Fentanyl
Tausende Tote – Neue Droge in Österreich angekommen
Fentanyl ist fünfzigmal stärker als Heroin. Mittlerweile ist das synthetische Opioid nicht nur in den USA auf den Straßen, sondern auch hierzulande.
Die Killer-Droge Fentanyl hat die USA fest im Griff. Reportagen aus Großstädten wie San Francisco zeigten diesen Sommer das Ausmaß des Elends: "Drogenabhängige liegen wie tote Tiere in den Büschen", hieß es etwa. Tatsächlich gibt es mittlerweile jedes Jahr Zehntausende Todesfälle aufgrund des synthetischen Opioids. 2022 starben 67.325 Menschen in den Vereinigten Staaten an einer Fentanyl-Überdosis. Mittlerweile ist klar: Die Droge ist auch in Europa angekommen.
Das Pulver wirkt bis zu fünfzigmal intensiver als Heroin. Dabei wissen viele Konsumentinnen und Konsumenten zunächst gar nicht, was sie einnehmen. Da Fentanyl leichter erhältlich und entsprechend erschwinglicher ist als andere Opioide, wird es oft als Streckmittel anderer illegaler Drogen wie Heroin, Kokain oder Amphetamin verwendet.
Fentanyl als Pflaster oder Pille
In Deutschland ist Fentanyl derzeit hauptsächlich noch in anderen Opioiden zu finden und noch nicht als alleinige Droge gängig. Laut der Sucht- und Drogenbeauftragten der deutschen Bundesregierung konnte 2022 bei 73 der 1.990 Rauschgifttoten Fentanyl nachgewiesen werden.
Nicht das einzige Nachbarland, in dem die synthetischen Droge bereits Thema ist: In der Schweiz tauchten 2023 erstmals vereinzelte Fälle auf. Im Umlauf dürften dort hauptsächlich Fentanyl-Pflaster sein, vermutet Marc Marthaler von Infodrog. "Aus diesen wird das Fentanyl herausgelöst, um es dann intravenös zu konsumieren." Aber auch als Pille und Streckmittel ist es im Umlauf.
Das ist Fentanyl
Fentanyl ist eigentlich ein Schmerzmittel und wird normalerweise bei starken und chronischen Schmerzen verschrieben – etwa in Pflasterform. Es ist ein Opioid und wirkt ähnlich wie zum Beispiel Morphin, Codein, Tramadol oder Oxycodon: schmerzstillend, entspannend und euphorisierend. Fentanyl ist aber fünfzigmal stärker als Heroin. Es wird auf der Straße etwa gespritzt oder als Streckmittel zu anderen Substanzen hinzugefügt.
Tödlicher Lückenfüller
Auch in Österreich gab es einen sprunghaften Anstieg bei den Drogentoten - 2021 waren es 235, 44 mehr als im Vorjahr. Welche illegalen Mittel genau hier einen Rolle spielen, ist nicht bekannt. Klar ist allerdings, "Fentanyl wird vereinzelt als "Ersatzdroge" verwendet, wenn andere 'Standarddrogen' gerade nicht zur Verfügung stehen", so Gottfried Jakober, Geschäftsführer der Suchthilfe Salzburg gegenüber "Heute".
"Fentanyl wird quasi als "Lückenfüller" eingesetzt bei sonstigem regelmäßigen Konsum von anderen Drogen." Dennoch spiele Fentanyl im Beratungskontext eine untergeordnete Rolle.
In Wien gibt es allerdings noch keine Meldungen über einen Fentanyl-Konsum, wie Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien auf "Heute"-Nachfrage erklärt. "Fentanyl ist bisher abseits der medikamentösen Verabreichung kein Thema in Wien." Die gleiche Antwort gibt es auch von der Sucht- und Drogenberatung Kolping.
In diesen Ländern drohen die heftigsten Drogen-Strafen
Das am häufigsten konsumierte illegale Opioid
Dennoch beobachte man die Situation mit Argusaugen: "Die internationalen Entwicklungen und Veränderungen der Substanzen werden weiterhin genau beobachtet. Wichtig ist, dass neben dem Austausch über Ländergrenzen hinweg auch die Prävention und Aufklärung flächendeckend stattfinden", so Lochner.
Am häufigsten konsumiert wird hierzulande immer noch Cannabis – mit großem Abstand zu allen anderen illegalen Drogen. Laut dem Europäischen Drogenbericht 2023 kommen in Österreich 22,7 Prozent der Menschen im Laufe ihres Erwachsenenlebens mit Cannabis in Berührung. Kokain wurde im vergangenen Jahr von geschätzten 6,2 Prozent der Erwachsenen hierzulande konsumiert.
Doch auch der Heroinkonsum ist der Einschätzung nach in Österreich hoch. Heroin ist nach wie vor das am häufigsten konsumierte illegale Opioid in Europa.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit illegalen Drogen?
Hier findest du Hilfe:
> Suchthilfe Wien
> Sucht- und Drogenberatung Kolping
> Suchthilfe Salzburg