Spiele-Test

"Tekken 8" im Test – der Prachtprotz der Prügelspiele

Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis Fans einen neuen "Tekken"-Teil serviert bekommen. Und wir hatten fast vergessen, wie gut die Prügelreihe ist.

Rene Findenig
"Tekken 8" im Test – der Prachtprotz der Prügelspiele
Nach fast zehn Jahren ist der Prachtprotz der Prügelspiele zurück: "Tekken 8" im "Heute"-Test.
Bandai Namco

Die aktuellsten Ausgaben der großen Kampfspiele wie "Mortal Kombat 1", "Street Fighter 6" und nun auch "Tekken 8" haben eines gemeinsam: Sie erfinden das Genre neu, mit jeweils anderen Zugängen, aber nichtsdestotrotz beeindruckenden Next-Gen-Auftritten. Kaum eine andere Reihe ließ aber Fans so lange warten wie "Tekken" – so sind seit "Tekken 7" und dem letzten "King of Iron Fist"-Turnier fast neun Jahre vergangen – "Tekken 8" ist damit der erste Teil der Reihe auf der neuen Konsolen-Generation. Geprügelt werden darf überigens ab dem 26. Jänner 2024 auf PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC. Und "Tekken 8" fährt dabei nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich schwere Geschütze auf: Ein neues "Heat"-System, neue Spielmodi wie "Arcade Quest" und eine gigantische Auswahl mit zum Start 32 Charakteren.

Der Großteil der Kämpferinnen und Kämpfer ist eingefleischten "Tekken"-Fans jedoch bekannt. Neu hinzu kommen dieses Mal zwei Damen. Azucena Ortiz nutzt als Kämpferin einen MMA-Stil und setzt auf Schnelligkeit, wobei sie dem Ausweichen gegenüber dem Blocken den Vorzug gibt. Die Spielweise mit der Dame ist trickreich und erfordert blitzschnelle Reaktionen. Reina wiederum sieht nur zierlich aus, schlägt aber mit ihrem Karate-Stil brutal zu und hat die Gabe, den Abstand zu Feinden in Sekundenbruchteilen zu verringern, um Gegner vollkommen zu überrumpeln. Ebenso neu ist der Franzose Victor Chevalier, der als ausgebildeter Spion ein Experte im Nahkampf ist und gerne auch mal Waffen wie Messer, Katanas und Pistolen in den Kampf miteinbringt. Alle drei Neulinge bekamen relativ große Story-Rollen zugesprochen.

Actiongeladene Story, die "Tekken"-Fans aber nicht überrascht

Ganz im Stil der älteren "Tekken"-Teile zeigt sich die Handlung, die wieder voll auf Action, Rache, Gewalt und den Kampf Gut gegen Böse setzt, dabei aber Serienkenner kaum überraschen kann. Wieder prallen die zwei verfeindeten Gruppen der Kazamas und Mishimas brutal aufeinander, wobei anders als etwa in "Mortal Kombat" keine neue Story erzählt, sondern die bisherige einfach fortgesetzt wird. Immerhin: Statt die Handlung nur in der Haut von Jin Kazama zu erleben, lässt uns das Spiel nach den Anfangskapiteln auch in die Rolle anderer Kämpfer schlüpfen. Und von denen kommen uns die meisten altbekannt vor: King und Kuma sind ebenso dabei wie Kazuya Mishima und Marshall Law, Yoshimitsu prügelt ebenso mit wie Nina Williams und Bryan Fury teilt ebenso aus wie Sergei Dragunov. Gänsehaut pur!

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    Kaum eine andere Reihe ließ Fans so lange warten wie "Tekken" – so sind seit "Tekken 7" und dem letzten "King of Iron Fist"-Turnier fast neun Jahre vergangen – ...
    Kaum eine andere Reihe ließ Fans so lange warten wie "Tekken" – so sind seit "Tekken 7" und dem letzten "King of Iron Fist"-Turnier fast neun Jahre vergangen – ...
    Bandai Namco

