Bis 2025
Stufenplan soll für mehr Qualität in Wiens Kigas sorgen
Nach Skandalen in Wiens Kindergärten folgen Maßnahmen. Mehr Geld, mehr Assistenzstunden und Verbesserungen für Kinder mit Behinderungen sind geplant.
Schon seit Jahresanfang läuft der Dialog Elementarpädagogik: Träger von privaten und städtischen Kindergärten haben gemeinsam Konzepte zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in Kindergärten erarbeitet. Und das ist offenbar dringend nötig, denn seit langem klagen Kiga-Mitarbeiter über Überlastung und schlechte Arbeitsbedingungen. Am 24. Oktober streiken die privaten und die städtischen Kindergärten in Wien. Die Pädagoginnen und Pädagogen fordern mehr Personal und mehr Geld.
Umsetzung bis 2025
"Der neue Stufenplan Elementarpädagogik ist ein wichtiger Schritt für alle Wiener Kindergärten. Mit dem Stufenplan verbessern wir schrittweise die Qualität in den Wiener Kindergärten. Denn jedes Kind, das in einen Wiener Kindergarten geht, soll die besten Bildungschancen erhalten", so Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr bei der Präsentation der Maßnahmen.
5-Stufen-Plan für mehr Qualität
- 1
Mehr Geld
Mit finanziellen Mitteln will man das Platzangebot in Wiens Kindergärten sicherstellen. 2023 wurden 990 Millionen Euro investiert, 2025 sollen es schätzungsweise 1,23 Milliarden werden. Das Budget soll in den nächsten Jahren also um 24 Prozent wachsen. - 2
Aufstockung der Assistentenstunden
Statt bisher jeweils 40 Stunden pro Woche werden die Assistentenstunden in Kleinkindergruppen auf 55 Stunden, in Familiengruppen auf 50 Stunden pro Woche angehoben. Den Assistenten soll es so ermöglicht werden, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen. In städtischen Kindergärten sollen außerdem zusätzliche Reinigungskräfte eingestellt werden, um die Assistenten (die bisher oft Reinigungsarbeiten verrichtet haben) zusätzlich zu entlasten. - 3
Verbesserung für Kinder mit Behinderungen
Als erste Anlaufstelle soll eine Kompetenzstelle Inklusion Elementarbereich aufgebaut werden, die als zentrale Schnittstelle zwischen Betreibern, Familien und Experten dienen soll. Die Anzeigepflicht von Einzelintegration soll novelliert werden, damit ein entsprechendes Rahmenkonzept und mehr Finanzierung möglich werden. - 4
Gemeinsame Informationsplattform
Auf dieser sollen alle Betreiber von elementaren Bildungsplätzen ihr Angebot vorstellen können. Die Eltern haben dann Zugriff auf diese Plattform und können nach verschiedenen Kategorien den besten Platz für ihr Kind finden. - 5
Workshops
Sie sollen die Zusammenarbeit und Informationsfluss zwischen Behörden und Betreibern verbessern. Geplant sind etwa Workshops zu Behördenvorgaben, Open Spaces zum Austausch, die Überarbeitung der allgemeinen Geschäftsbedingungen und verstärkte Zusammenarbeiten mit verschiedenen Stakeholdern, wie etwa Schulen, dem WAFF oder dem AMS.
Geplant ist die Umsetzung des Plans bis 2025. Aktuell fehlen in Wien über 300 Elementarpädagogen, dafür habe man einen Überschuss von 270 Assistenten, die diese Pädagogen bisher ersetzen. Für sie ist auch eine Aufqualifizierungsoffensive geplant. Aktuell liege das Augenmerk darauf, den Stufenplan umzusetzen. Sobald das funktioniere, könne man ab 2026 auch über Gruppenverkleinerungen nachdenken, so Wiederkehr.
"Große Themen weiterhin ausgespart"
Der Plan sorgt aber nicht nur für Freude. Die Grünen sehen zwar einen Schritt in die richtige Richtung, allerdings ist er ihnen zu klein. "Die großen Themen bleiben weiterhin ausgespart. Es fehlen weiterhin ein Stufenplan für mehr Pädagoginnen und Pädagogen, kleinere Gruppen, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, mehr Vorbereitungszeit für Pädagogen, eine bessere Bezahlung für alle sowie eine Platzgarantie für Kinder mit Behinderungen", kritisieren Wiens Grüne Bildungssprecher Julia Malle und Felix Stadler
Deutlicher fällt die Kritik bei der Wiener Volkspartei aus. Bildungssprecher Harald Zierfuß nennt die Maßnahmen einen "PR-Stufen-Plan", indem die wichtigste Stufe vergessen worden sei. Ihm fehlt weiterhin eine angestrebte Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels in Wiens Kindergärten.