Sportmix
Thiems neuer Mental-Guru half nach Torhüter-Tod
Dominic Thiem wird in Kitzbühel von Andreas Marlovits betreut. Der Burgenländer betreute die Hannover-Kicker nach dem Tod von Goalie Robert Enke.
0:4 nach 14 Minuten, 1:6 nach nur 23 Minuten. In der Box von Dominic Thiem traute ein neues Gesicht seinen Augen nicht.
Österreichs letzte Tennis-Hoffnung in Kitzbühel legte im Achtelfinal-Duell gegen Zhang Zhizhen (CHN) einen Katastrophen-Start hin. In der Betreuer-Box saß direkt neben Trainer Benjamin Ebrahimzadeh und Manager-Bruder Moritz Thiem der Sportpsychologe Andreas Marlovits.
Der gebürtige Burgenländer betreut Thiem erstmals bei einem Turnier. Er redete zwischen den Ballwechseln mit entschlossenem Gesichtsausdruck immer wieder lautstark auf seinen Schützling ein.
Bisher mit Erfolg in Kitzbühel: In Runde eins gegen Facundo Bagnis (ARG) wehrte der US-Open-Sieger von 2020 sieben Matchbälle ab. Im Achtelfinale kam er nach dem 1:6-Fehlstart doch noch ins Rollen, dabei half bei den wärmeren Temperaturen auch eine härtere Bespannung ab Satz zwei.
Marlovits kam über Ebrahimzadeh ins Team Thiem. Der Mentalcoach ist im deutschen Fußball kein Unbekannter. Er betreute die Spieler von Hannover 96 nach dem Selbstmord von Keeper Robert Enke 2009. Auch bei Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg arbeitete er in schwierigen Phasen und im Abstiegskampf mit den Spielern.
"Wir mussten versuchen, den freien Fall zu verhindern und hinbekommen, dass die Gruppe wieder Leistung bringen kann. Das war schon eine sehr intensive Phase der Auseinandersetzung", erinnert sich Marlovits an die schwierige Zeit bei Hannover.
"Er ist so seit Paris dabei", sagte Thiem nach dem Viertelfinal-Einzug in Kitzbühel. "Ich habe das erste Mal versucht, dass jemand auch beim Turnier dabei ist. Ich weiß nicht, ob er jetzt öfter in der Box ist. Er hat auch sehr, sehr viel zu tun. Aber hin und wieder auf jeden Fall."
Thiem hatte bereits letztes Jahr und Anfang dieser Saison mit einem anderen Mentaltrainer gearbeitet. Laut Bruder Moritz ging es dabei auch um den privaten Bereich. Dominic sollte es schaffen, Tennis wieder als Beruf zu sehen.
In Kitzbühel stellt Thiem klar, dass die mentale Arbeit für ihn ein wichtiger Faktor am Weg zurück zu alter Stärke sei. Aktuell liegt der ehemalige Dritte der Weltrangliste nur auf Platz 116. "Es tut gut", sagt er. "Es waren ergebnis-technisch und tennis-technisch toughe Jahre. Natürlich baut sich da auch ein bisschen etwas auf. Es geht nicht mehr so selbstverständlich am Platz wie damals, als ich erste Fünf gestanden bin. Deswegen habe ich mich entschieden, dass ich in die Richtung mehr arbeite."