1. Fall gemeldet
Teenager leidet nach Covid an Stimmbandlähmung
Nach einer Covid-Infektion kommt eine 15-Jährige mit Atemproblemen ins Spital. Nach diversen Checks kommen die Ärzte zu einer seltenen Diagnose.
Fast vier Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie überrascht das Virus Wissenschaftler und Ärzte immer noch. Ein Team der Massachusetts Eye and Ear Infirmary (USA) dokumentierte kürzlich den ersten Fall einer beidseitigen Stimmbandlähmung nach einer Covid-Infektion bei einer Teenagerin.
Laut Bericht kam ein ansonsten gesundes 15-jähriges Mädchen, kam neun Tage nach der Diagnose einer SARS-CoV-2-Infektion mit Symptomen von Atemnot in die Notaufnahme des Massachusetts General Hospital. Im Krankenhaus unterzog sich die Patientin einer umfangreichen Reihe von diagnostischen Tests, darunter Blutuntersuchungen, bildgebende Verfahren, Liquoranalysen und zahlreiche Konsultationen in verschiedenen Abteilungen, darunter HNO, Neurologie, Psychiatrie, Sprachpathologie und Neurochirurgie. Bei einer anschließenden Untersuchung mit einem Endoskop wurde festgestellt, eine Unbeweglichkeit beider Stimmbänder im Kehlkopf festgestellt. Nachdem eine umfassende Untersuchung keine anderen möglichen Ursachen oder Erklärungen ergab, kamen die Ärzte zu dem Schluss, dass die Lähmung wahrscheinlich eine Nachwirkung von COVID-19 war.
Luftröhrenschnitt nötig
Als die Sprachtherapie die Symptome der Patientin nicht lindern konnte, führten die Ärzte eine Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) durch, um die Atemnot der Patientin zu lindern. Sie blieb nach der ersten Behandlung mehr als 13 Monate lang auf ein Tracheostoma (Atemröhrchen) angewiesen, 15 Monate nach dem Einsetzen und gerade noch rechtzeitig zum Abschlussball der Patientin konnte die Kanüle entfernt werden.
Selten bei jungen Menschen
Die postvirale Neuropathie ist eine bekannte Ursache für Stimmbandlähmungen, und während es zahlreiche Berichte über Lähmungen eines oder beider Stimmbänder bei Erwachsenen aufgrund von Komplikationen durch SARS-CoV-2 gibt, ist dies der erste Bericht über diese Komplikation bei einem Teenager überhaupt. Dies ist von entscheidender Bedeutung, erklären die Studienautoren, da solche Komplikationen bei jungen, gesunden Menschen selten zu erwarten sind. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass bisher über 15 Millionen Fälle von SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern gemeldet wurden.
Neben den zahlreichen gut dokumentierten neurologischen Komplikationen, die eine COVID-19-Infektion verursachen kann, deutet dieser Fall stark darauf hin, dass die Stimmbandlähmung ebenso eine mit dem SARS-CoV-2-Virus verbundene Komplikation des Nervensystems sein könnte. "Angesichts der Häufigkeit dieses Virus bei Kindern sollte diese neu erkannte potenzielle Komplikation bei jedem Kind in Betracht gezogen werden, das nach einer kürzlich erfolgten COVID-19-Diagnose Beschwerden beim Atmen, Sprechen oder Schlucken hat", so die Erstautorin Danielle Reny Larrow.