Coronavirus

Tiroler Forscher weisen Long Covid im Urin nach

Innsbrucker Wissenschaftler haben in Urinproben von Long-Covid-Patienten charakteristische Muster entdeckt, die bei Gesunden nicht zu finden waren.

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Tiroler Forscher weisen Long Covid im Urin nach
Wissenschaftler der MedUni Innsbruck haben jetzt eine spannende Entdeckung im Zusammenhang mit Long Covid gemacht. (Sympolbild)
Stefan Adelsberger / EXPA / picturedesk.com

"Rund zehn Prozent der Menschen, die Covid-19 gehabt haben, leiden danach an anhaltenden Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Atemlosigkeit, Brust-, Gelenks- oder Muskelschmerzen, Schlafstörungen, kognitiven Störungen oder einer Einschränkung ihrer psychischen Gesundheit", so Maya Taenzer von der MedUni Innsbruck und ihre Co-Autoren in der wissenschaftlichen Zeitschrift "International Journal of Tryptophan Research".

Feststellbar ist Long Covid durch Routinetests jedoch nicht. Ein Grund dafür sind die unterschiedlichen Krankheitsursachen, die dabei involviert sind. Darunter Entzündungsreaktionen sowie Veränderungen im Aminosäuren-Stoffwechsel, im Nervensystem und im Darmtrakt.

Signifikante Abwechungen

Jetzt haben Innsbrucker Wissenschaftler in einer Pilotstudie Hinweise auf eine Long-Covid-Erkrankung in Urin-Proben gefunden. Untersucht wurden dazu Proben von 25 Menschen mit Long Covid, von acht gesunden Kontrollpersonen und von acht Personen mit sogenannter myalgischer Enzephalomyelitis/chronischem Fatigue Syndrom (ME/CFS). Die neuroimmunologische Erkrankung kann ein zu Long Covid ähnliches Erscheinungsbild aufweisen.

Von Interesse waren für die Autoren der wissenschaftlichen Arbeit vor allem bestimmte Proteine in den Harnproben: "Die Konzentrationen von Neurotransmitter-Vorläuferproteinen wie Tryptophan, Phenylalanin und ihre Stoffwechselprodukte wurden untersucht, auch ihr Zusammenhang mit Symptomen (Müdigkeit, Angstzustände und Depressionen) der Patienten."

Dabei stellten die Forscher fest, dass die Konzentration der essenziellen Aminosäure Phenylalanin bei den Probanden mit Long Covid und ME/CFS signifikant niedriger als bei den gesunden Personen war. "Bei vielen Long Covid-Patienten wich die Konzentration der Stoffwechselprodukte von Tryptophan und Tyrosin, zum Beispiel Serotonin, Dopamin und Katecholamin von den Referenzwerten ab." An vielen neurologischen oder psychischen Störungen sind bekanntermaßen die Neurotransmitter Serotonin, Dopamin oder Katecholamine beteiligt.

Gestörter Stoffwechsel

Ein Unterschied zeigt sich außerdem bei den Long Covid-Patienten mit ständiger Erschöpfung und Abgeschlagenheit sowie jenen mit Angstzuständen. So zeigte sich bei ersterer Gruppe eine geringere Konzentrationen an den Aminosäuren Kynurenin und Phenylalanin. Bei den Patienten mit Angstzuständen wurde wiederum eine geringere Konzentration an Gamma-Aminobuttersäure (GABA) nachgewiesen. GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Gehirn und ein Gegenspieler zum erregend wirkenden Glutamat.

"Zusammenfassend deuten unsere Resultate darauf hin, dass bei Patienten mit Long Covid und ME/CFS der Aminosäure-Stoffwechsel und die Synthese von Neurotransmittern gestört ist. Die identifizierten Abbauprodukte und deren Fehlregulierung könnten als potenzielle Biomarker für die Erforschung der Krankheitsursachen dienen und zu personalisierten Behandlungsstrategien für diese Patientengruppen führen", so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler.

red
Akt.