    Warnung: Es folgen Spoiler zu "Tekken 7"! "Tekken 8" setzt rund sechs Monate nach dem Ende des siebenten Teils und dem dramatischen Ausgang des Kampfes zwischen Kazuya und Heihachi ein. Dieses Mal, in "Tekken 8" soll nun auch der ewig währende Kampf zwischen Vater und Sohn, Kazuya und Jin, endgültig entschieden werden. Im Fokus des Story-Modus steht dabei eindeutig Jin, durch die Spielbarkeit und die Einbeziehung anderer Figuren bekommt die Handlung aber eine willkommene Breite, die der Serie bisher noch gefehlt hatte. Erzählerisch startet man wieder als kompletter Underdog ins Game: Nach einer Niederlage gegen Kazuya wird Jin seiner Kräfte, mit denen er sich in Devil Jin verwandeln kann, beraubt. Genau dann ruft Kazuya das nächste "King of Iron Fist"-Turnier aus, um die Weltherrschaft zu übernehmen.

    Underdog-Geschichte mit abwechslungsreichen Kämpfer-Episoden

    Die weitere Entwicklung wollen wir nur kurz und Spoiler-frei anreißen, denn obwohl viele Wendungen vorhersehbar sind, unterhält die bombastisch inszenierte Erzählung hervorragend. Der schwer geschlagene Jin wird von einer Rebellengruppe aufgesammelt, die mit allen Mitteln versucht, den Protagonisten für das Turnier fit zu machen. Ob das gelingt, müssen die Fans selbst herausfinden – verraten sei aber, dass die Story einige kleinere Cliffhanger bietet, die Platz für weitere Entwicklungen entweder in kommenden Erweiterungen oder in DLC-Inhalten bieten. Bis man an diese angelangt ist, prügelt man sich aber durch immer stärker werdende Gegner bis zum großen Finalkampf. Sehr cool: Dazwischen erfährt man mit je fünf Kämpfen in der Haut anderer Kämpfer mehr über deren Hintergrundgeschichte und Motive.

    So klassisch der Story-Modus ausfällt, so sehr verwundert beim Start der neue "Arcade Quest"-Modus. In erster Linie ist man am Beginn optisch verwundert, denn hat man sich einen Avatar erstellt, geht es rein in eine Welt voller Chibi-Figuren, die einem süßen Zeichentrick-Film entsprungen sein könnten. Runzelt man anfangs die Stirn über den Modus oder lacht gar über ihn, zeigt sich schnell, dass "Arcade Quest" ein ordentlicher Zugewinn für die Reihe ist, denn im Kern handelt es sich um einen Mix aus einerseits unterhaltsamer Story und andererseits detailliertem Tutorial. Das dürfte vor allem "Tekken"-Neulinge ansprechen, die in gut dosierten Portionen an immer komplexere Kampf-Techniken herangeführt werden. So lassen sich alle der vielen Trainingsschritte in beliebigem Tempo wiederholen oder auch überspringen. 

    Keine Oscar-reife Darbietung, aber ein gutes Neulinge-Training

    Während man durch das Training gegen die computergesteuerten Gegner immer besser wird und die komplizierten Kombos lernt, wird man gleichzeitig von einer Geschichte über einen Freundeskreis aus "Tekken"-Fans berieselt, der sich allen Aspekten des Games widmet – vom Kampf über die Gestaltung des Avatars bis hin zum Lernen von Kombos. Oscar-reife Darbietungen darf man sich dabei nicht erwarten, denn alles läuft darauf hinaus, den bisherigen "Tekken"-Turnierchampion zu besiegen, der das Siegen um jeden Preis über die "tiefere Bedeutung" des Prügelspiels stellt. Für Neulinge ist der Modus aber eine gute Gelegenheit, in nicht zu überfordernden Tempo und Schwierigkeitsgrad (der für Semi-profis und Profis anpassbar ist) die Grundlagen des Gameplays zu lernen und später auch Erfolge bei Kombos zu erarbeiten. 

    Klasse wiederum für Kenner: An den grundlegenden Steuerungsbefehlen hat sich auch in "Tekken 8" nichts geändert – die meisten Kombinationen aus Teil 7 und sogar den Ausgaben davor lösen auch im neuen Game die altbekannten und heißgeliebten Attacken aus. Weniger altbekannt sind die Kampfschauplätze, die sich nun abwechslungsreich wie nie zeigen und Umgebungen wie einen düsteren und zerklüfteten Krater, eine idyllische Berglandschaft mit Mauern und Bäumen, verregnete Straßenschluchten einer Großstadt oder beschauliche Seen in friedlichen Wäldern neben Dutzenden anderen Locations zu bieten haben. Und das alles in einer Optik, dass Spielern der Mund offen stehenbleibt: Knackscharfe, animierte Arenen, voller Leben und Farben sowie mit feinstens herausgearbeiteten Details.

