Sport
Thomas Muster: Ich suche die Schmerzen
Ein Sieg in 18 Spielen! So lautet die Bilanz von Thomas Muster 13 Monate nach seiner Rückkehr in den Tennis-Zirkus. Heute (17 Uhr, live ORF Sport plus) trifft die ehemalige Nummer 1 der Welt in Kitzbühel, wo einst extra ein Stadion für ihn gebaut wurde, auf Philipp Kohlschreiber (D). Akt Nummer 19 einer Selbstgeißelung.
Wer ihm beim Trainieren zuschaut, erlebt Unmenschliches. Muster rennt, Muster schlägt, Muster schreit, Muster schwitzt. Quäl dich, du faule Sau, beschimpft er sich. Für die Rückhand bist du zu deppert.
Der Perfektionismus treibt Muster auch mit 43 Jahren an. Beim Stadthallen-Turnier im Vorjahr schlug er seinen letzten Trainingsball um 0.03 Uhr. Wenig später gab er dem Masseur die Essensbestellung mit auf den Weg zum Würstelstand: Zwei Käsekrainer mit Mayo.
Heute fordert Muster mit veralteter Technik und altem Kämpferherz beim Bet-at-home-Cup die aktuelle deutsche Nummer 1 Philipp Kohlschreiber. Tennis ist das, was ich am besten kann, sagt er 18 Jahre nach seinem ersten und letzten Triumph in der Gamsstadt.
Im Jahr 2011 ist Muster in neun Spielen sieglos, er hat 3123 Euro verdient. Letzteres ist nicht das Problem des Vaters der fast zweijährigen Maxim. Geld habe ich für drei Generationen genug verdient. Was ich suche, sind eine Herausforderung und die Schmerzen.
Von Martin Huber