Teuerungskrise
Supermarkt-Streit – jetzt fordert Handel Entschuldigung
Der Lebensmitteleinzelhandel sieht sich zu Unrecht von der Politik zum "Sündenbock" in der Teuerungskrise gemacht.
Österreichs große Supermarktketten haben sich nicht an stark gestiegenen Lebensmittelpreisen bereichert – zu diesem Schluss kommt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) in ihrem am Freitag vorgestellte Endbericht zur Branchenuntersuchung der gesamten österreichischen Lebensmittelwertschöpfungskette.
Die Teuerung an den Kassen habe nicht zu einem merkbaren Gewinnmargen-Plus geführt, heißt es darin. Das Fazit der BWB: "Insgesamt gibt es keine Hinweise dafür, dass vor dem Hintergrund steigender und hoher Inflation versucht worden wäre im Untersuchungszeitraum die Handelsspannen zu vergrößern".
„Daher erwarten wir uns von der Politik eine sofortige Entschuldigung“
Der Handelsverband sieht sich dadurch bestärkt und schießt sich frontal auf die Politik ein: "Die [...] Analysen der BWB bestätigen, dass [...] der Lebensmittelhandel nicht Verursacher, sondern selbst Betroffener der Teuerungskrise war bzw. weiterhin ist." Damit seien die "unsachlichen Anschuldigungen" der Bundesregierung und so mancher Oppositionspartei, die den Handel im Mai zum "Sündenbock" der Inflation bei Lebensmitteln gemacht hatten, "schwarz auf weiß widerlegt".
Gewinn floss an internationale Konzerne
"Der Bericht der Bundeswettbewerbsbehörde beweist nun das Gegenteil, daher erwarten wir uns von der Politik eine sofortige Entschuldigung", stellt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Freitag klar: "Gerade der Lebensmittelhandel ist der Einzige in der Wertschöpfungskette, der seine Gewinnmargen während der Teuerungskrise nicht erhöht hat." Profitiert hätten hingegen vor allem einige international tätige Hersteller.
Bei den im BWB-Bericht ebenfalls genannten fragwürdigen "Shrinkflation und Skimpflation"-Aktionen sieht der Handel die Lebensmittelindustrie gefordert, auf derartige Praktiken zu verzichten.
"Unsachliche Anschuldigungen unterlassen"
Auf der anderen Seite habe die BWB nun aufgedeckt, dass internationale Hersteller dem Lebensmitteleinzelhandel in Österreich systematisch höhere Preise verrechnen als etwa in Deutschland. Dies erkläre auch die Preisunterschiede bei Markenartikeln zwischen Österreich und Deutschland. Der Handelsverband fordert deshalb weiter ein Verbot Territorialer Lieferbeschränkungen.
"Die Politik ist nun gefordert, in der Diskussion um Lebensmittelpreise künftig unsachliche Anschuldigungen gegen heimische Händler zu unterlassen, endlich die Rolle der globalen Hersteller gründlicher zu beleuchten und Territoriale Lieferbeschränkungen in der EU zu verbieten. Das würde die europäischen Konsumentinnen und Konsumenten um 14 Milliarden Euro entlasten", so Will dazu.