Nazi-Verdächtiger erst 20
Terror-Träume mit Chlorgas: WLAN überführte HTL-Schüler
Ein 20-jähriger Wiener schloss sich offenbar im Netz der internationalen Nazi-Gruppe FKD "Feuerkrieg Division" an. Nun startet der Prozess.
Vernichtungsphantasien mit Chlorgas, jede Menge technisches Wissen und Vernetzung mit rechtsextremen Terrortätern – es ist eine gefährliche Kombination, die auf einen 20-jährigen Wiener zutreffen soll. Der junge Mann muss sich am Montag wegen Wiederbetätigung in Wien vor Gericht verantworten.
Erfolg: "Feuerkrieg Division" wurde zerschlagen
Dem ehemaligen HTL-"Musterschüler" wird vorgeworfen, sich am Ende seiner Schulzeit unter verdecktem Namen der rechtsextremistischen "Feuerkrieg Division" angeschlossen zu haben. Der junge Mann soll im sozialen Netzwerk "Riot" (deutsch: Aufstand) und in der mittlerweile zerschlagenen FKD aktiv gewesen sein und dort zu Terroranschlägen aufgerufen haben. Zudem soll er Anleitungen zum Bau von Bomben und Waffen verbreitet haben.
Der Rechtsextremist hatte sogar Kontakt zum Attentäter von Bratislava, der im Oktober 2022 zwei junge Männer vor einem LGBTIQ-Lokal mit einer Schusswaffe umbrachte. Auf perfide Art und Weise soll der Wiener, der laut Verfassungsschutz auch Treffen der Identitären Bewegung besucht hat, via Chat andere dazu ermutigt haben, politisch motivierte Morde zu begehen: "Mit der richtigen Einstellung wird die Zeit sehr bald kommen. Oder du mixt einfach Bleiche mit Ammoniak in einer Flasche, schüttelst es ein bisschen und wirfst es in eine Gruppe von Juden", so einer der angeklagten Texte.
Auch selbst träumte der junge Mann offenbar von abscheulichen Anschlägen. So schrieb er: "Mein Traum wäre es, einen jüdischen Gebetsort aufzusuchen, um mir die schönen Skulpturen und Schriften anzusehen. Jemand, den ich kenne, hat Chlorgas in seine Lungen bekommen, als er unabsichtlich Ammoniak mit Bleiche vermischt hat. Achtet deshalb darauf, keine großen Dosen zu mischen. Das könnte so viel Gas produzieren, dass jeder in einem Raum sterben würde, was schrecklich wäre!"
Lange blieb der damals 17-Jährige unentdeckt – bis die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) dem jungen Wiener nach umfassenden Ermittlungen, auch dank der Hilfe ausländischer Dienste, ausgerechnet durch ein ab und zu im Schul-WLAN eingeloggtes Mobiltelefon auf die Schliche kam, das man dem gesuchten Internet-Phantom zuordnete.
Im Mai 2023 gab es eine Razzia in Wien. Beteiligte Beamte landeten einen Volltreffer und fanden beim unscheinbaren Burschen Schockierendes: Neben rechtsextremer Propaganda und NS-Devotionalien wurden sogar Schusswaffen entdeckt. Der 20-Jährige, der 2021 auf einer Wiener HTL maturiert hatte, wurde festgenommen.
Der dortige Direktor hatte nichts von den Umtrieben seines ehemaligen Schützlings gewusst und fiel laut APA offenbar aus allen Wolken: Denn der Jugendliche galt zwar als verschlossen, soll aber eine Art Musterschüler gewesen sein.
Lange Haftstrafe droht
Nun muss sein ehemaliger Schützling statt der Schulbank die Anklagebank im Schwurgerichtssaal 16 drücken. Wegen Verstößen gegen das Verbotsgesetz, Verhetzung, dem Verdacht auf Mitgliedschaft einer kriminellen Vereinigung und der Aufforderung zu mit Strafe bedrohten Handlungen droht dem 20-Jährigen eine lange Haftstrafe. Die Unschuldsvermutung gilt.