"Geschmacklos"

Stiefel, Rucksack, Kondom – Mann verkauft Nazi-Sammlung

All diese Sachen gehörten Soldaten der Nazi-Diktatur. Jetzt will der aktuelle Besitzer damit Geld machen.

Michael Pollak
Stiefel, Rucksack, Kondom – Mann verkauft Nazi-Sammlung
Aus dem Konzentrationslager Melk (Außenlager von Mauthausen - Foto) stammt der angebotene Schienwerfer.
Daniel Scharinger / picturedesk.com

Brisant. Auf willhaben finden sich Dutzende Artikel aus einer privaten Wehrmachts-Sammlung. Da gibt es etwa den typischen "Stahlhelm Glocke in unberührtem Zustand" um 150 Euro. Angeboten werden auch "original Halbschuhe der Wehrmacht aus dem WK 2 – selten!" um 200 Euro.

Eine "Dienstvorschrift Kasernen-, Stuben- und Schrankordnung" kostet 30 Euro. Inhalt: "Alles Wissenswerte für den Soldaten".

Um 12 Euro zu haben: „Kondome der Wehrmacht." Dazu schreibt der Anbieter: "Preis gilt pro Packung - habe noch rund 15 Packungen in meiner Sammlung, die ich nun komplett auflöse."

Scheinwerfer aus dem KZ-Melk um 600 Euro

Ein Original-Stück aus dem Konzentrationslager Melk war auch im Verkauf: ein Scheinwerfer "top seltene Gelegenheit" um 600 Euro. Dieses Produkt nahm der Anbieter wieder offline.

All diese Stücke und noch viele mehr werden von einer Person aus Melk (NÖ) angeboten. Als Grund wird "Sammlungsauflösung" angegeben.

Wir haben beim Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) nachgefragt, ob es überhaupt legal ist, solche Objekte zu verkaufen. "Es ist für uns schwer zu beurteilen, ob ein Anfangsverdacht besteht, da diese Einschätzung der Staatsanwaltschaft obliegt", sagt Jakob Rosenberg vom DÖW.

"Es stellt sich allerdings die Frage, woher die Gegenstände stammen – und ob diese rechtmäßig erworben wurden. Wenn es sich tatsächlich um die Scheinwerfer eines KZ-Außenlagers handeln sollte, sollten sich diese nie auf dem freien Markt befunden haben. Selbst wenn der versuchte Verkauf keine strafrechtliche Relevanz haben sollte, ist er aber jedenfalls geschmacklos und zu verurteilen", sagt er weiter zu "Heute".

"Fragwürdig, geschmacklos und respektlos"

"Die Idee, mit Gegenständen aus einem Konzentrationslager Geschäfte machen zu wollen, ist in meinen Augen mehr als fragwürdig, geschmacklos und respektlos gegenüber all den Opfern der Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten", sagt auch Alexander Hauer, Obmann des Melker Gedenkvereins MERKwürdig - Zeithistorisches Zentrum Melk zur NÖN.

Er meint, solche Institutionen wie eben die seine bekommen, um "die Schicksale und das Leid der Opfer … zu thematisieren."

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    Unsplash / Leserreporter

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Mann aus Melk (NÖ) verkauft auf der Plattform willhaben eine Sammlung von Wehrmachtsgegenständen, darunter Stahlhelme, Halbschuhe und sogar Kondome aus der Nazi-Zeit
    • Der Verkauf dieser Objekte, insbesondere eines Scheinwerfers aus einem Konzentrationslager, wird von Experten als geschmacklos und respektlos gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus verurteilt
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