Klare Worte nach Rücktritt

Thiem über Bresnik: "Charakter umgeformt"

Tennis-Star Dominic Thiem hört auf. Sein Rücktritt ließ viele Frage offen. Jetzt blickt der Tennis-Star auf seine Karriere zurück.

Martin Huber
Thiem über Bresnik: "Charakter umgeformt"
Tennis-Ass Thiem mit Manager Moritz (l.) und Vater Wolfgang
Screenshot

Dominic Thiem sprach von einer "wichtigen, traurigen und schönen Nachricht", als er am Freitag seinen Rücktritt als Tennisprofi per Video in den sozialen Medien bestätigte.

Zwei Gründe nannte er für seine Entscheidung. Erstens: "Sein Handgelenk, das nicht ganz so ist, wie es sein sollte". Und zweitens: "Das innere Gefühl".

Thiem sprach von einem "unglaublichen Lebensabschnitt" und der "richtigen Entscheidung unter dem Tennisleben einen Schlussstrich zu ziehen".

Manager, ein Vlog und der Blick zurück

Mit einem Kurzvideo trat der US-Open-Sieger von 2020 ab – und ließ dabei viele Fragen offen. Zum Beispiel: Welche Turniere er noch spielen wird? Oder ob er in Zukunft dem Tennis treu bleibt?

Manager-Bruder Moritz verwies auf einen persönlichen Videoblog mit "Infos, die es davor noch nie gegeben hat". Die Fans mussten sich gedulden, der Vlog wurde mit einem Tag Verspätung online gestellt.

Die ehemalige Nummer 3 der Welt blickt im Gespräch mit Trainervater Wolfgang Thiem und Bruder Moritz am Trainingsplatz in Oberpullendorf auf seine Weltkarriere zurück.

Bresnik, das Training und der Charakter

Thiem erzählt, wie alles begann. Ausgebildet wurde er von Günter Bresnik, den er nach langjähriger Zusammenarbeit 2019 im Streit verließ. "Das ist im Tennis, wo vieles so schnelllebig ist, eine unglaublich lange Zeit", sagt Thiem rückblickend.

"Es war eine intensive Zeit. Das Training war jeden Tag bis an die Grenzen und auch darüber hinaus. Das ist einer der Gründe, wie ich dann gespielt habe, wie viel Power, Spin und Schnelligkeit meine Schläge hatten. Es führte dazu, wie mächtig mein Spiel geworden ist."

Die harte Arbeit mit Bresnik hätte sein Spiel und seine Persönlichkeit geprägt. "Ich bin von Haus aus ein defensiver und vorsichtiger Charakter. Ich bin ein Fehler-vermeiden-Typ", erzählt Thiem.

"Am Tennisplatz muss man eine Grundaggressivität haben, sonst kann man keine großen Matches gewinnen. Das war für mich schwierig und ist es bis heute noch. Ich bin nicht der Typ, der den Gedanken hat, den da drüben mache ich weg. Das ist nicht mein Charakter. Den haben wir am Platz durch richtig viel Arbeit umgeformt, was richtig viel Kraft gekostet hat, aber nötig war."

Thiem zieht sportlich eine positive Bresnik-Bilanz: "Die Konstellation hat richtig gut zusammengepasst. Er hat die Intensität verlangt, ich habe die Intensität ausgehalten. Ich ging die Intensität so lange, wie es gegangen ist. Das war extrem anstrengend. Das hat viele Prozente von der Batterie runtergenommen."

Trainervater, der größte Sieg und erste Zweifel

"Von 100 Spielern rennen 99 davon", sagt sein Vater Wolfgang Thiem über diese Zeit. "Große Leistung, dass du das durchgezogen hast. Du bist dafür belohnt worden."

Für Thiem Senior war sein Sohn bei den Australian Open 2020 am stärksten. Damals unterlag er Novak Djokovic in fünf Sätzen, verlor er sein drittes Grand-Slam-Finale.

Dann kam Corona. Und bei Thiem erste Zweifel an der Zukunft als Tennisspieler. "Ich war vorher im Fluss. Dann hatte ich Schwierigkeiten damit, in den Flieger zu steigen, in den Tour-Alltag zurückzukehren."

1/77
Gehe zur Galerie
    Tennis-Held Dominic Thiem! Wir zeigen in einer großen Diashow das Leben des rot-weiß-roten Sportstars.
    Tennis-Held Dominic Thiem! Wir zeigen in einer großen Diashow das Leben des rot-weiß-roten Sportstars.
    gepa-pictures.com

    Sportgeschichte, ein Film beim Finale und die Angst vor dem Absturz

    Zu seinem großen Triumph bei den US Open 2020 wäre es fast nicht gekommen. "Es gab Abstimmungen unter den Top-20-Spielern, wer zu den US Open nach New York fliegt", erzählt Thiem. Am Ende reisten alle an – auch er.

    Thiem ging beim Vorbereitungsturnier gegen Filip Krajinovic (SER) unter, machte nur drei Games. "Ich habe dann zwei, drei Tage nicht trainiert und überlegt, ob ich aus dem Turnier rausziehe und heimfliege." Nachsatz: "Im Nachhinein wäre das keine gute Idee gewesen."

    Thiem kürte sich zum Major-Sieger, schrieb Sportgeschichte. An die US-Open-Finalschlacht gegen Alex Zverev in New York denkt er aber nicht gerne zurück. "Es ist nicht schön, wenn ich mich daran erinnere. Da ist so ein Stress da. Ich will mich nicht an den fünften Satz erinnern. Nur an das Gefühl danach."

    Thiem weiter: "Ich habe gespielt, als ob ich ums Überleben spielen würde. So hat es sich angefühlt." Nachsatz: "Eine Niederlage wäre ein absoluter Absturz gewesen. Ich weiß nicht, ob ich mich davon erholt hätte."

    Bruder Moritz schaute beim Finale zwischendurch einen Film, stieg erst später wieder ein.

    "Der Grand-Slam-Sieg war immer mein größtes Ziel – größer als die Nummer 1", sagt Dominic.

    1/5
    Gehe zur Galerie
      Dominic Thiem präsentiert seine Brillen-Kollektion.
      Dominic Thiem präsentiert seine Brillen-Kollektion.
      picturedesk
      mh
      Akt.
      Mehr zum Thema