IT-Guru vor Gericht
"Sunnyboy" suchte im Darknet Killer für seine Ex
Ein IT-Millionär soll als "Sunnyboy" im Darknet Killer für die Ex gesucht haben. Trotz der Bezahlung von 9.000 Dollar sei alles nur ein Spiel gewesen.
Schwerarbeit für die zwei renommierten Strafverteidiger Manfred Arbacher-Stöger und Rudolf Mayer am Dienstag am Landesgericht Wr. Neustadt: Denn ein 53-jähriger IT-Spezialist soll einen Killer für seine Ex gesucht haben, musste daher wegen Mordes bzw. Bestimmung zum Mord auf die Anklagebank.
Streit um Sohn
Der IT-Guru, der früher die gesamte Software für die Landes- und Bundekriminalämter in Deutschland gemacht hatte, in höchsten Kreisen verkehrt hatte und bei Ministern ein und aus ging, hatte einst mit seiner Ex-Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Sohn ein gutes Leben geführt. Nur: Im Jahr 2018 soll es zum Zerwürfnis gekommen sein, ein hässlicher Obsorge- und Kontaktrechtsstreit war die Folge.
Und aus Hass auf seine Ex soll sich der IT-Guru aus dem südlichen NÖ im Winter 2022/Frühjahr 2023 im Darknet nach einer "Lösung" umgesehen haben. Er soll laut Staatsanwaltschaft unter dem Pseudonym "Sunnyboy" auf der Seite "Online Killer-Market" einen Auftragsmörder für seine Ex gesucht haben. Dafür soll er eigens inseriert haben: Wie und wann die Frau sterben solle und wie die Zielperson aussehe. Dazu soll er auch die Daten der Frau und Fotos übermittelt haben.
Tödlicher Unfall am 1. Mai
Der Plan war: Die Frau sollte am 1. Mai 2023 von einem Auto tödlich erfasst werden, der mutmaßliche Mord sollte als Unfall getarnt sein. Nach einer Geldüberweisung von 9.000 Dollar in Bitcoins wurde der Mann im Zuge der "Operation Darknet" am 30. April, also einen Tag vor der mutmaßlich geplanten Tat, festgenommen.
Der IT-Experte stellte beim Prozess die Sache ganz anders dar: Es sei nur eine "blöde Spielerei" gewesen. "Meinem Mandanten war klar, dass diese Website ein Fake ist. Im Zuge eines Obsorgestreits mit seiner Ex-Lebensgefährtin habe er sich ohnmächtig gefühlt. Das Schreiben auf dieser Website hat ihn wie eine Art Reality-Computerspiel erleichtert. Er wollte niemals, dass etwas in die Tat umgesetzt wird“, so Verteidiger Rudolf Mayer bemüht fantasiereich vor dem Prozess gegenüber dem "ORF NÖ".
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Er habe sich im Darknet laut Anwalt Arbacher-Stöger lediglich abreagieren wollen, um für seinen Sohn eine bessere Stütze zu sein. Der Mandant habe alles so lebensnah wie möglich aussehen lassen wollen. Doch laut Staatsanwaltschaft seien auch Chats gesichert worden. In denen soll der Angeklagte die Dringlichkeit des Auftrages betont haben und behauptet haben, dass die Zielperson Kinder quäle.
Die Ex-Partnerin tippte, nachdem sie mit dem möglichen Mordkomplott von den Beamten konfrontiert worden war, sofort auf ihren Ex. Sie wurde unter Polizeischutz gestellt, litt in der Folge unter Todesangst. Die 45-Jährige habe sich wie im schlechten Film gefühlt.
Beim Prozess waren zahlreiche Zeugen (darunter die Ex-Partnerin), drei Polizisten sowie eine Sachverständige geladen. Die psychiatrische Sachverständige Sigrun Roßmanith beschrieb den Angeklagten als "hochbegabt". Ihrem Gutachten zufolge ist er zurechnungsfähig. Das Urteil: 15 Jahre Haft, nicht rechtskräftig.