"Anruf-Tiraden" 

Streit ums Testament: Wienerin wird zur Stalkerin

Eine Juristin (54) fühlt sich um ihr Erbe betrogen. Seither soll sie ihre Tochter und Schwester sowie Kammer-Mitarbeiter beharrlich verfolgen. 

Wien Heute
Streit ums Testament: Wienerin wird zur Stalkerin
Eine 54-jährige Wienerin soll ihre Familie gestalkt haben, nachdem sie die Hälfte ihres Erbes verlor.
iStock (Symbol)

Der Streit ums Geld zerrüttete eine Wiener Familie - und wird nun weiter vor Gericht ausgetragen. Eine Juristin soll ihre Tochter und Schwester über Monate gestalkt haben, weil sie weniger geerbt hatte als erhofft. Die Mutter der Angeklagten hatte ihr Testament 2021 zu Ungunsten der 54-Jährigen geändert, die dadurch nur die Hälfte des ursprünglich ausgemachten Betrages bekam. Die Begründung der Erblasserin: Ihre Tochter habe sich nicht ausreichend um sie gekündigt – ganz im Gegensatz zu deren Schwester.

Doch das wollte die Angeklagte nicht hinnehmen. Sie behauptete, ihr eigenes Kind hätte die Oma "zum Notar geschleppt" und sie mit der Änderung "überrumpelt." Die Folge: Die 54-Jährige terrorisierte ihre eigene Familie telefonisch über zwei Jahre lang. "Ich kann mich nicht so genau erinnern, das ist so lange her", entgegnete die Enterbte. "Das sind Anruf-Tiraden. Sie haben die Tochter und ihre Schwester mit Anrufen geradezu bombardiert", hieß es jedoch von Richterin Martina Krainz. Die Wienerin habe aus "Ohnmacht und Zorn" gehandelt, entgegnete ihr Verteidiger, der die Häufigkeit der Anrufe herunterspielte.

Wüste Beschimpfungen: "War gekränkt"

Doch nicht nur die engsten Verwandten der Juristin bekamen ihren Frust zu spüren. Auch Funktionäre der Wirtschaftskammer sollen von der 54-Jährigen gestalkt bzw. verbal attackiert worden sein. Die Angeklagte, die zuletzt als Immobilien-Maklerin arbeitete, war vor dem Erbstreit mit ihrer Firma in Konkurs gegangen. Ohne das Geld ihrer Mutter sah ihre finanzielle Situation bedrückend aus. Weil sie sich auch von der WKO im Stich gelassen fühlte, soll sie einen Kommerzialrat über Facebook und WhatsApp wüst beschimpft haben.

"Das waren Kontaktversuche im Rahmen meines Konflikt-Managements", rechtfertigte sich die Angeklagte. Weil sie sich hilflos fühlte, sei ihr wohl das "eine oder andere Schimpfwort zu später Stunde" ausgekommen, berichtet "Vienna.at". Eine Kollegin des WKO-Mitarbeiters soll die 54-Jährige "Kanaille" genannt haben, sie um eine Provision gebeten und dabei mit dem Tod bedroht haben. "Das Wording war unangemessen. Ich war gekränkt. Ich habe wahrscheinlich überreagiert", gab die Juristin zu Protokoll.

Die Verhandlung, die für vergangenen Montag am Wiener Landesgericht anberaumt war, musste auf Mitte Februar vertagt werden. Dabei sollen Zeugen zu Wort kommen, die das Verhalten der finanziell enttäuschten Wienerin genauer beleuchten.

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