So "high" ist Kärnten
Tödlich reines Kokain ist auf dem Vormarsch
Auch in Kärnten verstärkt sich der Drogen-Konsum. Im Großraum Klagenfurt werden täglich 6.100 Joints und 1.600 Lines Koks konsumiert.
Früher noch galt Kokain als Partydroge der "Reichen". Heute ist das weiße Pulver längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Laut Kerstin Fanzott, Leiterin der Suchtberatungsstelle Viva in Klagenfurt, sei der Konsum von Kokain in jeder Gesellschaftsschicht vorzufinden.
Im Jahr 2019 hätten mehr als zehn Prozent der Hilfesuchenden Kokain als ihr primäres Problem angegeben. Im Vorjahr waren es bei den Unter-25-Jährigen bereits 13 Prozent und bei den Über-35-Jährigen schon 17 Prozent. Zwei Drittel der Kokain-Abhängigen seien männlich.
Hoher Reinheitsgrad
Ein wesentlicher Faktor für die Gefährlichkeit der Droge sei die Qualität. Der Reinheitsgrad des Kokains sei auch in Kärnten zum Teil erschreckend hoch. Eine bei der Suchtberatungsstelle angegebene Probe wies im Vorjahr einen Reinheitsgrad von 95 Prozent auf. Laut Experten sei dieser Wert mittlerweile durchaus üblich und könne tödliche Folgen haben.
Durch die hohe Potenz und den gleichzeitigen Konsum anderer Suchtmittel gebe es ungeahnte und unbeabsichtigte Wechselwirkungen. Konsumenten wird daher empfohlen, die Drogen-Check-Angebote zu nutzen und sich an die Beratungsstelle Viva zu wenden.
Niedrige Preise
Ein Gramm Kokain kostet – abhängig von der Qualität der Substanz – zwischen 50 und 100 Euro. Auch in Kärnten sei der Preis in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Der billige Preis führe zu einem erhöhten Konsum. Diese Entwicklung bestätigt auch ein aktuelles, österreichweites Abwasser-Monitoring der Medizinischen Universität Innsbruck. Zwei Kärntner Abwasserverbände (Klagenfurt und Millstätter See) wurden dafür untersucht.
Laut dieser Studie führen Alkohol und Nikotin das Suchtmittel-Ranking an. In der Region Klagenfurt raucht jeder der 138.451 Bewohner im Durchschnitt 3,3 Zigaretten pro Tag und trinkt täglich ein kleines Bier. Bei den illegalen Substanzen führt im Großraum Klagenfurt eindeutig Cannabis mit 4,4 Dosen pro Tag je 100 Personen. Gleich dahinter kommt Kokain mit 1,2 Tagesdosen je 100 Personen. Rechnet man diese Werte mit der Einwohnerzahl im Einzugsgebiet hoch, werden demnach täglich fast 6100 Joint geraucht und knapp 1660 Lines Kokain geschnupft.
Kein städtisches Problem
Der Konsum von illegalen Substanzen beschränkt sich längst nicht mehr auf die Großstädte Österreichs. Das belegen die Ergebnisse der Studie vom Millstätter See. Hier raucht jeder Einwohner durchschnittlich 2,5 Zigaretten täglich und trinkt ebenfalls ein kleines Bier. Geringer ist hier der Konsum von Cannabis und Kokain.
2,7 Tagesdosen pro 100 Personen an Cannabis werden in der Region geraucht. Das sind hochgerechnet knapp 1200 Joints täglich. Bei Kokain sind es 0,6 Tagesdosen je 100 Personen. Hochgerechnet sind das 262 Lines Kokain, die täglich geschnupft werden.
Konsumenten werden immer jünger
Der Leiterin der Suchtberatungsstelle Viva zufolge werden die Konsumenten, im Vergleich zu den Vorjahren, in Kärnten immer jünger. Sie neigen auch dazu, viele Substanzen zu mischen, je nach Verfügbarkeit, Wirkungen der Substanzen und Erkrankungsstatus. Viele Suchtkranke hätten spätestens während Corona begonnen, im Internet und Darknet zu bestellen.
Damit seien illegale Substanzen leichter als zuvor und auch schneller verfügbar. Das Organisieren von Treffen mit Dealern und die Fahrten zu diesen fallen weg. Dafür steigt die Gefahr, psychoaktive Substanzen zu bekommen, die ähnlich aussehen wie Kokain. Oft würden Konsumenten gar nicht wissen, was sie gerade einnehmen.
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Auf den Punkt gebracht
- In Kärnten nimmt der Konsum von Kokain, das mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten verbreitet ist, stark zu.
- Der hohe Reinheitsgrad und die sinkenden Preise der Droge erhöhen die Gefährlichkeit und den Konsum, wobei auch jüngere Menschen und Mischkonsum eine Rolle spielen.