    Riesige Kampfstil-Abwechslung als Besonderheit der "Tekken"-Reihe

    Gleiches gilt für die Charaketere, die sich nicht nur flüssig wie nie über die Bildschirme bewegen, sondern auch mit neu gesehenen Details aufwarten. Mit realistisch dargestellten Haaren hat auch die neue Technik leichte Probleme, dafür darf man sich nun erstmals über kleinste Details wie den Lidschatten der Kämpferinnen, den Adern unter der muskelbepackten Haut der Kämpfer, Falten in den Kostümen, den Glanz auf den Lederhandschuhen von Jin, die Narben im Gesicht von Kazuya oder Schweißperlen auf der Haut von Jun Kazama freuen. Was die "Tekken"-Reihe im Vergleich zu anderen Kampfspielen außerdem so auszeichnet, kehrt auch in "Tekken 8" zurück: Durch die sehr vielen verschiedenen Kampfstile kann man sich hier nach Herzenslust durchprügeln oder sich auf einen bestimmten Charakter spezialisieren. 

    Ganz neu hinzu kommt nun unter der Gesundheitsleiste der Charaktere im Kampf die sogenannte Heat-Leiste, mit der einmal pro Kampf ein Kräfte-Boost aktiviert werden kann, um das Kampfgeschehen noch herumzureißen. Anders als in "Mortal Kombat 1" wird beim Aktivieren allerdings nicht eine durchschlagende Spezialattacke ausgelöst, sondern die Attacken werden für mehrere Sekunden lang deutlich verstärkt. Außerdem kommen einige Zusatzfeatures in Spiel – so lassen sich Angriffsfolgen weiter als normal verlängern oder auch geblockte Attacke richten Schaden an. Das Heat-System verfügt zudem über zwei Farben. Die blaue Heat-Leiste zeigt, dass Attacken kurzzeitig verstärkt sind. Bei rund einem Viertel der gefüllten Leiste wechselt die Farbe zu orange, wodurch dann auch eine Spezialattacke aktiviert werden kann. 

    "Tekken 8" im Test – der Prachtprotz der Prügelspiele

    Doch das "Heat-System" ist nicht die einzige Neuerung in "Tekken 8". So haben zahlreiche Attacken nun eine Anfänger- und eine Profi-Version. Als Anfänger kann man etwa komplizierte Manöver wie "Multi Throws" mit nur einer Taste auslösen – Profis, die die teils schwierigen Tastenkombis aber lernen und nutzen, können dadurch teils erweiterte und durchschlagendere Versionen desselben Manövers ausüben. Zusätzlich gibt es ein neues Heil-System – ein Teil der Gesundheitsleiste kann durch ausgeführte Angriffe wieder aufgefüllt werden. Und auch neue Umgebungseffekte gibt es – mit durchbrechbaren Mauern und Böden, um Kombos zu verlängern. Auch wenn "Tekken 8" deutlich aggressiver und offensiver wurde, beim Schwierigkeitsgrad (5 Stufen) könnte es das leichteste "Tekken" überhaupt sein.

    Was übrig bleibt, sind zahlreiche Einzelspieler-, Couch-Koop- und Online-Herausforderungen wie Einzelkämpfe und Turniere, jede Menge Gimmicks wie der wieder enthaltene, lächerlich-lustige Strandball-Modus "Tekken Ball" oder einem nicht ganz so großen, aber umso ausgefalleneren Charakter-Editor. "Tekken 8" setzt aber weniger auf neue Inhalte, sondern darauf, den klassischen Kampf, Online-Prügeleien und die Story-Kampagne actionreich wie nie umzusetzen. Dass dabei Profis wie Neulinge gleichermaßen auf ihre Kosten kommen, ist ein Kunststück, das den wenigsten Kampfspielen wirklich gelingt. "Tekken 8" ist der Prachtprotz der Prügelspiele, der auf Next-Gen-Konsolen fantastisch aussieht, sich flüssiger denn je spielt und endlich auch einmal einen großen Handlungsstrang der "Tekken"-Reihe auserzählt.

    rfi
    Akt.