Nachhaltig und robust
Start-up macht Kleidung aus Menschenhaar
Das holländische Start-up Human Material Loop fertigt Garn und Stoffe aus Menschenhaar. Auch Kleidungsstücke hat es daraus hergestellt.
Wir sind es gewohnt, dass unsere Kleidung aus Baumwolle oder Tierwolle hergestellt wird – lässt man die synthetischen Fasern mal beiseite. Diese Tradition hat sich im Laufe der Jahrhunderte bewährt. Das niederländische Start-up Human Material Loop will einen neuen Weg gehen und mit Menschenhaar die Modeindustrie revolutionieren. Aus Menschenhaar hat es bereits Prototypen von Mänteln, Pullovern und Blazern aus Menschenhaar hergestellt.
Potenzial des Haares
Gegenüber CNN sagte Mitbegründerin Zsofia Kollar, dass sie schon lange vom Potenzial des Haars als Stoff fasziniert gewesen sei. "Wie sehr wir uns um unser Haar kümmern, aber sobald es abgeschnitten ist, sind wir so angewidert davon". Ähnlich wie Wolle oder Alpaka besteht menschliches Haar größtenteils aus Keratinprotein-Fasern und bietet daher die gleichen Vorteile wie Wärmehaltung und Geruchsbindung. Ein natürlicher Rohstoff, der zu 100 Prozent biologisch abbaubar und antiallergisch ist. Und vor allem: Er wächst direkt auf unseren Köpfen, verbraucht keine weiteren Flächen und kein Wasser.
Nicht viel anders
Kollar erklärt, dass die Verwendung des Haarstoffs nicht viel anders ist als das Stricken eines Pullovers aus einem beliebigen anderen Material. Demnach wird das Haar mithilfe chemischer Prozesse gereinigt, und Farbe und Textur so verändert, dass es zu Garn gesponnen werden kann.
Der erste Prototyp von Human Material Loop war ein Pullover, der sich wie Wolle anfühlte. Seitdem hat das Unternehmen weitere Prototypen getestet, darunter einen mit Haaren gefüllten Outdoor-Mantel zur Wärmeisolierung, der bei einer Expedition zum Aconcagua, dem höchsten Berg Argentiniens, unter rauen Bedingungen erprobt wurde.
Nachhaltig und robust
"Wir wissen, dass die meisten Menschen noch nicht bereit sind, menschliches Haar am Körper zu tragen", sagte Kollar. Aber sie glaubt, dass die Idee in der Öffentlichkeit wachsen könnte. Für Kollar geht es beim Tragen eines Pullovers aus Echthaar nicht nur um die Neuheit oder den Aspekt der Nachhaltigkeit. Sie argumentiert, dass Echthaar ein unglaublich haltbares Material ist. Dabei ist die Tradition, Menschenhaar als Textil zu verwenden, historisch belegt.
Aktuell verkauft das Unternehmen selbst keine Produkte aus Menschenhaar, sondern fertigt Fasern, Garne und Textilien für andere Firmen, die dann daraus Produkte machen. "Derzeit führen wir mehrere Pilotprojekte mit einer breiten Palette von Produkten durch, vor allem in den Bereichen Innenausstattung und Mode", erklärt Gründerin Kollar gegenüber Utopia. Das Start-up bezieht seinen Rohstoff, also die Haare, aus Friseursalons in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg und verwendet abgeschnittenes oder abgebrochenes Haar, weil es nach eigenen Angaben keine Kern-DNA enthält, die eine Person identifizieren könnte.