Tierisch dämlich

Tierschützer warnen vor neuem Trendsport: Puppy Yoga

Für Menschen mag die Verlockung groß sein, während des Trainings Hundebabys zu liebkosen: Für die Welpen bedeutet es aber enormen Stress.

Heute Tierisch
Tierschützer warnen vor neuem Trendsport: Puppy Yoga
Ein neues Trainingsprogramm findet mittlerweile auch schon in Europa Anklang: Puppy Yoga. 
(Symbolbild) Getty Images

Das Prinzip ist einfach erklärt: Während sich Mann und Frau zum "Kamel" verbiegen und den Sonnengruß vollführen, purzeln während des Trainings auch kleine Welpen durch den Raum, die man verzückt während seiner Yoga-Stunden streicheln und herzen darf. Klingt toll für das menschliche Gemüt und die Enorphinausschüttung - klingt nicht so toll für den Welpen, der mit der Situation schnell überfordert ist. Der neue Trend des "Puppy-Yoga" hat aber nun leider auch über die sozialen Medien Europa erreicht. 

Wie beobachten den Trend mit großer Sorge, da schutzbedürftige Tiere für ein besonderes Erlebnis missbraucht werden ...
Eva Persy
Leiterin, Tierschutzombudsstelle Wien

Entspannung nur für den Menschen

Über Instagram und Co. ist Puppy Yoga, das bislang hauptsächlich im englischsprachigen Ausland angeboten wurde, in Europa bekannt geworden. Das Prinzip ist einfach: Reguläre Yoga-Stunden werden mit Welpen "angereichert", die zwischen den menschlichen Teilnehmenden herumpurzeln. Streicheln und kuscheln ist ausdrücklich erwünscht. Die Veranstalter versprechen positive Erfahrungen und maximale Entspannung für Mensch und Tier – Glückshormone inklusive. Die Hunde stammen laut Eigenangaben von zertifizierten Züchtern und sollen ebenfalls von den Yoga-Klassen profitieren, weil sie soziale Interaktion erleben und so auf ein Leben bei ihren künftigen Haltern vorbereitet würden.

"Für die teilnehmenden Menschen mag die Zeit wie 'Wellness mit Welpen' wirken. Die Tiere sind jedoch überfordert mit der Situation", erklärt Leiterin der Tiershutzombudsstelle Wien, Eva Persy. 

Immer wieder werden in Österreich herzlos kleine Welpen ausgesetzt - Wie in unserer Bildergalerie aus Perchtholdsdorf:

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    Welpen in Perchtoldsdorf gerettet/gesichert: Die Inspektoren Melanie G., Boban B., I Joshua H.
    Welpen in Perchtoldsdorf gerettet/gesichert: Die Inspektoren Melanie G., Boban B., I Joshua H.
    LPD NÖ/RI Kartin S.

    Win-Win? No, no

    "Es klingt wie eine Win-Win-Situation für Mensch und Tier. Aus Tierschutzsicht sind solche Angebote jedoch höchst bedenklich", so Persy. Die beim Puppy Yoga eingesetzten Hunde sind zwischen acht bis maximal zehn Wochen alt, wenn sie aus ihrer vertrauten Umgebung bei Mutter und Geschwistern ins Yoga-Studio gekarrt werden. In diesem unbekannten Raum voller fremder Menschen verbringen sie dann meist mehrere Stunden – betreut von Yoga-Trainern die in der Regel keine besondere Qualifikation für den Umgang mit den jungen Tieren haben. "Ein solches Ganztagsprogramm hat nichts mit hundegerechter Sozialisierung zu tun, wie es von Veranstaltern kommuniziert wird – ganz im Gegenteil entsteht dadurch die Gefahr geistiger Überforderung für die kleinen Vierbeiner", betont Persy.

    Geschäftsmodell für Welpen?

    Erschwerend kommt hinzu, dass bei Welpen in der achten Lebenswoche häufig die erste Angstphase auftritt. Die Hunde können schreckhafter sein und sich vor bestimmten Menschen oder Geräuschen fürchten. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass sie nicht mit einer Vielzahl an neuen Reizen überflutet werden, sondern Zeit und Raum bekommen, um neue Situationen zu bewältigen und Routinen zu erlernen. "Verantwortungsbewusste Züchter begleiten ihre Schützlinge behutsam dabei und würden sie nie solch einer Situation aussetzen", so Persy. Es drängt sich auch die Frage auf, ob es sich bei Puppy Yoga um ein Geschäftsanbahnungsmodell für den Verkauf von Welpen handelt.

    Der einzige Hund in der Yoga Stunde sollte der 'Herabschauende Hund' sein ... 

    "Gerade im Yoga, wo es viel um Achtsamkeit und ein Leben im Einklang mit sich und der Natur geht, ist diese Art der Nutzung von Lebewesen nicht nachvollziehbar. Aus ethischen Gründen und mit einem empathischen Blick auf unsere Mitgeschöpfe kann ich daher nur an alle Yogis appellieren: Der einzige Hund im Yogastudio sollte der 'Herabschauende Hund' bleiben, den Sie selbst auf Ihrer Yoga-Matte praktizieren“, so die Wiener Tierschutzombudsfrau abschließend.

    red
    Akt.