert viel Erfahrung und Ausdauer beim Tauchen", erklärt Niedermüller.
Die Netze müssen unter Wasser freigeschnitten, mit Hebe-Ballons an die Oberfläche gebracht und per Boot eingesammelt werden. Seit dem Projektstart 2023 konnten 1,5 Tonnen Geisternetze vor den Inseln Dugi Otok und Molat geborgen werden.
Für die Bergungen waren bisher 40 Bergungstaucheinsätze notwendig und zahlreiche weitere vorab zur Lokalisierung und Kartierung der Geisternetze. Ziel des WWF ist es, bis zum Jahr 2028 jährlich rund eine Tonne aus dem kroatischen Mittelmeer zu bergen.
Auf den Punkt gebracht
- Umweltschützer in Kroatien kämpfen gegen die Bedrohung durch "Geisternetze", die im Mittelmeer lauern und eine tödliche Gefahr für Meeresbewohner darstellen
- Die WWF-Organisation hat bereits 1,5 Tonnen Geisternetze aus dem Meer geborgen und plant, bis 2028 jährlich eine Tonne aus dem kroatischen Mittelmeer zu bergen