Nicht harmloser als Tschick

Studie: So verändern E-Zigaretten unsere Zellen

Forscher der Uni Innsbruck warnen in einer neuen Studie vor den Auswirkungen der angeblich harmlosen E-Zigaretten. Die wichtigsten Erkenntnisse.

Studie: So verändern E-Zigaretten unsere Zellen
"Wir konnten zeigen, dass elektrische Zigaretten genau dieselben Veränderungen des Zellprogramms verursachen wie das normale Rauchen", so Studienleiter Martin Widschwendter. (Symbolbild).
Marijan Murat / dpa / picturedesk.com

Zunächst als gesündere Alternative zu Zigaretten angepriesen, stellt sich nun nach und nach durch verschiedenste Untersuchungen heraus, dass dem doch nicht so sein dürfte. Innsbrucker Wissenschaftler konnten jetzt beweisen, dass E-Zigaretten unsere Zellen ähnlich krebsartig verändern wie Zigaretten.

In der Studie wurde die Wirkung von Tabak und E-Zigaretten, bei denen der Tabak nicht verbrennt, sondern verdampft wird, untersucht. Genauer gesagt: Dessen Wirkung auf das Epigenom, also das Zellprogramm von verschiedenen Zellen untersucht und verglichen. Nämlich auf Zellen, die dem Tabak direkt ausgesetzt sind (z. B. aus der Mundhöhle) und auf Zellen, die dem Tabak indirekt ausgesetzt sind (z. B. Gebärmutterhalszellen oder Zellen im Blut). Das Epigenom, vorstellbar als "eine Schicht aus Informationen", die die DNA überlagert, könne sich im Laufe des Lebens durch eine Vielzahl genetischer und nicht-genetischer Faktoren, z.B. Alterung oder Lebensweise, verändern. Die Forscher analysierten dabei mehr als 5300 Proben von rund 4000 Personen. "Das waren etwa Blutproben, Speichel, Mund- oder Gebärmutterhalsabstriche", erklärt der österreichische Arzt und Studienforscher Martin Widschwendter.

Ähnliche Schäden an der Zelle

Epigenetischen Veränderungen blieben "in vielen Zellen jahrelang stabil". Sie verrieten den Wissenschaftlern die Rauchvergangenheit der Personen. Bei Proben der Mundschleimhaut gelang es, mit einer Genauigkeit von über 90 Prozent abzulesen, ob eine Person raucht, früher geraucht hat oder niemals geraucht hat. Anhand der Epithelzellen im Mund konnte auch ähnlich genau festgestellt werden, ob eine Person E-Zigaretten oder Oraltabak konsumiert.

Tabakprodukte verursachen in Epithelzellen ähnliche Veränderungen wie in Krebszellen. Ebensolche Veränderungen traten auch bei den Epithelzellen im Mund jener auf, die E-Zigaretten oder Oraltabak konsumierten. "Selbst wenn Konsumenten von E-Zigaretten vorher kaum Zigaretten geraucht haben, beobachten wir in ihnen sehr ähnliche Veränderungen", so Widschwendter. "Wir konnten zeigen, dass elektrische Zigaretten genau dieselben Veränderungen des Zellprogramms verursachen wie das normale Rauchen". Durch die Studie konnten erste Hinweise geliefert werden, dass das Rauchen von E-Zigaretten auch zu einer Krebsentwicklung führen kann. "Dass E-Zigaretten ein wesentlich geringeres Krebsrisiko bedingen als normale Zigaretten, wie bis jetzt behauptet wurde, kann durch unsere Studie nicht bestätigt werden", so der Experte.

Auswirkungen erst in 10 bis 20 Jahren sichtbar

Tabakrauch enthält etwa 7000 verschiedene Substanzen, viele davon sind Toxine, also Gifte. E-Zigaretten-Dampf enthält vermutlich deutlich weniger Toxine. Aber: "Weniger Toxine heißt nicht gleich besser respektive gesünder. Denn diese Schadstoffe führen zu sehr ähnlichen Effekten an der Zelle wie die Schadstoffe im Nikotinrauch", betont Widschwendter.

Da E-Zigaretten jeglicher Art erst seit 2007 im Umlauf sind, konnten noch keine Langzeituntersuchungen unternommen werden. Die genauen Auswirkungen können laut Widschwendter erst in den nächsten 10 bis 20 Jahren beobachtet werden. "Wir können zwar sagen, dass das Dampfen von elektronischen Zigaretten zu Veränderungen führt, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Aber ob E-Zigaretten tatsächlich Krebs verursachen, kann derzeit noch nicht mit Sicherheit bestimmt werden."
Zudem wurde bei der Studie keine Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen E-Zigaretten gemacht. Ob also das Verdampfen von Liquids weniger schädlich ist als das Erhitzen von Tabak, kann nicht gesagt werden. Weiter wurde nur der Effekt der Krebsentwicklung untersucht und nicht andere Auswirkungen, wie der Effekt von Teer in Nikotinzigaretten.

red, 20 Minuten
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