Wien

Stolz auf Wien: Weitere Betriebe werden "verstadtlicht"

Nach wie vor kämpfen Wiens Betriebe mit den Auswirkungen der Coronakrise. Die Stadt erweitert die Hilfe und übernimmt Anteile bei weiteren Firmen.

Louis Kraft
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"Stolz auf Wien"-Erfinder, Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (vorne, 3.v.l) mit WKW-Präsident Walter Ruck (vorne, 2.v.r.) und den Vertretern der fünf Neuzugänge.
"Stolz auf Wien"-Erfinder, Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (vorne, 3.v.l) mit WKW-Präsident Walter Ruck (vorne, 2.v.r.) und den Vertretern der fünf Neuzugänge.
Raphael Fasching

Um corona-gebeutelten Wiener Betrieben durch die Krise zu helfen, startete die Stadt Wien im Jahr 2020 das Projekt "Stolz auf Wien". Durch den zeitlich begrenzten Einstieg der Stadt bekommen die Unternehmen frisches Kapital, die Sicherung von Arbeitsplätzen steht dabei im Mittelpunkt. Im Vorjahr kam mit der "Stolz auf Wien II" ein eigener Topf für die stark betroffene Gastro- und Hotelleriebranche dazu.

Von den bisherigen Investitionen in Höhe von rund 13 Millionen Euro profitierten seit Projektstart 27 Unternehmen. Nun kommen fünf weitere Firmen dazu. Die Stadt greift den Wiener Firmen mit weiteren 2,8 Millionen Euro unter die Arme.

Hanke: "Bisher wurden 539 Arbeitsplätze gesichert"

"In der letzten Runde konnten 48 Arbeitsplätze am Wirtschaftsstandort Wien gesichert werden, insgesamt seit Projektbeginn 539.  'Stolz auf Wien' zeigt, wie gelebte Sozialpartnerschaft in Wien umgesetzt wird. Die Wiener Unternehmer haben das klare Bewusstsein weiter zu wirtschaften und brauchen daher eine nachhaltig starke Partnerschaft auf Zeit", erklärt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) bei einem Treffen der "Stolz auf Wien"-Unternehmer im Rathaus.

Der Fokus der "Stolz auf Wien"-Initiative lag auf einer nachhaltigen Wirtschaftshilfe mit langfristigen Effekten, ergänzt der Präsident der Wirtschaftskammer Wien, Walter Ruck, der betont: "Ich freue mich, dass dies nun bereits für einige Unternehmen gelungen ist". 

"Hilfe zur Selbsthilfe" für Firmen mit innovativen Konzepten

Neu bei den Zielunternehmen der Bereiche Gastronomie und Hotellerie ist die Danube Waterfront GmbH – Gastronomie. Die Gesellschaft betreibt das am Wiener Donaukanal gelegene Lokal "Taste!". Dieses versteht sich als Plattform für innovative Gastronomiekooperationen und  -konzepte. Dabei erhalten etablierte Gastronomen mit innovativen Ideen im Zuge einer Zusammenarbeit mit “Taste!” die Möglichkeit, neue Konzepte mit wenig finanziellen Aufwand und Risiko am Standort Donaukanal für einen begrenzten Zeitraum zu testen. Für die Gäste ergibt sich daraus aus kulinarischer Sicht ein von Saison zu Saison wechselndes, immer zeitgemäßes Streetfood-Angebot.

Vier Neuzugänge gibt es in der Kategorie "Alle Branchen". Dazu zählt etwa die "Noe Consultians GmbH & Co. KG", die ganzheitliche Lösungen für IT- und Prozesslandschaften anbietet sowie die "Helioz GmbH", die im Bereich der Wasserdesinfektion, der Entwicklung von Klimaprojekten und der daraus resultierenden CO2-Kompensation tätig ist. Das Unternehmen hat das "WADI"-Gerät entwickelt, das eine CO2-schonende Aufbereitung von Trinkwasser ermöglicht und betroffenen Menschen in Klimaprojekten kostenlos zur Verfügung gestellt werden kann. 

Hilfe für "fliegende" Beleuchtungswartung und Lebensmittel-Anlagen

Weiters unter dem Schutzschirm der "Teilverstadtlichung" ist nun auch die "Luxlift Handels GmbH Produktion und Handel". Deren innovative Beleuchtungslifte ermöglichen die Wartung von Beleuchtungskörpern in großer Höhe, also etwa in Veranstaltungshallen oder Bahnhöfen. Luxlift hat einen neuen Beleuchtungslift entwickelt, der zusätzlich zum Absenken auch eine Schwenkfunktion hat. Dies ist insbesondere für die Wartung von Beleuchtungen über Gleisanlagen notwendig und eröffnet damit einen neuen wichtigen Einsatzmarkt.

Energieeffizienter Anlagenbau ist die Expertise der "Edtmayer Systemtechnik GmbH Anlagenbau". Die Gesellschaft hat sich auf Verfahrenstechnik im Bereich Lebensmittel spezialisiert, der Fokus liegt auf Energieversorgung, Abwasser, Dampf, Wärme, Kälte. Das Unternehmen ist einer der wichtigen Player im österreichischen Markt mit einer Vielzahl von Top-Kunden aus der Nahrungsmittelbranche wie z.B. Manner, NÖM, Masterfood.

So kommen betroffene Unternehmen zur Stadt-Beteiligung

Die Bewerbung von Unternehmen für eine Teilübernahme der Stadt ist weiter möglich. Der Prozess erfolgt in vier Stufen. Nach einer unverbindlichen Voranmeldung (online hier möglich) wird der Betrieb einem ersten Screening unterzogen und zur Detailprüfung an Wirtschaftsprüfungskanzleien weitergegeben. Nach positiver Prüfung gibt der Beirat eine finale Handlungsempfehlung an die Geschäftsführung der "Stolz auf Wien" ab. Schließlich folgen Ausarbeitung und Abschluss des Beteiligungsvertrags. Dabei werden Unternehmensdarstellung, Businessplan und Firmendaten abgefragt. 

Temporärer Stadt-Einstieg bis maximal 20 Prozent

Bei positivem Abschluss des Beteiligungsprozesses erwirbt "Stolz auf Wien2" einen Anteil von maximal 20 Prozent am Unternehmen. Im Gegenzug erhält der Betrieb zusätzliches Eigenkapital. Gleichzeitig behält der Unternehmer die volle Flexibilität und kann die Anteile innerhalb von sieben Jahren jederzeit zurückkaufen. Die Konditionen des Ausstiegs werden durch ein Bewertungsgutachten ermittelt, dessen Parameter bereits bei Abschluss der Beteiligung festgelegt werden.

Seit 2021 gibt es zudem noch einen eigenen Topf für die stark betroffene Gastro- und Hotelleriebranche. Die Gesellschaft erwirbt dabei attraktiv verzinste Genussrechte an Wiener Firmen. Jedes Unternehmen wird mit bis zu 300.000 Euro unterstützt. In diesem speziellen Segment befinden sich derzeit etwa das "Cafè Ritter", die Tschauner Bühne (beides Ottakring) oder das "Grand Café" am Alsergrund. 

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