Klageflut für Plattform

Tik Tok – nach so vielen Videos bist du süchtig

13 US-Bundesstaaten haben Klagen gegen TikTok eingebracht. Es geht u.a. um den Algorithmus und seine psychologischen Folgen bei jungen Usern.

Heute Life
Tik Tok – nach so vielen Videos bist du süchtig
Einer der Vorwürfe: TikTok wisse um die Gefahren, habe sie aber trotzdem ignoriert.
IMAGO/Sipa USA

13 US-Bundesstaaten und der District of Columbia haben Klagen gegen die Social-Media-Plattform TikTok eingereicht. Sie behaupten, die beliebte Kurzvideo-App schädige die psychische Gesundheit von Kindern, da das Produkt auf zwanghafte und exzessive Nutzung ausgelegt sei. Im Mittelpunkt jeder Klage steht der TikTok-Algorithmus, der bestimmt, was die Benutzer auf der Plattform sehen, indem er den Haupt-Feed "Für dich" der App mit Inhalten füllt, die auf die Interessen der Menschen zugeschnitten sind.

Süchtig machender Algorithmus

Alle Klagen wurden bei staatlichen Gerichten eingereicht und behaupten, dass der Algorithmus von TikTok besonders gefährlich sei, da die Plattform unter jungen Menschen weit verbreitet sei und schnelle Dopaminschübe liefern könne. Er sei absichtlich süchtig machend entwickelt worden, damit das Unternehmen viele junge Nutzer zu exzessiver Nutzung verleiten und sie stundenlang auf seiner App halten könne. TikTok tue dies, obwohl man wisse, dass dieses Verhalten zu "schwerwiegenden psychologischen und physiologischen Schäden" wie Angstzuständen, Depressionen, Körperbildstörungen und anderen lang anhaltenden Problemen führen werde, heißt es in der Beschwerde. Geleakte interne Mitteilungen von TikTok belegen, dass die Betreiber ihnen bekannte Gefahren der App für den Jugendschutz lange weitgehend ignorierten. So wurde TikTok-intern ermittelt, wie viele Video-Aufrufe nötig sind, bis der Personalisierungsalgorithmus wirkt und der Einsatz der Anwendung zur Gewohnheit wird. Dies soll nach 260 Videos der Fall sein. Da die Clips jedoch mitunter nur ein paar Sekunden lang sind, ergab sich eine Nutzungsdauer von 35 Minuten bis erste Suchtgefühle aufkommen.

Auch Design-Entscheidungen wie unendliches Scrollen, Push-Benachrichtigungen und In-App-Käufe seien auf die Jugend ausgerichtet und führten bei den Nutzern zu Suchtverhalten, behaupten die Staatsanwälte. In den USA gibt es über 170 Millionen aktive TikTok-Nutzer pro Monat und weltweit über eine Milliarde. Dies ist der neueste Ärger für TikTok, das versucht, ein für den 19. Jänner 2025 geplantes US-Verbot der App abzuwehren, sofern das Unternehmen seine Geschäftsbeziehungen mit seiner in China ansässigen Muttergesellschaft ByteDance nicht abbricht.

Leicht umgehbare Sperren für unter 13-Jährige

Unter Berufung auf interne Dokumente und Präsentationen behaupten die Bundesstaaten, TikTok betrachte Nutzer unter 13 Jahren als "kritische Bevölkerungsgruppe", greife bewusst auf diese zu und sammle ihre Daten ohne die Zustimmung der Eltern. TikTok erlaubt Kindern unter 13 Jahren nicht, sich für seinen Hauptdienst anzumelden, und schränkt den Zugriff auf bestimmte Inhalte für alle unter 18 Jahren ein. Der District of Columbia und mehrere andere Bundesstaaten erklärten jedoch in ihrer Klageschrift, dass Kinder diese Beschränkungen leicht umgehen und so auf den Dienst zugreifen können, den auch Erwachsene nutzen, obwohl das Unternehmen behauptet, seine Plattform sei für Kinder sicher.

Beauty-Filter mit Folgen

Die Klage aus Kalifornien hat TikToks Schönheitsfilter im Fokus, die Benutzer schlanker und jünger erscheinen lassen oder einem Gesicht mithilfe von KI virtuelles Make-up auftragen können. Das befeuere das Risiko von Körperbildstörungen. Die Plattform wisse das, entwerfe diese Filter aber weiterhin, um das Engagement auf der Seite zu erhöhen, heißt es in der Klage. Die Filter verewigen Schönheitsstereotype, heißt es in der Klage, darunter die Bevorzugung bestimmter kaukasischer oder europäischer Merkmale. "Tatsächlich haben plastische Chirurgen von einem Anstieg der Zahl der Patienten berichtet, die sich Eingriffen unterziehen möchten, um auf dem Bildschirm besser auszusehen, und haben angemerkt, dass die fortschrittlichen 'Effekte' von TikTok die Grenze zwischen Fantasie und Realität verwischen", heißt es in der Beschwerde.

Challenges als Sicherheitsgefahr

Außerdem wird behauptet, dass TikTok-"Challenges", virale Trends, bei denen Benutzer versuchen, von anderen erstellte Videos zu kopieren, gefährliches Verhalten bei jungen Benutzern fördern können.

Gewinne auf Kosten der Kinder

Obwohl es schwierig ist, die genaue Rolle der sozialen Medien bei der Verschlimmerung psychischer Probleme zu bestimmen, behaupten die staatlichen Behörden, dass TikTok dem Wachstum und den Gewinnen des Unternehmens Vorrang vor der Sicherheit von Kindern einräumt. Die Klage fordert finanzielle Strafen für TikTok, darunter die Auflage, dass die Plattform sämtliche Gewinne zurückzahlt, die sie durch an New Yorker Teenager und Kinder im vorpubertären Alter gerichtete Werbung erzielt hat.

Durchklicken: Das war die Preisverleihung des "Heute"-Influencer Awards

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    Award-Initiator Goran Drinic, Lisa Sophie Thoma (IAA Austria) und <em>"Heute"</em>-Sales-Chef Gernot Fischer
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    Sabine Hertel

    So reagiert Tik Tok auf die Anschuldigungen

    Michael Hughes, ein Sprecher von TikTok, sagte in einer Stellungnahme: "Wir widersprechen diesen Behauptungen entschieden, da wir viele davon für unzutreffend und irreführend halten." Hughes verwies auf die "robusten Sicherheitsvorkehrungen" der App, wie die proaktive Entfernung minderjähriger Nutzer, standardmäßige Bildschirmzeitbeschränkungen und standardmäßige Datenschutzeinstellungen für Nutzer unter 16 Jahren. "Wir haben uns über zwei Jahre lang bemüht, mit den Generalstaatsanwälten zusammenzuarbeiten, und es ist unglaublich enttäuschend, dass sie diesen Schritt unternommen haben, anstatt mit uns an konstruktiven Lösungen für branchenweite Herausforderungen zu arbeiten", sagte Hughes.

    Auf den Punkt gebracht

    • 13 US-Bundesstaaten und der District of Columbia haben Klagen gegen TikTok eingereicht, da die Plattform angeblich die psychische Gesundheit von Kindern durch einen süchtig machenden Algorithmus schädigt
    • Die Klagen werfen TikTok vor, bewusst auf junge Nutzer abzuzielen, deren Daten ohne elterliche Zustimmung zu sammeln und gefährliche Trends zu fördern, während das Unternehmen die Vorwürfe als unzutreffend und irreführend zurückweist
    red
    Akt.