Haustiere

Küken mit Schuh zerquetscht – Nächster Hendl-Skandal

Bei einer Grazer Pressekonferenz präsentiert der Verein gegen Tierfabriken noch viel mehr Gewalt gegen Hühner in steirischen Mastbetrieben. 

Christine Kaltenecker
In zwei weiteren Betrieben der Steiermark kommt es zu brutaler und unnötiger Tierquälerei.
In zwei weiteren Betrieben der Steiermark kommt es zu brutaler und unnötiger Tierquälerei.
©VGT.at

Die Bilder aus einem Hühnermastbetrieb in der Südoststeiermark im Dezember ("Heute" berichtete), wo ein Tierquäler mit dem Traktor über die Tiere fuhr, erregte bereits die Gemüter. Doch dieser brutale Umgang ist offenbar kein Einzelfall. Erneut präsentiert der Verein gegen Tierfabriken (VGT) bei einer Pressekonferenz in Graz schauderhafte Bilder zu zwei weiteren Hühnermast-Betrieben in der Steiermark.

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    Warnung der Redaktion.
    Warnung der Redaktion.
    Heute

    Was sehen wir? 

    Videomaterial zeigt ganz klar, wie bösartig der Umgang mit einem Lebewesen sein kann. Ob dies ein Arbeiter (Betrieb 1) ist, der einfach mit einem Stock auf ein kleines Huhn einprügelt und noch zutritt, wenn es am Boden liegt, oder ein anderer Landwirt (Betrieb 2), der bei einem täglichen Kontrollgang mit vollem Gewicht auf ein offensichtlich bereits bewegungsunfähiges Küken steigt und es unter dem Schuh zerquetscht, lässt nicht nur Tierliebhaber den Kopf schütteln. 

    Auch im Betrieb 3 konnte man in den Aufnahmen des VGT keinen Respekt oder Mitleid entdecken. Ein Arbeiter wurde mehrmals an verschiedenen Tagen dabei ertappt, wie er kleine Küken gegen die Metallgestänge der Tränke oder Futteranlagen schleudert und ihnen das Genick bricht. 

    Rund 90 Millionen Hühner werden in Österreich jedes Jahr geschlachtet. Man sollte ihnen zumindest das kurze Leben lebenswert gestalten. 

    AMA-Gütesiegel

    In allen drei Betrieben, die konventionell für einen steirischen Schlachthof produzieren und zum Zeitpunkt der Aufnahmen das AMA-Gütesiegel besaßen, werden Hühner von extremen Hochleistungsrassen verwendet.

    Alle Hühner haben eine kahle Körperunterseite, da durch das hohe Gewicht die Federn an Brust und Bauch zerstört werden. Hautentzündungen kommen bei diesen Rassen öfter vor. In allen Betrieben wurden Hühner mit schweren Gehproblemen oder verkrüppelten Beinen dokumentiert. Mit nur 28 bis 40 Lebenstagen werden sie zum Schlachthof transportiert – ihr Gewicht ist innerhalb von 4 bis 6 Wochen von 50 Gramm auf rund 2 Kilogramm gestiegen. Gelenke, Knochen und Organe bleiben hinter dem extremen Muskelwachstum zurück. Die Qualzucht begünstigt Krankheiten, erhöht das Verletzungsrisiko und verursacht starkes Leiden.

    Auch das dauerhafte Kunstlicht ist illegal. Die Hühner haben in allen drei Betrieben keine Ruhe- oder Schlafphasen, weil auch nachts die Neonröhren den Tag simulieren sollen. Warum? Weil Hühner dann ständig fressen und schneller Fett ansetzen.  

    Europäische Masthuhn-Initiative fordert Verbesserungen

    Ausführlich geht VGT-Campaignerin Denise Kubala bei der Pressekonferenz auf die allgemeinen Tierschutz-Probleme in der Hühnermast ein und stellt die Forderungen der Europäischen Masthuhn-Initiative vor. Konkret wird der Einsatz langsamer wachsender und gesünderer Rassen gefordert, sowie Verbesserungen im Haltungssystem: Beschäftigungsmaterial mit Pickmöglichkeit, Sitzstangen, natürliches Licht durch Fenster (plus mind. 50lux Helligkeit) und eine europaweit einheitliche Besatzdichte von max. 30kg/m² (die Besatzdichte wird dank Tierschutz-Kampagnen in Österreich bereits erfüllt).

    Denise Kubala zur Initiative: "Die österreichische Landwirtschaft beklagt den Druck am europäischen Markt – diese Initiative setzt genau da an und fordert einheitliche Produktionsbedingungen für alle Teilnehmer, egal aus welchem Land. Es kann sich nicht immer nur auf die Konsumenten rausgeredet werden! Jetzt sind Lebensmitteleinzelhandel und Landwirtschaft in der Verantwortung, die dringend notwendigen Verbesserungen durch die Unterstützung der Initiative umzusetzen".