Gravierende Änderung
"Stift und Maßband obsolet" – IKEA-Chefin erklärt Aus
Trotz schwieriger Wirtschaftslage fährt Ikea erstmals eine Umsatz-Milliarde ein. Künftig wird mehr digitalisiert, den Kult-Bleistiften droht das Aus.
Die IKEA-Kassen klingeln trotz massiver Teuerung in vielen Bereichen, die dem heimischen Möbelmarkt merklich zusetzen. Im mit 31. August abgelaufenen Geschäftsjahr hatte der blau-gelbe Einrichtungshaus seine Preise wegen der stark gestiegenen Kosten für Energie, Logistik und Personal die Preise anpassen müssen.
Dennoch wuchs der Kundenstrom in den Filialen um rund zwölf Prozent an, erstmals wurde in Österreich auch die Umsatz-Milliarde geknackt. "Der Bedarf an Gegenständen und Möbeln ist da. Das Zuhause soll gemütlich, schön und funktional sein. Diese Wünsche zu finanzieren, ist derzeit aber für viele eine Herausforderung", weiß Ikeas neue Österreich-Finanzchefin Nicole Reitinger.
Sie ist seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen tätig und hat Anfang Oktober die Budget-Verantwortung übernommen. Davor war die Hausruckviertlerin seit Jänner 2022 für die Gesamtentwicklung in den Bereichen Expansion, Innovation, Transformation und Nachhaltigkeit Ikeas zuständig gewesen.
"Neue Kundengruppen ansprechen"
In einem am 25. Oktober 2023 in den "Oberösterreichischen Nachrichten" veröffentlichten Bericht betont Reitinger, dass Ikea "Teil einer positiven Spirale" auf dem schrumpfenden Möbelmarkt sein wolle. Auch bei den Preisen habe man am 1. Jänner eine Trendwende eingeleitet, die Preise für 2.000 Produkte bis Oktober gesenkt: "Wir wollen leistbar bleiben und auch neue Kundengruppen ansprechen."
Das soll auch im neuen Geschäftsjahr weitergeführt werden. Rund 20 Millionen Euro werden dafür abgestellt, um die Endkundenpreise zu drücken. Besonderen Fokus solle auf Küchen liegen, wo die Nachfrage zuletzt verhalten gewesen sei. Im Vorjahr weiter gut gefragt seien die "Klassiker" im Bereich Aufbewahren und Organisieren gewesen.
Das Onlinegeschäft will das schwedische Unternehmen kontinuierlich weiter ausbauen, ein Viertel des Umsatzes werde bereits jetzt online erzielt. Die Eröffnung weiterer Filialen – derzeit gibt es acht in Österreich – ist derzeit nicht geplant, dafür aber der Ausbau von Planungsstudios und Abholstationen.
„Das wird Zettel, Stift und Maßband obsolet machen.“
App ersetzt bald Zettel und Stift
Schlüssel zum Erfolg sei laut OÖN-Interview das Wechselspiel zwischen realem Möbelhaus und online Shop. "Der Kunde bleibt nicht bei einem Kanal, sondern wechselt hin und her", erklärt Reitinger das heimische Shopping-Verhalten. Deshalb sollen auch die Ikea-App umfassender und etwa über ein integriertes Navigationssystem den Weg durch das Ausstellungslabyrinth weisen.
Und: Kunden sollen schon ab Herbst selber planen und messen können. Damit droht einem kultigen Ikea-Klassiker das Aus: "Das wird Zettel, Stift und Maßband obsolet machen".