Keine Insolvenz
Stark belastet, doch Oberlaaer Dorfwirt sperrt nicht zu
Trotz finanzieller Belastungen will das beliebte Gasthaus weitermachen. Mit neuen Ideen geht es weiter. An der Qualität will man nicht sparen.
"Wir haben nach wie vor sehr viele Gäste, welche stark verunsichert sind, ob wir zusperren", so Gastronomin Barbara Wieselthaler zu "Heute". "Um dem etwas entgegenzuwirken haben nun wir eine Postwurfsendung geplant." Mit frischem Wind will der Dorfwirt nun neu durchstarten. "Von Mai bis August werfen wir an jedem zweiten Donnerstag für die Gäste den Griller an."
Der beliebte Familienbetrieb Oberlaaer Dorfwirt ist für seine regionale, gutbürgerliche Küche bekannt und hat viele Stammgäste. In den vergangenen fünf Jahren wurde der 1895 erbaute und seit 48 Jahren von der Familie Mötzl geführte Betrieb auf mehrere harte Proben gestellt. Am 9. Februar titelte die "Heute", der Betrieb müsse zusperren – doch das stimmt nicht. "Mit frischem Wind bleibt der Oberlaaer Dorf-Wirt weiterhin in Familienbesitz, um die Gäste mit unserem gewohnt hohen Qualitätsstandard in gemütlicher Atmosphäre zu verwöhnen."
Druck ja - Ende nein
So korrigierten die Dorfwirtinnen Barbara Wieselthaler und Monika Mötzl im Gespräch mit "Heute": Es sei in den letzten Jahren sehr viel an Belastungen zusammengekommen. "Aber dennoch geben wir nicht auf. Durch geänderte Öffnungszeiten wollen wir Kosten sparen und die Effizienz steigern. An der Qualität zu sparen, kommt für uns nicht in Frage. Wir kochen für unsere Gäste weiterhin frische und ehrliche Gerichte."
Das Parken wurde teurer als das Essen im Gasthaus – die Kunden blieben aus
Begonnen habe alles mit der Einführung der Kurzparkzone. "Dadurch ist ein Großteil unserer niederösterreichischen Gäste ausgeblieben. Denn wenn das Parken mehr kostet als das Essen oder der Kaffee, wird es unlustig. Einen hauseigenen Parkplatz oder ein Grundstück, das wir dafür verwenden könnten, haben wir leider nicht."
Dann seien die behördlichen Schließungen im Zuge der Corona-Pandemie hinzugekommen. "Dadurch konnten wir den günstigen ÖHT Kredit nicht mehr pünktlich bedienen und mussten auf einen teureren Bankkredit umschulden, mit wesentlich höheren Zinsen. Nach Corona kam dann eine Ausweitung der Kurzparkzeiten von 19 auf 22 Uhr, was nun auch viele Feiern an Donnerstag- oder Freitagabend unmöglich machte."
Kurzparkzone, Lockdown, Teuerungen – Gastronomen unter Druck
Anschließend seien die Teuerungen im Energiebereich gekommen. "Wir heizen und kochen mit Gas". Zudem stiegen die Lebensmittelpreise, "welche bei uns naturgemäß einen sehr hohen Heben haben". Auch die Getränkepreise gingen in die Höhe. Zusätzlich sei auch Dinge wie Toilettenpapier, Servietten und Reinigungsmaterialien sehr viel teurer geworden. Ebenfalls schlugen die Erhöhungen der Löhne zu Buche.
"Und als wäre das alles nicht genug, wurde im letzten Jahr die Schutzzone in Oberlaa ausgeweitet. In unserem konkreten Fall bedeutet das, dass unsere Grundstücke im Wert um etwa die Hälfte gesunken sind und die Kredite nun nicht mehr ganz abdecken – wie bei einer Enteignung." Die Verbindlichkeiten stiegen zugleich rasant an – die Insolvenzantragstellung war die letzte Konsequenz. Es ist dennoch geplant, das Unternehmen fortzuführen.
Donnerstag bis Samstag
von 11 bis 22 Uhr (Küche bis 21 Uhr)
Sonntag und Feiertag
von 11 bis 20 Uhr (Küche bis 19 Uhr)
Sommerpause von 8. bis 17. Juli
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Trotz finanzieller Belastungen und Druck durch behördliche Schließungen und Teuerungen plant der Oberlaaer Dorfwirt, ein beliebtes Gasthaus, weiterzumachen
- Mit neuen Ideen und geänderten Öffnungszeiten wollen die Betreiberinnen Kosten sparen und die Effizienz steigern, ohne dabei an der Qualität zu sparen
- Trotz steigender Verbindlichkeiten und der Insolvenzantragstellung ist geplant, das Unternehmen fortzuführen und den Gläubigern ein Sanierungsplan anzubieten