Naturschutz

Tiwag adaptiert Pläne für Kaunertal-Kraftwerk

Rückzieher beim umstrittenen Kraftwerk in Tirol: Man lege zwar nicht das Projekt, aber die geplante Wasserableitung aus dem Ötztal vorerst auf Eis.

Heute For Future
Tiwag adaptiert Pläne für Kaunertal-Kraftwerk
Wie viel Natur darf man zerstören, um saubere Energie zu gewinnen? Aus ökologischer Sicht wäre der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal ein Desaster.
TVB Tiroler Oberland Kaunertal / OTS

Bei den umstrittenen Kraftwerksplänen im Kaunertal (Bezirk Landeck) macht der Landesenergieversorger Tiwag überraschend einen Rückzieher. So wird das Großvorhaben um die Erweiterung des Kraftwerkes im Kaunertal in zwei Projektteile aufgeteilt. Erster Schritt wird das Pumpspeicherkraftwerk Versetz mit dem Speicher Platzertal. Die umstrittenen Wasserableitungen aus dem Ötztal sind vorerst nicht geplant.

Die Tiwag konzentriere sich "darauf, was es vorrangig für die österreichische und europäische Energiewende braucht und trennt die Erweiterung Kaunertal in zwei Projektteile", sagte Vorstandsdirektor Alexander Speckle. Mit dem Pumpspeicherkraftwerk Versetz und dem Speicher Platzertal könne erneuerbare Energie gespeichert werden und "dringend notwendige Speicherkapazitäten und Flexibilitäten für den nationalen wie internationalen Ausbau von Wind- und Sonnenenergie innerhalb des europäischen Verbundsystems" geschaffen werden.

Impressionen Hochmoor Platzertal in Tirol

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    Eine neue WWF Studie erfasste knapp 160 Hektar bisher noch nie dokumentierter Moore in den österreichischen Alpen.
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    Sebastian Frölich

    Sensibles Ökosystem gefährdet

    Dafür würden vorhandene Wasserressourcen am Gepatschspeicher und im Einzugsgebiet des Platzertals genutzt. "Wasserableitungen aus dem Ötztal sind vorab nicht notwendig", hieß es. Diese hatten in dem touristisch geprägten Tal im Bezirk Imst zuletzt für Widerstand auch von ÖVP-Bürgermeistern gesorgt. Für Sonntag wäre eine Volksbefragung zu der Thematik geplant gewesen.

    Dennoch ist die Wasserableitung nicht vom Tisch, kommen sie doch im zweiten Projektteil wieder vor, der "u.a. das Unterstufenkraftwerk Prutz 2 und das Kraftwerk Imst 2 sowie die Ableitungen aus dem Ötztal beinhaltet", hieß es seitens der Tiwag. Die Pläne bleiben Teil der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). "Die weiteren Planungsschritte für den zweiten Projektteil werden wir aber erst vornehmen, wenn die Überprüfung der Rahmenbedingungen abgeschlossen sind, die finale Entscheidung zu Imst-Haiming vorliegt und somit die gewässerökologischen Vorgaben klar sind", hielt Speckle fest.

    Mega-Pumpspeicherkraftwerk geplant

    Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren zum ersten Mal im Jahr 2009 eingereicht worden. Die UVP war erstmals 2012 gestellt worden. Zuletzt wurde der Tiwag ein Verbesserungsauftrag erteilt. Für das Projekt plante der Energieversorger, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal - einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols - auszuleiten.

    Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien und sieben Mal so hoch wie das Goldene Dachl - Vergleiche, die Naturschutzorganisationen regelmäßig heranziehen.

    WWF fordert endgültige Kaunertal-Absage

    Der WWF warnte in einer Aussendung vor einem möglichen Täuschungsmanöver von Politik und Tiwag. "Der Tiwag-Konzern besitzt derzeit immer noch die Wasserrechte am Ötztaler Wasser. Die endgültige Sicherheit für die Bevölkerung, dass das Wasser im Ötztal bleibt, gibt es daher nur, wenn das gesamte Kaunertal-Ausbauprojekt gestoppt wird. Ansonsten könnten die Wasserleitungen später einmal wieder durch die Hintertür kommen", sagte Maximilian Frey vom WWF.

    Der WWF forderte eine Prüfung der Studie, wonach als Alternative die Pumpspeicherkapazitäten in der bestehenden Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz aufgerüstet werden können. "Das wäre nicht nur schneller und günstiger realisiert als der Kaunertal-Ausbau, sondern würde auch ohne zusätzliche Naturzerstörung auskommen. Daher sollte die Tiwag dieses Projekt endlich ernsthaft angehen, anstatt es ständig nur wegzuwischen", betonte Frey.

    Die Bilder des Tages

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      REUTERS
      red
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