Argentinien
Taylor-Swift-Fans campieren seit Monaten vor Stadion
Nächste Woche tritt Taylor Swift in Buenos Aires auf. Für die Plätze in der ersten Reihe schlafen einige Fans schon lange vor dem Stadion.
Vor dem Zelt lärmen LKW und daheim denken die Eltern, dass ihre Kinder in der Uni sind. Die Fans nehmen viel Ärger in Kauf, um ihrem Idol Taylor Swift (33) ganz nahe zu sein, wie das Musikmagazin "Pitchfork" berichtet. Nächste Woche spielt der US-Popstar im Stadion Monumental in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires drei Konzerte. Einige Fans campieren deshalb seit fünf Monaten vor dem Stadion. Sie wollen sich Plätze in der ersten Reihe sichern. "Ich erzähle meinem Vater meistens, dass ich mich im Park mit Freunden treffe oder eine Freundin besuche, die in der Nähe des Stadions wohnt", erzählt eine Swiftie dem Medium.
240 Fans campen hier
Die 21-Jährige möchte anonym bleiben. Zwischen Teilzeitjob und Uni versucht sie, möglichst oft hier zu sein, wie rund 240 andere mehrheitlich weibliche Fans in ihrem Alter auch. Die "Swifties" teilen sich die Zeit auf, in der sie ihre Plätze in den vier Zelten vor dem Eingang zum Stadion sichern. Pro Zelt schauen bis zu 60 Personen regelmäßig vorbei. Bei so vielen Beteiligten braucht es eine Administration, die festhält, wer, wann, wie lang in einem Zelt war, um am Konzerttag zu priorisieren, wer wie weit vorne stehen darf. Von einer Rangliste können die Fans ablesen, wer sich aktuell am meisten für die besten Konzertplätze ins Zeug legt.
Außerdem gibt es ein paar Zusatzregeln: Es gibt Extrapunkte für diejenigen, die während eines Sturms in den Zelten ausharren. Und alle müssen mindestens 60 Stunden im Zelt verbringen sowie einmal im Monat darin übernachten.
Passanten beschimpfen sie
Zu den Engagierteren gehört eine Frau namens Carmen. Sie erzählt dem "Pitchfork"-Reporter, dass sie schon über 300 Stunden vor dem Stadion verbracht hat, fast 13 Tage. In dieser Zeit musste sie sich einiges anhören. Passanten beschimpfen die Camperinnen als faul und fordern, dass die jungen Frauen besser arbeiten gehen sollen. Dabei stecken die meisten bloß ihre gesamte Freizeit in das Vorhaben. Ein Fan musste ihrer Mutter etwa versprechen, dass sie trotz dem Campen ihre Leistungen in der Schule erbringt.
Ungemütlich wird es für die Swifties jeweils, wenn das lokale Fußballteam im Stadion spielt. Das Monumental ist die Heimstätte des argentinischen Rekordmeisters River Plate. Rund 86.000 Fans pilgern regelmäßig ins Stadion und damit an den campierenden Swifties vorbei. Die Polizei stellt dann Gitter vor den Zelten auf und bewacht sie. Die Empfehlung sei trotzdem, vor und nach den Spielen im Zelt zu bleiben.
"Ich campe für dich"
Es ist allerdings möglich, gute Plätze zu bekommen, ohne selbst vor dem Stadion campieren zu müssen. Der "Pitchfork"-Reporter hat zwei Frauen getroffen, die aus dem Anstehen ein Geschäftsmodell gemacht haben. Debora und Sofia haben einen Account bei X (ehemals Twitter), der übersetzt "ich campe für dich" heißt. Für umgerechnet zwei Franken pro Stunde halten sie für andere Plätze frei.
In der Nähe der Zelte gibt es eine Tankstelle, die die Swifties für WC-Pausen nutzen können. Mit der Zeit seien im Camp viele Freundschaften entstanden. Einige fürchten sich bereits vor der Zeit nach den Konzerten und der Resozialisation im Arbeitsalltag. "Was mache ich dann daheim mit so viel Freizeit?", fragt ein Fan den "Pitchfork"-Reporter.
Mit ihrer "Eras"-Tour stellt Taylor Swift aktuell die Welt auf den Kopf. Sie ist die erste Musikerin mit 100 Millionen monatlichen Hörern auf Spotify. Ihre Konzerte ziehen so viele Menschen an, dass das "Wall Street Journal" sie ein "Konjunkturprogramm" nannte, das die Inflation befeuert. Denn wo Taylor Swift auftaucht, steigen die Preise, sind Hotels ausgebucht – und sogar Erwachsenenwindeln ausverkauft. Denn die Fans wollen während der Konzerte nicht für die Toiletten anstehen. Ob sich auch die Camperinnen in Buenos Aires Windeln gekauft haben, ist nicht bekannt.